Blauer Wahlkampf-Auftakt: Neuer Chef, alte Themen
Egal, was passiert, manche Dinge ändern sich nie: Mit dröhnender Bierzelt-Musik gibt die John-Otti-Band den Einheizer für den offiziellen Wahlkampf-Auftakt der Wiener FPÖ.
Ansonsten ist dieses Mal, im Jahr eins nach Heinz-Christian Strache, so manches anders: Wegen der Corona-Krise können die Blauen ihr Event nicht wie üblich in der Lugner City abhalten, sondern machen daraus eine Freiluft-Veranstaltung ein paar Straßen weiter in der Wasserwelt. Doch es wird weniger an Corona als an den jüngsten internen Querelen liegen, dass der Platz vor der Bühne doch eher schütter gefüllt ist. Von rund 1.000 Fans spricht die FPÖ selbst im Anschluss.
Und neu ist natürlich auch der Hauptdarsteller – FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp, der sich offenbar in der Rolle des rechtspopulistischen Brandredners zunehmend wohl fühlt. Das allerdings wiederum mit alten Themen: „Diese Wahl ist die letzte Chance, dass die echten Österreicher in Wien noch in der Mehrheit sind“, poltert er und macht Stimmung gegen „Messer-Tschetschenen und Messer-Afghanen“. Dabei ist jedes Mittel recht: Als er auf die Ausländer-Kriminalität zu sprechen kommt, erscheint für wenige Momente hinter ihm auf der Leinwand ein Bild einer vermummten Gestalt, die mit dem Messer auf eine schreiende Frau einsticht.
FPÖ-Fan Blümel
Natürlich zieht Nepp auch gegen Rot-Grün ins Feld, aber an diesem Abend wird ganz klar, dass der wahre Gegner der FPÖ ein anderer ist: die ÖVP, zu der viele enttäuschte FPÖ-Wähler wechseln könnten. „Offenbar ist Gernot Blümel der größte Fan der FPÖ, er sagt ja, wo wir überall richtig liegen“, ätzt Nepp, um Blümel gleich darauf frontal anzugreifen: „Auch Blümel und Kurz waren 2015 dafür verantwortlich, dass die Grenzen geöffnet wurden. Jetzt haben wir das Schlamassel.“ Genauso stecke die ÖVP auch hinter der Corona-Panikmache und der folgenden Einschränkung der Bürgerrechte.
Ähnlich im Anschluss Bundesparteichef Norbert Hofer: „Jede Stimme für die ÖVP ist eine verlorene, weil Blümel ohnehin nicht nach Wien gehen will.“
Über Strache verlieren beide kein Wort. Bei den Zuhören ist der Ex-Parteichef sehr wohl noch präsent: „Nepp ist jung und sympathisch. Auch Hofer ist ein lieber“, sagt Margit Hilbig.
„Aber wegen der Sache mit dem Strache bin ich ihm schon noch ein bisschen beleidigt“, sagt sie. „Ich weiß noch nicht, ob ich diesmal die FPÖ oder doch vielleicht den Strache wähle.“
Die aktuelle Podcast-Folge zur Wien-Wahl:
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