Bei dieser Analyse handelt es sich um eine Untersuchung des öffentlichen Raums. Sie legt dar, wie der Status quo der Straße aussieht und welche Umbauten überhaupt möglich sind – und soll die Basis für ein Bürgerbeteiligungsverfahren sein. Auf dieser Grundlage wird dann ein Konzept für die Straße erarbeitet.
Fast keine Grünflächen
Wie berichtet, hat das Bezirksparlament im vergangenen April – nach einem monatelangen Kleinkrieg zwischen den Parteien – 45.000 Euro für die Potenzialanalyse freigegeben.
Beauftragt wurde das Planungsbüro „Komobile“. Dieses hat die Gumpendorfer Straße auf ihren gesamten 2,4 Kilometern unter die Lupe genommen – und kommt zu spannenden Resultaten.
Demnach nimmt die Fahrbahn etwas mehr als die Hälfte der gesamten Fläche der Straße ein. Immerhin ein Drittel entfällt auf Gehsteige.
Mager sieht es dagegen bei den Grünflächen aus: Diese machen nur 0,2 Prozent der „Gumpi“ aus. In der ganzen Straße gibt es laut Analyse gezählte sieben Bäume.
Die Parkplätze kommen hingegen auf ein Vielfaches davon, nämlich auf 348 allgemein verfügbare Plätze plus 44 in Ladezonen. Anrainerparkplätze gibt es in der Straße keine. Insgesamt entfällt ein Zehntel der Fläche auf Stellplätze für Autos.
13 Bäume möglich
„Da gibt es sicher Potenzial für mehr Grün und abwechslungsreichere, wasserdurchlässige Oberflächen“, sagt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) im Gespräch mit dem KURIER.
Die Analyse weist deshalb auch mögliche Standorte für zusätzliche Bäume und die dafür notwendigen Maßnahmen aus.
So wurden entlang der Straße 13 Standorte ausfindig gemacht, an denen lediglich „weiche Einbauten“ – das sind zum Beispiel Stromkabel – neu verlegt werden müssten.
Welche Stellen konkret in Frage kommen, will man im Büro des Bezirksvorstehers noch nicht verraten. Als Beispiel wird aber der Platz vor dem Arik-Brauer-Haus an der Nummer 134-136 genannt. Hier wäre es möglich, sechs Bäume zu pflanzen.
Die Zahl der Baumpflanzungen entlang der Straße könne zudem zusätzlich erhöht werden, wenn sogenannte Wurzelschutzpaneele verwendet oder Schutzverrohrungen gemacht werden.
Wartehäuschen bei Bus-Stationen
Gegenstand der Analyse war auch die Buslinie 57A: Sie fährt die Gumpendorfer Straße entlang und ist einer der Öffi-Dauerbrenner im Bezirk.
Aufgezeigt werden mehrere Verbesserungsmöglichkeiten. So könnten die Stationen mit Wartehäuschen ausgestattet werden. (Derzeit gibt es diese an keinem der Stopps.)
Und man könnte die Haltestellen günstiger positionieren, sodass der Bus öfter Vorrang gegenüber dem restlichen Verkehr hat.
Bürger entscheiden
Mit der Analyse habe man nun eine gute Basis, um mit den Anrainern zu sprechen, sagt Bezirkschef Rumelhart. In Stein gemeißelt sei aber nichts.
„Über Änderungen reden wir unvoreingenommen mit den Bürgern“, so Rumelhart. „Letzten Endes sind sie es, die über die Zukunft der Gumpendorfer Straße konsensual entscheiden.“
Auch die Wirtschaftstreibenden sollen stark in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Im Frühjahr will man den Bürgerbeteiligungsprozess ausschreiben. Wenn alles „glatt geht“, soll dieser im Herbst starten.
Verhärtete Fronten
Somit bleibt also noch ausreichend Zeit für weiteren Streit zwischen Rot und Grün. Warum dieser gar so leidenschaftlich ausgetragen wird? Das hat wohl zwei Gründe.
Erstens ist die Gumpendorfer Straße der letzte große Verkehrsweg im Herzen des 6. Bezirks. Die Mariahilfer Straße wurde bekanntlich bereits verkehrsberuhigt. Bleibt nur die chronisch verstopfte Wienzeile am Rande Mariahilfs.
Und zweitens hat die Wien-Wahl 2020 die Fronten verhärtet. Die Grünen preschten mit Plänen für eine groß angelegte Begrünung samt zweier Begegnungszonen vor.
Nachdem aber die SPÖ in Mariahilf die Mehrheit halten konnte, sind diese Pläne wohl der Kategorie Traum zuzuordnen.
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