Donauplatte: "Wer keine Million zahlt, hat keine gute Aussicht"
27 Jahre lang wurde diskutiert, was auf dem Bauplatz zwischen dem DC-Tower, der Strabag-Zentrale und dem Copa Beach in Wien-Donaustadt gebaut werden soll. Von einem Guggenheimmuseum bis zu einer Art Sea World war im Gespräch. Das Grundstück, auf dem 1995 die Weltausstellung (EXPO) geplant gewesen wäre, war eigentlich immer für Kunst und Kultur gewidmet.
Der KURIER-Bericht, dass dort nun drei Gebäude gebaut werden, die auch Büros und Familienwohnungen beherbergen sollen, entzürnt die Grüne Gemeinderätin Heidi Sequenz. Sie möchte nun mehrere Anfragen deswegen an das Rathaus stellen. Sequenz, selbst Bewohnerin der Donauplatte, sieht eine Fortsetzung der Planungsfehler rund um den DC-Tower. Das ursprüngliche Konzept von einer Wohnfläche auf einer (autofreien) Ebene sei dabei missachtet worden.
"Als die SPÖ und die Grünen noch gemeinsam in der Stadtregierung saßen, war Stadträtin Ulli Sima noch unsere Verbündete", poltert Sequenz. Kaum sei man mit den Neos in einer Regierung, gebe es Ausnahmen "für beste Freunde".
Das ist auch als Seitenhieb Richtung Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner zu sehen, der Neos-Förderer und Strabag-Miteigentümer ist. Der Konzern soll sich den ungetrübten "Canaletto-Blick" von der Firmenzentrale auf der Donauplatte auf die Stadt eine Million Euro kosten haben lassen.
Während manchen Donaucity-Bewohnern nun die Aussicht auf die Donau und den Copa Beach zubetoniert wird, haben Strabag-Mitarbeiter bei schönem Wetter weiterhin Aussicht bis zum Schneeberg.
Sequenz betont, dass alles sei "nicht illegal, aber moralisch fragwürdig. Wer keine Million zahlt, hat Pech gehabt und keine gute Aussicht."
Sima sieht Grüne in der Verantwortung
Der Konter der aktuellen Planungsstadträtin Ulli Sima: "Die aktuelle Widmung stammt aus 2019, da waren bekanntlich die Grünen in der Stadtregierung für die Widmung zuständig. Somit müssen die Grünen ihre Kritik wohl an sich selber richten, warum so gewidmet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis", lässt sie via KURIER ausrichten. 2019 war die Grüne Birgit Hebein Ressortchefin.
Die drei Gebäude bieten auch Probenräume und Plätze für Gastronomie beziehungsweise Handel. Errichtet werden sie bis 2025 von der S+B Gruppe. Dort ließ man eine Anfrage zu dem Politstreit unbeantwortet.
Das Projekt:
Auf 14.000 Quadratmetern errichtet die S+B Gruppe neben der Strabag-Zentrale einen Bildungscampus, einen Innovationscampus und Musicflats. Letzeres beherbergt auch 63 Wohnungen.
Die Donaucity wird seit 1995 auf der überplatteten A23 gebaut. Ursprünglich wurde das Gebiet erstmals für die Gartenschau (WIG) 1964 entwickelt. Der Donauturm und der Donaupark wurden errichtet, hier las auch Papst Johannes Paul II. eine Messe. 1979 wurde die UNO-City eröffnet. 1995 wollte Wien mit Budapest die EXPO ausrichten, dies wurde aber per Volksabstimmung verhindert. Das Areal wurde zur Donaucity, Wien bekam eine Skyline.
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