Wien-Holding-Arena: Woran es beim Projekt Eventhalle hakt

Es ist kein gutes Jahr für die Stadt Wien, wenn man auf geplante Großprojekte blickt. Beim Fernbusterminal machten die Investoren im Frühjahr einen Rückzieher und beim Heumarkt musste nach massiver Kritik der Welterbeschützer von der UNESCO umgeplant werden. Der nächste Rückschlag erfolgte am Mittwoch. Das Verwaltungsgericht erklärte das Ergebnis des Vergabeverfahrens für die Wien-Holding-Arena genannte Multifunktionshalle in St. Marx für nichtig.
Umgehend kam – teils offen kommuniziert, teils unter vorgehaltener Hand – die Frage auf, ob das mehr ist als nur eine Pechsträhne. Für die Wiener ÖVP, allen voran Klubobmann Markus Wölbitsch, gäbe es eine klare Antwort auf diese Frage. Die Vorgänge seien „Ausdruck einer völlig verantwortungslosen Unprofessionalität der Stadtregierung“.
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Bei der Wiener SPÖ wird die Lage freilich anders beurteilt. „Derartige Entscheidungen des Verwaltungsgerichts sind nichts Ungewöhnliches“, sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke noch am Abend des Gerichtsentscheids zum KURIER.
Aber wie kam es zu der Niederlage vor Gericht?
Das Verwaltungsgericht habe aus „formalen Gründen“ entschieden, erklärt Beatrix Hornschall, Vizepräsidentin des Verwaltungsgerichts. Die OVG, die von der Stadt als Sieger auserkoren wurde, hat in einer früheren Phase des Vergabeverfahrens als Bietergemeinschaft einen Antrag auf Zulassung gestellt. Das Projekt wurde aber schlussendlich von der OVG alleine eingereicht. Das sei nicht zulässig, sagt Hornschall. Bei der Wien Holding bestätigt man, dass sich der Einreicher geändert habe.
Zwei Rechtsgutachten kommen zu unterschiedlichen Schlüssen
Allerdings habe man ein Rechtsgutachten erstellen lassen, um das zu prüfen – in diesem Gutachten seien die Juristen zum Schluss gekommen, dass die OVG auch alleine einreichen dürfe. Ein anderes Rechtsgutachten wiederum, nämlich jenes vom unterlegenen Bieter CTS Eventim, sei zu einem anderen Schluss gekommen.
Leider sei man beim Verwaltungsgericht dieser Einschätzung gefolgt, bedauert man bei der Wien Holding. Das Projekt der OVG sei aber nicht wegen inhaltlicher Gründe abgelehnt worden, wird betont. Das wird auch beim Verwaltungsgericht bestätigt. Inhaltlich habe man es gar nicht geprüft, so Hornschall.

Auch beim Fernbusterminal kommt es zu Verzögerungen.
Die Wien Holding hat nun zwei Möglichkeiten: Das Angebot von der unterlegenen Eventim CTS anzunehmen oder das Verfahren neu aufzurollen. Dass es die zweite Option werden wird, stand schon am Mittwoch fest – das Projekt von Eventim würde viel höhere Errichtungskosten und Zuzahlungen der Stadt Wien bedingen, hieß es via Aussendung. Knackpunkt seien vor allem die Zahlungen, hieß es am Donnerstag zum KURIER. Diese seien bei Eventim CTS höher als bei der OVG. Konkrete Zahlen dürfe man nicht nennen, es sei jedenfalls „um ein Vielfaches mehr“.
Stadt wundert sich über Hallenangebot in Mailand
Laut vorhergehenden Medienberichten hat die OVG 55 Millionen dafür veranschlagt, Eventim CTS 400 Millionen Euro. Eine konkrete Zahl nennt man bei der Wien Holding aber schon. „CTS-Eventim baut aktuell laut eigenen Angaben in Mailand die größte und modernste Arena Italiens. Das Fassungsvermögen dort beträgt 16.000 Besucher – die Kosten betragen laut Eventim in Mailand 180 Millionen Euro.“ Man verstehe nicht, warum für Wien kein vergleichbar attraktives Angebot abgegeben wurde.
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Das Projekt „Arena for Milan“ sei mit der Halle für Wien kaum vergleichbar, entgegnet man bei CTS Eventim. Zudem beziehe sich die in der Stellungnahme genannte Bausumme auf einen früheren Planungsstand und sei daher veraltet. Ansonsten gibt man sich versöhnlich. Man stehe der Stadt Wien weiterhin für Gespräche zur Verfügung
Dass das Gewinnerprojekt der OVG zugunsten der Kosten einem „Downsizing“ unterzogen wurde, könne man bei der Wien Holding nicht mehr hören. „Es gab für alle die gleichen Voraussetzungen bei der Ausschreibung. Wenn ein Anbieter die Vorgaben auf einer geringeren Fläche realisieren kann, ist das keine Verschlechterung.“
Neuer Anlauf 2024
Das neuerliche Vergabeverfahren steht nun wieder allen offen. Man müsse allerdings nicht wieder bei null beginnen, bei der Wien Holding hält man es für realistisch, dass man Ende des ersten Quartals 2024 erneut einen Sieger präsentieren kann. Beim Fernbusterminal würden derzeit ebenfalls Gespräche laufen. Und beim Heumarkt hofft die Stadt nach einer Redimensionierung des Projekts darauf, dass Wien im Sommer von der Roten Liste kommt.
Im Jahr 2024 erhält die Stadt Wien also eine neue Chance, um zu beweisen, dass sie doch Großprojekte realisieren kann.
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