Erste Hilfe beim Herzstillstand: Wien will Überlebensrate steigern

Eine Person übt Wiederbelebungsmaßnahmen an einer Puppe
Wien setzt Maßnahmen für rasche Hilfe beim plötzlichen Herztod: Eine App lotst Ersthelfer zu Notfällen, Telefonzellen werden mit Defibrillatoren aufgerüstet.

Ein plötzlicher Herztod kann jeden treffen. In Österreich erleidet jeder zehnte Mensch – in Wien sind es jährlich 3.600 Personen – einen Herzstillstand. Die Chance einen solchen außerhalb eines Krankenhauses zu überleben ist gering.

In Wien konnte durch eine Zusammenarbeit mit dem Verein Puls in den letzten zehn Jahren die Überlebensquote jedoch von 10 auf 24 Prozent gesteigert werden.

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„Das sind jährlich Hunderte Menschen, die nicht sterben müssen“, wie Puls-Präsident Harry Kopietz verdeutlicht. Die Stadt Wien will die Überlebensquote und Zahl der Ersthelfer durch zahlreiche Projekte weiter erhöhen. Durch rasche Erste Hilfe könnten nämlich gar 70 Prozent der Betroffenen überleben.

„Die Rettungskette bei Herzstillstand ist in Wien mittlerweile einzigartig und darauf bin ich sehr stolz“, so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) über die Maßnahmen.

Geschult wurden alle 6.500 uniformierten Polizisten im Umgang mit Defibrillatoren. Polizistinnen und Polizisten absolvierten in den letzten zehn Jahren rund 7.000 Einsätze als Ersthelfer. Erreichen will man aber auch Laien und Schulkinder. Wichtig sei zu vermitteln, wie einfach es ist, zu helfen. 

App alarmiert Ersthelfer und leitet sie zu Patienten

Bei dem städtisch finanzierten Projekt „Ich kann Leben retten“ absolvieren Rettungsorganisationen mit Kindern der dritten und sechsten Schulstufe ein Reanimationstraining.

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Für registrierte Ersthelfer gibt es die Lebensretter-App, die noch vor Eintreffen von Rettungsdiensten über Notfälle in ihrer Nähe informiert. Die App leitet die Helfer, sofern sie den Notfall übernehmen, direkt zu den betroffenen Personen. Derzeit sind 3.000 Personen registriert.

Laien-Defis stehen an zahlreichen öffentlichen Standorten zur Verfügung: auf Märkte, in Einrichtungen von Wiener Wohnen oder U-Bahn-Stationen. Gemäß dem Spruch „Rufen – Drücken – Schocken“ sollen Zeugen den Notruf 144 wählen, anschließend kräftig und schnell in die Mitte des Brustkorbes drücken und schnellstmöglich einen Defi zum Einsatz bringen.

Telefonzellen werden zu Defi-Stationen umgerüstet

Einen Schwerpunkt legt man auch auf die Nutzung alter Telefonzellen. Sie werden in sogenannte City Save Hubs umgerüstet. Die Prototypen sind mit einem Telefon, Bankomaten sowie einem Defibrillator ausgestattet.

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Wichtig ist rasche Hilfe, da bei einem Herzstillstand die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um zehn Prozent sinkt. Nach rund drei Minuten treten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auf.

Alte Telefonzellen werden mit Defibrillatoren und Bankomaten aufgerüstet.

Alte Telefonzellen werden mit Defibrillatoren und Bankomaten aufgerüstet.

Auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Parkraumüberwachung (MA 67) sowie beim Bürgerdienst der Stadt haben eine Schulung zum First Responder absolviert und seien in der Lebensretter-App integriert.

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