Ein Er-Fahrungsbericht: So lange dauert eine Fahrt mit der U6
Sommerzeit ist Baustellenzeit: Das wissen in Wien nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Öffi-Kunden. Da die U6 ab heute, Montag, aufgrund von Sanierungsarbeiten eines Brückentragwerks zwischen Alt Erlaa und Am Schöpfwerk nicht fährt, plant der geübte U-Bahn-Fahrer etwas mehr Zeit ein. Doch wie gut funktioniert die Verbindung?
Ein persönlicher Er-Fahrungsbericht des KURIER von Montagvormittag.
Startpunkt ist die Endstation Siebenhirten, Zeitpunkt: 8.25 Uhr. Ein Zug der U6 fährt gerade weg, dies kann natürlich vorkommen. Nächster Zug: Bitte 8 Minuten warten. Immerhin fährt er schon früher in die Station ein, die Fahrgäste können Platz nehmen.
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Die Fahrt von Siebenhirten bis Alt Erlaa ist kurz: Schon nach wenigen Minuten heißt es "Bitte alle aussteigen, dieser Zug endet hier." Durchsagen mit genaueren Infos zur Baustelle gibt es im Zug übrigens auch, sie sind allerdings sehr leise und kaum zu verstehen. In Alt Erlaa ist der Bahnsteig jedenfalls bereits voller Menschen, die retour nach Siebenhirten fahren möchten.
Infos für die Fahrgäste
Mitarbeiter der Wiener Linien informieren Fahrgäste, dass sie auf einen Bus umsteigen müssen, auch Pläne sind viele auf den Bahnsteigen ausgehängt.
Also ab zur nächsten Etappe: Die Treppe hinunter, den Bus der Linie U6E suchen. Dieser befördert die Fahrgäste von von Alt Erlaa zur nächsten Station Am Schöpfwerk.
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Ein Bus des Schienenersatzverkehrs steht zwar bereits in der Station in Alt Erlaa, er ist aber so voll, dass niemand mehr hineinpasst. Nach 6 Minuten fährt der nächste Bus ein, eine Mutter mit Kinderwagen wird nervös, sie sagt, dass sie spät zu einem Termin dran sei, und fürchtet, nicht mehr in den Bus zu kommen. Ein junger Vater mit Kinderwagen versucht es erst gar nicht und bleibt gleich draußen stehen.
14 Minuten im Bus
Und auch im Bus heißt es: Geduld bewahren. Die Fahrt bis zur Station Am Schöpfwerk dauert im Vormittagsverkehr 14 Minuten.
Auch Am Schöpfwerk ist der Weg vom Bus zurück zur U-Bahn gut beschildert. Die Anzeige besagt: nächster Zug nach Floridsdorf in 1 Minute.
Einige hasten die Stiegen aufwärts, ein junger Mann stolpert und fällt fast hin. Schon ertönt die Durchsage: "Steigen Sie nicht mehr ein." Der junge Mann, der beim Laufen fast gestürzt wäre, möchte noch durch die halb geöffnete Tür schlüpfen, dies misslingt. Eine Mitarbeiterin der Wiener Linien schimpft: "Das ist keine Empfehlung, das ist eine Anordnung!" Ein Blick auf die Anzeige ernüchtert: nächster Zug: 11 Minuten.
Um 9.09 Uhr fährt der Zug schließlich von der Station Am Schöpfwerk ab. Für die Strecke Siebenhirten - Am Schöpfwerk brauchte man in diesem Fall (bis zur Abfahrt Am Schöpfwerk) also 44 Minuten. Normalerweise wären das vier Stationen mir der U6, selbst mit sehr langer Wartezeit dauert das Normalerweise nur zirka eine Viertel Stunde.
Freilich, mit etwas mehr Glück hat man weniger lange Wartezeiten - hier ist natürlich jede Fahrt individuell. Aber für Fahrgäste empfiehlt sich jedenfalls: ein dicker Zeitpolster, vielleicht noch ein dickes Buch zum Lesen - und wenn möglich der Umstieg auf eine andere Route.
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