Und dann hatte Harald Thiesz die zündende Idee: Feigen. Diese biblische (Stichwort: Adam und Eva) und sinnliche Frucht kennt man eher aus sonnigen, warmen Ländern. Sie erinnert an das Meer und an den Süden. Sofern die Winterhärte stimmt, könnte eine Feigenfarm aber auch in Österreich funktionieren, dachte Thiesz. Er recherchierte: Welche Sorten überstehen minus 16 Grad? „Wir haben gesammelt und ausprobiert. Schließlich konnten wir ernten und siehe da: Es schmeckt“, sagt Kujal.
Feigen sind selbstbefruchtend. Sie werden per Steckholz vermehrt: Dazu werden junge Triebe abgeschnitten und in die Erde gesteckt, sie treiben dann Wurzeln. Die Feigen am Simmeringer Bio-Hof gedeihen ohne zusätzliche Wärme: Glashäuser geben Schutz vor Wind, beheizt sind sie aber nicht.
Ihre ersten Feigen haben Kujal und Thiesz von einem befreundeten Gärtner, Gerhard Wirth, bekommen. Er gilt als der absolute Dahlienspezialist, seine Pflanzen zieht er in Währing. Eine rot-weiß-rote Züchtung für die Bundesgärten ist gerade im Burggarten zu bestaunen.
Und auch an anderen Orten in und um Wien findet man Spezialisten, die in Nischen erfolgreich sind (siehe auch Infobox rechts). Am Bisamberg etwa hat die 29-jährige Winzerin Elisabeth Strauch, die soeben den Betrieb ihres Vaters übernommen hat, die Liebe zu einer alten Frucht entdeckt: der Dirndl-Kirsche.
Im Februar blühe die Dirndl, da sei alles gelb. „Sie ist ein unterschätztes heimisches Superfood“, erzählt Strauch. Ihre Abnehmer machen daraus Marmelade, Schnaps und Sirup.
Wer sich mehr für Paradeiser interessiert, dem sei ein Besuch in der Gärtnerei Bach in der Donaustadt ans Herz gelegt – hier gibt es um die 100 Sorten. Bis zu 400 Kürbissorten kann man im Wienerwald bewundern: Spaghetti-, Ufo-, und Bananen- oder auch Feigenkürbisse entdeckt man beim sogenannten Franzlbauer.
Am Feigenhof gedeihen mehr als 200 Sorten. Sie tragen klingende Namen, wie Ronde Bordeaux, Longue d´Aout, Madeleine de deux Saisons, oder Negronne.
Die Feigen unterscheiden sich in Form und Farbe: von ball-, bis birnenförmig, von grün bis violett. „Viele Sorten sind aus Frankreich. Die nördlichste Sorte, die wir haben, kommt aus Bornholm, einer Insel in der Ostsee“, sagt Thiesz. Wiener Sorten gibt es auch: Alter Gersthofer sowie Hietzinger und Pötzleinsdorfer Perle.
Feigen sind sogenannte Scheinfrüchte. Ihre Blüten wachsen nach innen und bilden das Fruchtfleisch. Verzehren kann und soll man sie mit Schale, dort befinden sich viele Nährstoffe. Genau deswegen sei der Aspekt
der biologischen Produktion wichtig. „Die einzigen Schädlinge sind eine Wespe und die Raupe eines Nachtschmetterlings“, sagt Thiesz.
Am Feigenhof werden nicht nur Feigen und Produkte aus den Früchten (Feigensenf, Chutney, Marmelade, Schnaps), sondern auch die Bäumchen verkauft. Führungen gibt es auf Anfrage (25 Euro).
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