So auch in der Wiener Klinik Floridsdorf, wo seit Beginn der Pandemie Covid-Patienten behandelt werden. Trotz beißend kalten Winds versammeln sich Mittwochnachmittag Dutzende Mitarbeiter vor der Notfall-Zufahrt, viele davon bestückt mit kleinen Schildern. „Unsere Akkus sind leer“, „Und wer hilft uns“, ist darauf zu lesen.
„Wir sind wütend“, ruft Karoline Jedelsky, Vorsitzende des Dienststellenausschusses, ins Megafon. Schon vor der Krise habe es zu wenig Personal gegeben, jetzt sei aber die körperliche und psychische Leistungsgrenze erreicht. Deshalb sei das Spital mit einer „riesigen Austrittswelle“ konfrontiert.
„Wir haben es mit einer sehr hohen Personalfluktuation zu tun“, präzisiert Jedelsky gegenüber dem KURIER. Viele würden die Klinik Floridsdorf verlassen und in einem anderen Wiener Gemeindespital ihr Glück suchen, nur um festzustellen, dass es dort auch nicht besser sei. Um der schwierigen Situation zu entkommen, würden sich neuerdings auffällig viele Kollegen um eine Frühpensionierung bemühen.
„Umso mehr wächst die Belastung für das verbleibende Personal, weil Ersatz kommt keiner nach. Zu unattraktiv sind die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung“, sagt eine Pflegerin, die lieber anonym bleiben möchte. „Das war aber schon vor der Krise so. Die Pandemie wird gerne als Ausrede für unsere Probleme verwendet.“
Verschärft hat sie die Lage aber jedenfalls: Jedelsky berichtet von ohnehin schon knapp bestückten Abteilungen, die nun auch noch Mitarbeiter an die Covid-Stationen verleihen müssten. Und dem Ringen mit den Ärzten, wenn es um nicht-akute Operationen geht, die im Anschluss eine Intensiv-Versorgung brauchen. „Natürlich wollen die Ärzte operieren, doch das nötige Pflegepersonal hat keine Kapazitäten mehr. Das macht schwierige Entscheidungen nötig.“
Und wie geht es dem Personal angesichts der hohen Zahl Ungeimpfter auf den Intensivstationen? „Die Impfdebatte sollen andere führen“, gibt sich Jedelsky diplomatisch. „Wir weisen die Kollegen jedenfalls an, ihre Emotionen außen vor zu lassen.“
Kommentare