Eventhalle für Neu Marx: Das Griss um den Standort Wien
Tim Leiweke hat seine Hausaufgaben über Österreich gemacht. Er kann die Zahlen der Einwohner auswendig, er schwärmt von der traditionsreichen Musikgeschichte, er lobt das Ambiente der Stadt und er redet viel über Arnold Schwarzenegger. Leiweke ist der CEO der US-amerikanischen Betreibergesellschaft Oak View Group (OVG) und ist mit seinem Team nach Wien kommen, um für sein Vorhaben Werbung zu machen.
Sein Vorhaben, das ist der Bau der Eventarena in Neu Marx. Ob er dieses auch in die Tat umsetzen kann, ist derzeit unklar.
Zwar ist die OVG aus dem Vergabeverfahren der Wien Holding als Sieger hervorgegangen, das Verwaltungsgericht hat das Ergebnis aber im Oktober 2023 für nichtig erklärt. Der unterlegene Projektwerber CTS Eventim hatte zuvor Einspruch eingelegt.
Jetzt liegt der Ball bei der Wien Holding. Und diese habe mehrere Optionen, heißt es dort auf KURIER-Anfrage. Eine Möglichkeit sei der Widerruf des Verfahrens und damit eine Neuausschreibung, eine andere seien Verhandlungen mit dem unterlegenen Bieter CTS-Eventim, um "möglicherweise doch noch zu einem akzeptablen Angebot für das ausgeschriebene Arena-Projekt zu kommen".
Die Eigentümer der Wien Holding und die Gremien der Stadt Wien müssten nun über die weitere Vorgangsweise beraten.. Die Entscheidung solle zeitnah fallen.
Und dieses "zeitnah" dürften Leiweke und die OVG nun eben nach Wien gelockt haben. Er spricht - wie ein Klischee-Amerikaner - in Superlativen. Seine Vision für "das Herz der Musik in der Welt", also für Wien, sei eine der "großartigsten Eventhallen der Welt".
Man habe schon in sieben anderen Städten Eventhallen errichtet, die achte folge in Kürze. Für jene in Manchester habe man niemand Geringeren als Sänger und Stilikone Harry Styles als Partner gewinnen können. Und für jene in Wien habe man auch einen speziellen Partner im Sinn. Einen, der ein gewichtiger Influencer ist, Leidenschaft für das Projekt und auch für Österreich mitbringe und die Kultur des Landes kenne. Es ist - man konnte es schon erahnen - Arnold Schwarzenegger.
Und "Arnold ist kein Partner, der still und passiv ist, wenn er investiert", sagt Leiweke.
Warum OVG das Bieterverfahren gewonnen hat
OVG hat das Bieterverfahren ursprünglich gewonnen, weil das Angebot eklatant billiger war als jenes von CTS Eventim. Das sei nur mit Downsizing und weniger Funktionalität möglich, erklärte im Sommer ein Experte gegenüber dem KURIER.
Und für dieses Downsizing gibt es mehrere Beispiele, wie aus der Tischvorlage einer Aufsichtsratssitzung der Wien Holding hervorgeht.
Bei den ersten Planungen im Jahr 2019 war die Eröffnung der Eventhalle bereits für 2024 angedacht gewesen. Wegen der erwarteten hohen Kosten - im schlimmsten Fall hätte das Projekt die Stadt Wien mehr als eine Milliarde Euro kosten können - musste die Wien Holding allerdings auf Partnersuche gehen.
Das Interesse in der Unterhaltungsbranche sei groß gewesen, heißt es bei der Wien Holding.
Letztendlich wurde Bestbieter OVG Bristol im Juli 2023 präsentiert. Dieser veranschlagte 384 Millionen Euro für die Errichtung der Halle, die Stadt hätte nur noch 55 Millionen Euro zahlen müssen. Die Eröffnung wurde auf 2029 verschoben. Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts dürfte dieser Zeitplan aber auch wackeln.
Der Vorschlag der OVG umfasst etwa 64.000 Quadratmeter Gesamtfläche, die CTS ging mit mehr als 92.000 Quadratmeter ins Rennen. Der Gastro-Bereich sollte bei der OVG-Halle rund 2.500 Quadratmeter umfassen, bei CTS fast 4.400 Quadratmeter.
Die OVG lässt sich von der Kritik nicht verunsichern - und führt den weltweiten Erfolg mit den anderen Hallen ins Treffen.
Der zweite Mitspieler
Dass CTS Eventim auch weiter an der Errichtung der Halle in Wien interessiert ist, liegt auf der Hand. Andernfalls hätte sich der Gang vors Gericht wohl kaum ausgezahlt. "Für uns war nie das Ziel, ein Gerichtsverfahren zu gewinnen, sondern der Stadt Wien und ihren Bürgerinnen und Bürgern eine attraktive, leistungsfähige und effiziente Arena zu bauen und diese zum Wohle aller zuverlässig und transparent zu betreiben", hieß es nach dem Gerichtsentscheid zum KURIER.
Daher stehe CTS Eventim der Stadt Wien auch weiterhin für Gespräche zur Verfügung.
Zeitplan offen
Wann die Wienerinnen und Wiener tatsächlich eine neue Halle bekommen, ist offen. Bei der Wien Holding verspürt man noch keinen allzu großen Zeitdruck. "Es geht es um ein Projekt, das die Zukunft Wiens als Entertainmentstandort für die nächsten fünf Jahrzehnte sichern soll", heißt es. Bis die neue Arena eröffnet werde könnten alle Konzerte und Shows in der Wiener Stadthalle gespielt werden, die immer noch dafür bestens gerüstet sei. Dass man für die Zukunft aber eine Halle mit "optimalen Rahmenbedingungen" brauche, sei schon klar.
Und zur Frage, wer sie errichtet, dürfte derzeit von beiden Playern lobbyiert werden. Die OVG tut dies, wie man hört, im Nobelrestaurant Steirereck. Leiweke hat eben seine Hausaufgaben gemacht.
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