Ex-Landesparteisekretär Deutsch warnt Wiener SPÖ

Christian Deutsch mit Michael Häupl
Nach der Niederlage bei der Wahl in Graz: "So schaut's aus, wenn SP-Langzeit-Bgm. Nachfolge nicht rechtzeitig regeln & loslassen."

Ex-Landesparteisekretär Christian Deutsch stellt der Wiener SPÖ den Niedergang der Grazer Parteikollegen (mehr dazu hier) als Rute ins Fenster: "So schaut's aus, wenn SP-Langzeit-Bgm. Nachfolge nicht rechtzeitig regeln & loslassen", twitterte er Sonntagabend als "Lehre". Woraufhin ihn Parteikollegen darauf hinwiesen, dass in der Grazer Partei in den letzten Jahren viel öffentlich gestritten wurde.

https://twitter.com/deutsch_ch/status/828281756742594560
Christian Deutsch (@deutsch_ch

Deutsch hat schon mehrfach den Rücktritt von Wiens Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Häupl gefordert - und sah sich durch das Grazer Ergebnis bestärkt. Die SPÖ fiel bei der Gemeinderatswahl am Sonntag auf magere 10,1 Prozent und Platz 5 zurück, mit einem Verlust von mehr als fünf Prozentpunkten. Dabei hatte sie in Graz die längste Zeit seit 1945 die Bürgermeister gestellt, zuletzt von 1985 bis 2003 mit Alfred Stingl.

"Unpassende und unsolidarische" Aussagen

Schon unter Stingl hatte es - in der Zeit des FPÖ-Aufstiegs unter Jörg Haider - allerdings Verluste gesetzt, 2003 verlor die SPÖ (mit Walter Ferk als Spitzenkandidat) mit nur noch 25,7 Prozent den ersten Platz an die ÖVP. Den holte sie sich nie wieder zurück, ständige interne Streitereien und häufige Personalwechsel prägten das Bild der SPÖ Graz. Auch kurz vor der heurigen Wahl wurde mit Michael Ehmann ein neuer Spitzenmann installiert - und ihm gelang in dem knappen Jahr bis zur Wahl die Stabilisierung der Partei nicht. Im Gegenteil, Ehrmann muss das bisher bitterste Ergebnis verantworten.

Dass Deutsch Wien mit einem solchen Szenario drohte, rief umgehend Widerspruch hervor. "Die SPÖ braucht noch mehr öffentliches quertreiben. War in Graz schon so erfolgreich", hielt Gemeinderat und JG Wien-Chef Marcus Gremel Deutsch vor. Die Kommunikationschefin der Wiener SPÖ, Lisa Fuchs, antwortete - nicht im SP-üblichen "Du", sondern per "Sie": "Ich finde Ihre Aussagen wirklich unpassend und unsolidarisch".

Kommentare