Abwechslungsreicher geht es bei den Wasserflöhen zu: „Im Sommer haben die Weibchen ihren Brutraum voller Babys“, erklärt Hantschk. Diese seien Klone der Mutter. „Es handelt sich um eine Vermehrung, an der kein Männchen beteiligt ist. Hier spricht man von einer Jungfernzeugung.“
Besagte Klone können übrigens zu Weibchen oder zu Männchen werden: Im Herbst stehen somit ausreichend männliche Wasserflöhe zur Verfügung. Männchen und Weibchen paaren sich, es entstehen sogenannte Dauereier. Aus jedem Ei schlüpfen im Frühjahr zwei weibliche Wasserflöhe – die im Sommer wieder mittels Jungfernzeugung für Nachwuchs sorgen.
Hier dominieren die Weibchen
Übrigens seien im Tierreich in der Regel die männlichen Exemplare die imposanteren, so der Experte. Doch es gibt Ausnahmen: etwa den Tiefsee-Anglerfisch. Dort findet man das Phänomen der Zwergmännchen, die „wohl erbärmlichsten Männchen im Tierreich. Sie sind nur Anhängsel des Weibchens“, scherzt Hantschk und lacht. Die Männchen (rund fünf Zentimeter) docken am weit größeren Weibchen (30 bis 40 Zentimeter) an, verwachsen mit diesem und können alleine nicht mehr überleben.
Auch bei den Tüpfelhyänen in Afrika sind die Weibchen dominant: „Sie zeigen das auch mittels Aufreiten. Dazu haben sie sogar einen Pseudopenis entwickelt“, beschreibt der Biologe. „Klitoris und Penis sind ja von gleicher Herkunft. Bei dieser Hyänenart ist die Klitoris derart groß, dass sie wie ein Penis aussieht.“ Doch das bringt Nachteile: Bei der Paarung und der Geburt kann der Pseudopenis schmerzhaft im Weg sein.
Mehr als 40 Zentimeter
Apropos Penis: Einen im Vergleich zur Körpergröße ausgesprochen langen findet man bei den Erpeln der Schwarzkopfruderente in Amerika: „Obwohl es sich um eine recht kleine Entenart handelt, kann der ausstülpbare Penis über 40 Zentimeter messen“, erklärt Hantschk.
Was die menschlichen Männchen betrifft, finden sich Penis-Darstellungen übrigens quer durch alle Zeiten; Stein- und Eisenzeit waren in erotischer Hinsicht beileibe keine Eiszeit.
Gürtelschnalle zeigt eine Beischlaf-Szene
So zeigt etwa ein Motiv auf einer 2.500 Jahre alten Gürtelschnalle aus Bronze eindeutig den Beischlaf eines Mannes mit einer Frau. Beide sind bekleidet, doch das Geschlechtsteil des Mannes ist sehr groß dargestellt (eher im Schwarzkopfruderenten-Ausmaß).
Getragen wurden diese Schnallen übrigens von Männern: „Es ging um Wein, Weib und Gesang, und man wollte sich gut darstellen. Quasi das damalige Instagram“, so Prähistorikerin Karina Grömer. Besagte Schnalle wurde in Slowenien gefunden; bescheidener gaben sich die Griechen. „Da wurden die Männer auch als wunderschön dargestellt, Brad Pitt ist nichts dagegen. Aber mit deutlich kleinerem Geschlechtsteil“, sagt Grömer.
Das Geheimnis der Venus von Willendorf
Doch die erotische Sensation der Tour ist 29.500 Jahre alt und wenige Zentimeter klein: die Venus von Willendorf. Die unbekleidete Körpermitte sollte Fruchtbarkeit ausdrücken, erklärt Grömer – und tut das bis heute. Noch immer rege sie die Fantasie der Menschen an, und im sogenannten Venuskabinett, in dem sie ausgestellt wird, sei nicht umsonst eine Kamera installiert, verrät die Forscherin. Doch das ganze Geheimnis der Venus, das erfährt man erst bei der Tour.
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