Deutschförderklassen: In Wien ging die Schülerzahl leicht zurück

Deutschförderklassen: In Wien ging die Schülerzahl leicht zurück
Wiener Bildungsdirektor fordert vom Bund eine längst überfällige Evaluierung der umstrittenen Maßnahme.

Im aktuellen Schuljahr besuchen in Wien 11.719 „außerordentliche Schüler“ eine Deutschförderklasse (davon allein 10.158 in der Volksschule). Das sind um 347 Kinder weniger als 2019/20.

Da im Schnitt „nur“ noch 12,4 statt 13,1 Schüler in einer Klasse sitzen, ist die Zahl der Deutschförderklassen dagegen um 89 gestiegen. Weniger geworden sind im Vergleich zum vorigen Schuljahr auch die Deutschkurse – hier verzeichnet die Bildungsdirektion ein Minus von 143.

Parlamentarische Bürgerinitiative

Aus dem Umstand, dass heuer weniger Kinder in Deutschförderklassen sitzen, auf die Effizienz der Maßnahme zu schließen, sei unzulässig, meint Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Man könne nicht einschätzen, ob etwa die gute Schulvorbereitung im Kindergarten Früchte getragen habe. Und auch der Einfluss der 2020 Corona-bedingt schwachen Migration sei zu berücksichtigen.

Um die Ursache für den Rückgang der Schülerzahl seriös benennen zu können, sei eine umfassende Evaluierung nötig – wie sie vom Bund in Aussicht gestellt wurde.

Deutschförderklassen: In Wien ging die Schülerzahl leicht zurück

Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer fordert mehr Schulautonomie.

Bis dato zeigte sich die Stadt Wien im Bezug auf die von der vorigen ÖVP/FPÖ-Bundesregierung eingeführten Deutschförderklassen äußerst kritisch. Zuletzt unterstützte etwa Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorsky (SPÖ) eine parlamentarische Bürgerinitiative des Salzburger SPÖ-Mandatars Tarik Mete, die auf die Abschaffung solcher Klassen abzielt.

Wien hofft auf mehr Schulautonomie

Zudem wünscht sich Wien mehr Schulautonomie bei der Deutschförderung. Sowie mehr Unterstützung punkto Muttersprache-Unterricht für migrantische Schüler. Denn nur wer die Muttersprache beherrsche, könne eine Zweitsprache – etwa Deutsch – gut erlernen, erklärt Himmer.

Die individuelle Förderung von Schulstandorten mit besonders großen Herausforderungen (so genannter Brennpunktschulen) ist der Stadt Wien ohnehin ein Anliegen. Ein entsprechender Chancenindex, wie man ihn auf Landesebene bereits für 100 Gymnasien zur Anwendung bringt (kommendes Jahr sollen die Pflichtschulen folgen), lasse auf Bundesebene auf sich warten, so Himmer.

Förderungen für 100 Schulen

Im neuen Budget, das die Bundesregierung beschlossen hat, sollen aber zumindest einmal 100 Schulen in ganz Österreich besonders gefördert werden. Ob der Umstand, dass ein Fünftel aller Schüler in Wien unterrichtet wird, zur Folge hat, dass auch 20 Prozent dieser Förderungen in der Bundeshauptstadt landen, wisse man noch nicht, sagt Himmer.

Die versprochene Evaluierung der Deutschförderklassen sei jedenfalls im Regierungsprogramm verankert, heißt es im Bildungsministerium.

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