In Salzburg und der Steiermark treten etwa rund drei Viertel der betroffenen Schüler über, heißt es aus dem Bildungsministerium. Und in Oberösterreich schafften rund 43 Prozent den Sprung. (Weitere Zahlen lägen noch nicht vor.)
Begründet wird die vergleichsweise geringere Abnahme in Wien mit der größeren Bevölkerung sowie mit anderen sozialen Herausforderungen. Bildungsdirektor Heinrich Himmer stellt zudem die Effizienz der Deutschförderklassen per se infrage.
Nicht zuletzt, weil Sprachstandtests am Ende des Schuljahres in Wien keine signifikanten Verbesserungen ergaben – wie dem KURIER vorliegende Zahlen belegen.
Zur Erklärung: Mittels MIKA-D-Verfahrens (siehe unten) wird festgestellt, ob Schüler, die Deutschförderklassen oder -kurse besuchten, ausreichende Deutsch-Kenntnisse erworben haben, um dem Unterricht folgen zu können. Die Sprachkompetenz wird dabei als „ungenügend“, „mangelhaft“ oder „ausreichend“ eingestuft. Und in Wien stehen den positiven Bewertungen nach dem ersten Jahr Deutschförderklassen annähernd viele negative gegenüber (siehe Grafik).
Das ist zwar bloß eine Momentaufnahme, weil sich die Sprachfördermaßnahmen höchstens über zwei Jahre erstrecken – für Himmer zeigt sie aber zweierlei: „Erstens ist der Förderbedarf offensichtlich. Und zweitens haben sich die prognostizierten epochalen Verbesserungen nicht eingestellt. Es gibt keine deutlich erkennbare Effizienzsteigerung. Dieses Zwangskorsett passt eben nicht für alle.“
Allerdings gebe es in Wien „viele unzufriedene Schulleiter, die vor räumlichen sowie personellen Problemen stehen“. Rund 50 Schulen hätten keine eigenen Räume für Deutschförderklassen.
Ministerium gegen mehr Schulautonomie
Nach Himmers Ansicht sollte punkto Sprachförderung die Schulautonomie mehr forciert werden. Augenmerk sei zudem auf die Elementarbildung im Kindergarten zu legen – die bereits erste Früchte trage: „Wir haben weniger 6-Jährige, die einen Deutschförderbedarf haben als noch vor einem Jahr.“ So werden in Wien ab Herbst 4108 Volksschüler in Deutschförderklassen erwartet – statt den bisherigen 5214.
Mehr Schulautonomie punkto Sprachförderung und die Förderung vorschulischer Bildung fordert auch Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger. Er erachtet Deutschförderklassen prinzipiell jedoch als positive – wenn auch nicht ausreichende Maßnahme.
Aus dem Ressort von Bildungsministerin Iris Rauskala heißt es dazu: Die Deutschförderklassen seien „ein neuer Versuch“, Nachbesserungen seien denkbar. Der Schulautonomie erteilt man aber eine Absage – sie habe „schon früher nicht funktioniert“. Bei Tests wie PISA habe sich gezeigt, dass es bei der Lesekompetenz in keinem Land der OECD einen größeren Unterschied zwischen muttersprachlichen und nicht-muttersprachlichen Schülern gebe als in Österreich.
Standardisiertes Verfahren
MIKA-D (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Messverfahren zur Feststellung der Deutschkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Es stellt fest, ob diese dem Unterricht folgen können. Durch die Anwendung kann die Schulleitung den (außer-)ordentlichen Status der Schüler festlegen und gegebenenfalls eine Zuteilung in Deutschförderklasse oder -kurs vornehmen. MIKA-D kommt sowohl im Rahmen der Schülereinschreibung, bei Seiteneinsteigern als auch am Ende jedes Semesters für Schüler in Deutschförderklassen und Deutschförderkursen zum Einsatz.
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