Der geheime Garten: Wohnprojekt bei Atzgersdorfer Fabriksgelände
Geht man die Walter-Jurmann-Gasse hinauf, wird man von Hämmern und anderen Baugeräuschen begleitet. Die kleine Liesinger Gasse liegt mitten im Stadtentwicklungsgebiet Atzgersdorf.
In den nächsten Jahren entstehen hier rund 5.000 Wohneinheiten – ein Projekt mit weiteren 850 geplanten Wohnungen wurde am Mittwoch von Planungsstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Gerald Bischof (beide SPÖ) präsentiert.
Das „Biotop-Wildquell“, so der klingende Name, soll beim Areal der ehemaligen Wildschek-Lackfabrik entstehen. Intern habe man darum das Motto „Der Lack ist ab“ ausgerufen, sagt Sima.
Vom Industriegebiet zur Naturoase scheint ein großer Schritt zu sein. Dass dieser aber nur ein kleiner ist, zeigt sich bei der Besichtigung. Hinter dem markanten Schornstein und den Ziegelgebäuden verbirgt sich ein drei Hektar großer Park – der von den ehemaligen Eigentümern im Stil der englischen Landschaftsarchitektur angelegt wurde.
Dieser soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zwei Biotope finden sich darin, Pappeln Sträucher und ganz viel Idylle, die man von der Straße aus nicht mal erahnen kann.
Geförderte Wohnungen
Damit bekommt Liesing neben dem Prestigeprojekt Stadtpark Atzgersdorf, der, nur ein paar Straßen entfernt, noch heuer eröffnen soll, eine weitere Grünfläche. Der Wohnraum selbst soll „leistbar sein“, so Sima.
Darum werden rund zwei Drittel der Wohnungen gefördert. Geplant ist, mehrere Wohnformen unter einem Dach zu vereinen, etwa betreute Wohnformen oder Wohnen für Alleinerziehende.
Info-Ausstellung
Heute, Donnerstag, kann das Areal in der Walter-Jurmann-Gasse 8 besichtigt werden. Von 15 bis 18 Uhr gibt es eine Ausstellung zum geplanten Projekt „Biotop Wildquell“. In Kleingruppen kann man das bisher unzugängliche Areal erkunden
850 Wohnungen
Rund zwei Drittel der Wohneinheiten werden geförderte Wohnungen sein. Fertigstellung ist allerdings erst 2028
Fokus auf Natur
Architekt Rüdiger Lainer hat auch die Biotope City in Favoriten mitentworfen
Das ganze Areal ist als klimafitter Stadtteil geplant. Konkret bedeutet das: Die Bauwerke werden begrünt, und die Fläche soll deutlich entsiegelt werden. „Bei einem durchschnittlichen Industrie-Areal geht man von 90-95 Prozent Bodenversiegelung aus, bei einem Wohnbau sind es knapp 50“, so Bischof. Auch die Wasserspeicherfähigkeit wird um 20 Prozent erhöht.
Das sei besonders wichtig, sagt Sima, weil man auf den immer öfter vorkommenden starken Regenfällen verstärkt nach Speichermöglichkeiten suche. Das so gespeicherte Regenwasser steht den Pflanzen im Landschaftsgarten zum Wachsen und Kühlen zur Verfügung.
Die Abkühlung betrifft dabei nicht nur das Areal selbst, auch die Umgebung soll durch das „Biotop-Wildquell“ von geringeren Temperaturen profitieren. Da sei in der Stadtplanung „ziemlich einzigartig“, sagt Architekt Rüdiger Lainer.
Öffi-Ausbau kommt
Noch ist die öffentliche Anbindung überschaubar – das wird sich aber künftig verbessern. Gleichzeitig mit dem viergleisigen Ausbau der Schnellbahn wird die neue Station Benyagasse realisiert. Der künftige Stationsvorplatz befindet sich direkt beim Wohnprojekt. Bereits ab Herbst soll außerdem ein neuer Bus vom Bildungscampus Atzgersdorf zur U-Bahn fahren, so Bischof.
Bis man bei den Wildschek-Gründen wohnen oder die Gärten nutzen kann, wird es aber noch dauern. Der Beschluss des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans soll nächstes Jahr erfolgen. Der Baustart ist für 2025 anberaumt, die Fertigstellung für 2028 geplant.
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