Die Küchenschlacht in Wiens Spitälern: KAV will Essensversorgung auslagern

Streit um die KAV-Küchen
Gewerkschaft fürchtet um Jobs und Qualität, wenn externe Firmen Belieferung übernehmen.

Auch nach einer möglichen Ausgliederung soll der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) künftig weiterhin zu hundert Prozent im Eigentum der Stadt Wien bleiben. Das wird Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) nicht müde zu betonen. Es werde keine Privatisierung des Spitalswesens geben.

Freilich: In einzelnen Teilbereichen verabschiedet man sich derzeit still und leise von diesem Dogma, wie zuletzt der Stadtrechnungshof in seinem Bericht zum KAV-Küchenkonzept zu Tage gebracht hat. Demnach werde eine künftige Speisenversorgung durch externe Anbieter angestrebt. Personal werde nach einer Umsetzung des Programms nur mehr für die Speisenverteilung eingesetzt.

Zentralküche aufgegeben

Derzeit erfolgt die Essensversorgung der Patienten noch über Küchen, die in den einzelnen Spitälern situiert sind. Um die Abläufe effizienter zu gestalten, wurde 2013 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Sie empfahl die Errichtung einer KAV-eigenen zentralen Küche, die die Häuser beliefert. Ein Konzept, das man noch 2015 verfolgte. Mittlerweile sei die Umsetzung aber unrealistisch, stellen die Rechnungshof-Prüfer fest.

Eine Ausschreibung der externen Speisenversorgung für das Krankenhaus Nord läuft bereits, als Nächstes soll dann das Donauspital an die Reihe kommen, bestätigt man im KAV gegenüber dem KURIER. Eine schrittweise Umstellung der weiteren Häuser werde überlegt. Die Abkehr von der Zentralküche begründet man mit den viel höheren Kosten.

Bei der Gewerkschaft ist jedenfalls Feuer am Dach. Geht es doch um die Jobs von KAV-weit knapp 800 Küchenmitarbeitern sowie 80 bis 90 Diätologen.

Und auch die Versorgungsqualität könnte mit einem externen Anbieter, der tiefgekühlte Speisen anliefert, massiv leiden, fürchtet die Gewerkschaft: "Natürlich kann man mit einer Massenproduktion eine kostengünstigere Versorgung sicherstellen", sagt Personalvertreterin Andrea Wadsack von der Hauptgruppe II. "Spitalsküchen kann man aber nicht mit Fabriksküchen vergleichen. Wir haben eine sehr differenzierte Patientenklientel. 60 Prozent davon benötigen eine Diätküche", rechnet Wadsack vor. Ganz zu schweigen von Patienten mit schweren Erkrankungen (z.B. Krebs), solchen mit zusätzlichen Intoleranzen oder mit speziellem zusätzlichen Nährstoff-Bedarf. Für Wadsack ist es ausgeschlossen, dass ein externer Anbieter für alle Patienten-Bedürfnisse maßgeschneiderte Menüs anbieten könne, ohne dass es dadurch erst recht zu einen massiven Kostenanstieg kommt.

Für Personalvertreter Heinrich Schneider wiederum ist unverständlich, warum der KAV nicht seine bestehenden Ressourcen nützt: "Nach einer Sanierung könnte die Küche des Wilhelminenspitals auch das Krankenhaus Nord mitversorgen."

Die Entscheidung dagegen begründet ein KAV-Sprecher ebenfalls mit wirtschaftlichen Überlegungen. Das Wilhelminenspital könnte aber stattdessen – zumindest vorübergehend – ein anderes Spital versorgen. Weiters betont er, dass die Versorgungsqualität Bestandteil jeder Ausschreibung sei. "Grundlage ist ein Schema, das verschiedene Kostformen enthält (z.B. Vollkost, leichte Kost, Kostformen für verschiedene Diäten) und von externen Anbietern natürlich eingehalten werden muss", sagt der Sprecher. Für die von der Auslagerung betroffenen Mitarbeiter will der KAV "möglichst soziale Lösungen" finden, konkret Dienstposten in anderen Einrichtungen innerhalb des KAV.

In anderen Bundesländern geht man übrigens mittlerweile in die entgegengesetzte Richtung. Der burgenländische Spitalsträger Krages hat diverse Leistungen wie etwa die Küche zuletzt wieder eingegliedert. Damit rechnet man mit einer jährlichen Kosteneinsparung von rund einer Million Euro. "Ein ähnliches Vorgehen erscheint im KAV nicht sinnvoll", sagt der Sprecher. Es handle sich - allein schon von der Größe her - um vollkommen unterschiedliche Strukturen, die anderen Anforderungen unterliegen würden. "Hinzu kommt, dass der KAV auf Grund seiner Größe bei Ausschreibungen bessere Marktpreise erzielen kann, als kleinere Spitalsträger."

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