Einsamer Start in pinken Wahlkampf
Wer schon mal an einer Videokonferenz im Homeoffice teilgenommen hat, der weiß bereits ungefähr, wie der Wahlkampfauftakt der Wiener Neos am gestrigen Freitag vonstattenging. Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr war (fast) alleine in der Wahlkampfzentrale. Nur Bundesparteichefin Beate Meinl-Reisinger leistete ihm Gesellschaft. Und lief ihm sogleich den Rang ab.
Nach der musikalischen Ouvertüre – zwei Minuten lang gibt es die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven zu hören, die Europahymne – startet man mit Small Talk. Ein Moderator fragt Meinl-Reisinger darüber aus, warum sie auf einem Wahlplakat ihre Rolle als berufstätige Mutter in den Vordergrund stelle. Und Christoph Wiederkehr selbst darf die "nicht transparenten Kosten des Baus von U2 und U5" kritisieren.
Die Visionen der Neos für Wien
Dann ist ein Video zu sehen. Es zeigt die Visionen der Neos für Wien: begrünte Straßenbahngleise, Wasserspielparks, einen neuen Praterstern und eine "Erweiterung" des Donaukanals.
Jetzt wendet sich Meinl-Reisinger an das Online-Publikum. In gewohnt leidenschaftlicher Art fordert sie mehr Fokus "auf die Kleinsten in unserer Gesellschaft": die Kinder. "Wir, die Neos haben auf die Kinder und die Frauen geschaut und ihnen eine Stimme gegeben.
"Und ich glaube auch ich", so die Bundespartei-Chefin. Sie kritisiert den Bund für den Umgang mit den Wirtschaftsreibenden in der Corona-Krise: Pädagogen, Selbstständigen und Unternehmern sei nicht geholfen worden. "Insolvenz ist für die Unternehmer oft die letzte Möglichkeit."
"Unbequemer" PartnerDann tritt Christoph Wiederkehr, mit 30 Jahren der jüngste Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl, auf die Bühne – und erinnert dabei ein bisschen an einen Schüler beim Referat. Anfangs liest seinen Text vor, wird dann aber selbstbewusster.
Wiederkehr will für die "Träume der Kinder" kämpfen
Er fordert 100 Sprachlehrer, die in der Muttersprache der Kinder Deutsch unterrichten können. Und: 459 Kinder hätten sich im vergangenen Jahr auf ihrem Schulweg verletzt. "Das kann nicht sein, ich will dafür ein Sonderbudget", so Wiederkehr.
Wahlrecht für EU-Bürger
Zudem will er das Wahlrecht für EU-Bürger auf Landesebene durchsetzen: "Sie leben hier, können aber nicht mitentscheiden." All das sei ihm "nicht wurscht".
"Wir wären ein unbequemer Koalitionspartner. Ich werde meine Werte nicht an der Garderobe des Bürgermeisters abgeben."
Zum Abschluss geht es um die Hymne
Zum Abschluss geht es wieder um eine Hymne. Allerdings nicht um jene für Europa, sondern um eine für Wien. Eine solche gibt es nämlich nicht. Eine Landeshymne wäre aber gerade in einer Krise ein Weg, Zusammenhalt zu stiften, so Wiederkehr. Und dann wird der Bildschirm schwarz.
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