Coronavirus gefährdet Lebensmittelausgabe für Bedürftige

Bei den Leo-Lebensmittelausgaben erhalten Armutsgefährdete gespendete Lebensmittel (Archivbild)
Caritas kann nun drei LeO-Ausgabestellen wiedereröffnen. An weiterem Angebot wird noch gearbeitet. Der Bedarf ist groß.

Erst war der Job weg, dann das Geld. Viele Menschen stürzen jene Maßnahmen, mit denen das Coronavirus eingedämmt werden soll, in eine Krise der ganz anderen Art. "Gestern stand eine weinende Mutter, Mitte 40, 100 Prozent Einkommensausfall vor unserer Tür. Sie erzählte unter Tränen, dass sie kein Geld mehr hat, Hunger hat, der Kühlschrank leer ist. Sie weiß nicht wie es weitergehen soll", berichten etwa Mitarbeiter der Caritas Wien.

Die Frau ist kein Einzelfall. Zahlreiche Arbeitnehmer haben bereits ihre Jobs verloren.

"Die Telefone laufen bei uns heiß. Speziell ältere, armutsbetroffene Menschen rufen an, weil sie alleine in der Wohnung im Rollstuhl sitzen oder aufgrund anderer körperlichen Beeinträchtigung ihre Einkäufe nicht erledigen können oder schlicht, weil sie kein Geld mehr im Börsel haben jetzt am Monatsende“, berichtet Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.

Sozialmärkte von Pandemie betroffen

Doch auch die Sozialmärkte und Lebensmittelausgabestellen sind von der Corona-Krise betroffen. So mussten etwa die LeO-Ausgabestellen in Wien und NÖ vergangene Woche geschlossen bleiben.

Erst mussten Lösungen gefunden werden, um das Risiko einer Übertragung des Virus zu minimieren. Das geschieht nun, indem die Caritas fertige Lebensmittelpakete austeilt. Vor der Krise konnten die Kunden aus den verfügbaren Lebensmitteln auswählen. Zudem sollen die Ausgaben vermehrt unter freiem Himmel stattfinden. Gäste müssen einen Mindestabstand einhalten und sich vor Ort die Hände desinfizieren.

Dazu kam, dass erst jüngere freiwillige Helfer gefunden werden mussten. Denn viele Menschen, die sich bei LeO engagieren, sind bereits über 60 - und zählen damit zur Risikogruppe, die sich derzeit besonders schützen soll. Das gilt übrigens auch für die Sozialmärkte in Niederösterreich, wo bereits Angebote schließen mussten. In Wien gelang die Mobilisierung rasch. 2.800 junge Wiener hatten sich in den vergangenen zwei Wochen gemeldet.

Vorerst drei Ausgabestellen geöffnet

Für diese Woche konnte daher die Caritas in Wien zumindest drei (von regulär 16) Ausgabestellen wiedereröffnen. Morgen, Mittwoch, öffnet die carla Mittersteig. „Dort, wo normalerweise Kleider- und Möbelspenden gesammelt und verkauft werden, können ab sofort einmal wöchentlich Lebensmittel wie z.B. Nudeln, Mehl, Zucker, Reis, Linsen von armutsbetroffenen Menschen abgeholt werden“, erklärt Schwertner.

Am Donnerstag und Freitag werden die Ausgaben von Freiwilligen in zwei Wiener Pfarren im Pfarrgarten unter freiem Himmel organisiert. Alles, was Menschen in Not benötigen, ist ein LeO- oder ein Lichtbildausweis. Schwertner: „Für den Fall, dass die Nachfrage stark steigt, planen wir bereits ab kommender Woche gemeinsam mit weiteren Wiener Pfarren zusätzliche Ausgabestellen aufzusperren.“

Nachfrage nach Lebensmitteln wird steigen

Lebensmittel, die verteilt werden können, gibt es vorerst genug. Dank zahlreicher Spenden können derzeit 1.000 Haushalte sechs Wochen lang unterstützt werden, heißt es bei der Caritas. Die Hilfsorganisation geht jedoch davon aus, dass die Nachfrage nach Hilfe weiter steigen wird.  Schwertner befürchtet, dass die "Gesundheitskrise von heute, schon morgen oder übermorgen zur sozialen Krise wird.“

Neben den Lebensmittelausgaben sollen in den Pfarren auch Corona-Not-Wärmestuben eingerichtet werden. Dafür sollen die seit Dezember bestehenden Wärmestuben länger als bis Ende März offen gehalten werden. Die Caritas versucht zudem neue neue Orte zu finden.

LeO-Ausgabestellen:

Mittwoch, 25.3., 10:00-11:30: carla, 1050 Wien, Mittersteig 10

Donnerstag, 26.03., 09:30-11:00: Pfarre Gartenstadt, 1210 Wien, Galvanigasse 3

Freitag, 27.03., 10:00-11:30: Pfarre Neufünfhaus, 1150 Wien, Vogelweidplatz 7

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