Coronavirus: Die letzten Chinesen auf Österreich-Besuch

Coronavirus: Die letzten Chinesen auf Österreich-Besuch
Viele Reisegruppen verlassen demnächst das Land. In Wien bangen Fremdenführer um ihre Jobs.

Im Goldenen Quartier in der Wiener Innenstadt herrscht Donnerstagmittag „business as usual“. Bis auf einen Unterschied: Wegen des Coronavirus tragen die Mitarbeiter bei Gucci Grippemasken und Handschuhe. Das habe ihnen der Konzern erlaubt, erzählen sie. Denn viele Kunden seien chinesische Touristen.

Während erste Hotels bereits die Auswirkungen des von der chinesischen Regierung verhängten Reisebanns für Gruppenreisen vergangenen Freitag spüren, ist in den Tourismuszentren noch nichts zu merken. Im Stephansplatz machen Touristen aus Asien Selfies, auch vor dem Café Central stehen die Besucher Schlange.

Coronavirus: Die letzten Chinesen auf Österreich-Besuch

Das liege daran, dass viele Gruppen bereits in Europa unterwegs waren, als das Verbot ausgesprochen wurde, sagt Fremdenführerin Gerti Schmidt, Fachgruppenobfrau in der Wirtschaftskammer Wien. Allerdings würden die letzten Wien-Besucher Österreich zwischen 6. und 8. Februar verlassen.

„Ab dann werden Touristen der Volksrepublik China aus dem Stadtbild verschwunden sein“, prognostiziert Schmidt. Das stelle vor allem ihre chinesisch sprechenden Kollegen vor große Probleme – und das seien immerhin 200. „Die haben dann Ausfälle von 100 Prozent.“

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Für Unternehmer ein Horrorszenario. Generell ist Schmidt davon überzeugt, dass das Ausbleiben der chinesischen Gäste alle Sparten im Tourismus treffen wird.

Hoteliers verzeichnen Stornierungen

Genaue Zahlen zu Stornierungen und finanziellen Einbußen gibt es nicht. In Salzburg wurde etwa registriert, dass am Busterminal Buchungen storniert und reduziert wurden. In Hallstadt, einem beliebten Reiseziel von Touristen aus China, berichtete Bürgermeister Alexander Scheutz gegenüber Medien von annullierten Hotelbuchungen.

„Wir haben die ersten Stornos diese Woche als unmittelbare Folge auf das Reiseverbot bekommen“, berichtet auch Andrea Hansal von der Verkehrsbüro Group, die fünf Hotels in Wien und vier in Salzburg betreiben. Man beobachte die Lage nun genau – vor allem, da man nicht weiß, wie lange das Verbot aufrecht bleibe.

Bei der Österreichischen Hoteliervereinigung versucht man zwar zu beruhigen – von einer Krise könne keine Rede sein, viele Hotelzimmer könnten anderweitig verkauft werden – doch Hansal ist überzeugt, dass die Ausfälle nicht eins zu eins kompensiert werden können.

Spendable Urlauber

Tatsache ist: Urlauber aus China machen einen kleinen Teil der Österreich-Besucher aus. In Wien liegt der Anteil der Nächtigungen chinesischer Touristen im Februar bei knapp vier Prozent, in Salzburg sind es generell etwas mehr als vier Prozent. In der vorigen Wintersaison gab es in beiden Städten 183.281 (Wien) bzw. 38.038 (Salzburg) Nächtigungen.

Allerdings gelten die Chinesen im Urlaub als äußerst spendabel. Sie buchen in 5-Sterne-Hotels, ihre Shoppingausgaben belaufen sich in der Bundeshauptstadt auf 942 Euro pro Einkauf – ein Rekord.

Beim Wien Tourismus geht man jedenfalls von einem „Knick“ in der Besucher-Statistik aus, denn wegen des chinesischen Neujahrs seien Jänner und Februar durchaus eine beliebte Reisezeit. Wie heftig dieser ausfällt, werden die nächsten Wochen zeigen.

Mitarbeit: Stefanie Marek

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