Wie der neue Corona-Cluster in Wien entstanden ist

CORONAVIRUS: POST-LOGISTIKZENTRUM NIEDERÖSTERREICH IN HAGENBRUNN
Die verschiedenen Neuinfektionen in Wien und Niederösterreich hängen zusammen. Der KURIER erklärt wie.

Infektionen in einer Logistikzentrale eines Möbelhauses in Wien Floridsdorf, erkrankte Kinder und Betreuer in einem Kindergarten in Wien Liesing und infizierte Mitarbeiter in zwei Postverteilzentren in Wien Inzersdorf und Hagenbrunn (NÖ). Was nach willkürlich auftretenden Infektionsherden klingt, ist in Wahrheit ein Infektions-Cluster in Wien.

Denn all diese neu aufgetretenen Infektionen hängen miteinander zusammen:

- Kindergarten: Am Montag vergangener Woche wird eine Mitarbeiterin eines Kindergartens in Wien Liesing Covid-19-positiv getestet. Die Mitarbeiterin des Kindergartens ist die Frau eines Leiharbeiters.

- Logistikzentrum Wien Floridsdorf: In der Logistikzentrale eines großen Möbelhauses in Wien Floridsdorf werden am Samstag sechs Mitarbeiter positiv getestet. Einer der positiv getesteten Männer, ist der Ehemann der bereits am Montag positiv getesteten Mitarbeiterin des Wiener Kindergartens.

- Postverteilzentren: In den beiden Postverteilzentren in Wien Inzersdorf und im nö. Hagenbrunn greift die Post auf zahlreiche Leiharbeiter zurück. Eine der Leiharbeiterfirmen dürfte auch im Logistikzentrum des Wiener Möbelhauses aktiv gewesen sein. "In Hagenbrunn wurden 63 Mitarbeiter positiv getestet", wie Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien erklärt. 

- Flüchtlingsbereich: Wie die Stadt Wien bestätigt, können rund 40 Infizierte im Flüchtlingsbereich ebenfalls auf den Cluster in Verbindung mit Leiharbeitern zurückgeführt werden. Alleine in der Unterkunft in Erdberg waren 24 Bewohner infiziert. 

Am Montag wurde zudem bekannt, dass es in einer Flüchtlingsunterkunft auf der Gumpendorfer Straße in Wien Mariahilf sieben positive Fälle gibt. Ob und wie die Neuinfektionen mit dem Cluster oder dem Haus Erdberg zusammenhängen, ist derzeit Gegenstand der Untersuchungen, wie es von der Stadt Wien heißt. Im Flüchtlingsbereich wurden knapp 1.000 Testungen durchgeführt. 

400 Personen in Quarantäne

Im Zuge der Erhebungen rund um die Infektionen wurde nun insgesamt 400 Personen in häusliche Quarantäne geschickt, wie Huber bestätigt. 

In Kindergärten wird in Wien weiterhin bei Verdachtsfällen getestet. Im Bereich von Pflege-, Obdachlosen- und Flüchtlingseinrichtungen kündigte die Stadt dagegen weitere großflächige Tests an. Diese Strategie ist "aus unserer Sicht erfolgreich, dass wir genau hinschauen und in die Tiefe schauen", hieß es auf APA-Nachfrage aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Bei dem Cluster hätten rund 90 Prozent symptomlos Erkrankte identifiziert werden können. "Die haben wir auf diesem Weg ausfindig gemacht", sagte der Sprecher.

1.000 Tests bei Obdachlosen 

Ebenfalls knapp 1.000 Testungen gab es in Betreuungseinrichtungen für Obdachlose, dabei wurde ein Infizierter ausfindig gemacht. Eine Unterkunft in Wien Hietzing wurde unter Quarantäne gestellt und die Bewohner teilweise in anderen Einrichtungen untergebracht.
 

Bundesregierung uneinig

Am Montagvormittag zeigte sich, dass sich die beiden Koalitionspartner ÖVP und Grüne nicht einig sind in Sachen Wien

Innenminister Karl Nehammer kritisierte die Stadt Wien und die Zusammenarbeit mit seinem Ministerium scharf: "Die Zahlen in Wien sind immer noch besorgniserregend. Aus diesem Grund will ich als Innenminister eine Mahnung an die Stadt Wien aussprechen. Die Zusammenarbeit mit dem Krisenstab sowie der Landespolizeidirektion Wien beim Contact-tracing muss besser werden"

Nehammer ermahnt die Stadt Wien

Unterdessen äußerte sich Vizekanzler und Koalitionspartner Werner Kogler (Grüne) wesentlich positiver. Kogler wolle sich in "parteipolitische Zuweisungen" nicht einmischen. "Wir werden uns daran nicht beteiligen", sagte Kogler am Montag vor Journalisten. 

Kogler habe den Eindruck, dass Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Testungen "ganz genau verfolgt". Das Gesundheitsministerium sei mit den Wiener Landesstellen in intensivem Austausch, sagt Kogler.

Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober meint, dass die Gesundheitsbehörden sowohl in Niederösterreich als auch in Wien "die richtigen Schritte gesetzt haben".

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