Corona: Kurzes Tauwetter zwischen Bund und Wien schon wieder vorbei

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) weilte vergangenen Samstag ausgerechnet mit ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler bei einer Impf-Aktion im Bundeskanzleramt, als ihn Eilt-Meldungen am Handy erreichten. Fast zeitgleich hatte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz eine weitreichende Lockerung der Corona-Maßnahmen ab 5. Februar verkündet – von der Verschiebung der Sperrstunde bis hin zur Aufhebung der 2-G-Regel.
"Rückfall in alte Zeiten"
Dem Vernehmen nach soll Edtstadler es abgelehnt haben, den Termin im Bundeskanzleramt am Vorabend noch kurzfristig abzusagen. Die SPÖ-geführten Bundesländer seien hingegen in keiner Weise in die geplanten Lockerungsschritte eingebunden oder wenigstens vorinformiert gewesen, wie man im Wiener Rathaus beklagt. „Das fühlt sich wie ein Rückfall in alte Zeiten an“, kritisiert man dort.
Gemeint ist damit das tiefe gegenseitige Misstrauen und die mitunter offenen Feindseligkeiten, die noch unter Bundeskanzler Sebastian Kurz zwischen Wien und Bund an der Tagesordnung gestanden waren.
Annäherung
Nach dessen Rücktritt und der Installierung des Gecko-Gremiums schien hingegen Tauwetter anzubrechen: Äußerst wohlwollend sprach etwa Hacker zuletzt über dessen Arbeit und das Verhältnis zu Nehammer.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wiederum wurde nicht müde zu betonen, wie wichtig ein bundeseinheitliches Vorgehen bei den Corona-Maßnahmen sei. Die Zeit der Wiener Alleingänge im Pandemie-Managemet ist, so schien es, zu Ende.

Nun wendet sich das Blatt abermals. Brüskiert vom Vorgehen des Bundes und zweifelnd an der Sinnhaftigkeit von Lockerungen, noch ehe der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht ist, steht jetzt wieder ein Wiener Sonderweg im Raum. In den nächsten Tagen (der genaue Termin steht noch nicht fest) wird Ludwig mit seinem Expertenstab die weitere Vorgehensweise beraten.
Was dabei herauskommt, ist noch völlig offen. Denkbar seien verschiedene Szenarien, ist aus Rathaus-Kreisen zu hören. Etwa, dass man bei der Lockerung der Sperrstunde mitmacht, die 2-G-Regelungen in Wien aber beibehält. Oder aber, dass man das vom Bund präsentierte Paket zwar als Ganzes umsetzt, aber erst zwei bis drei Wochen zeitversetzt, wenn die Welle ihren Höhepunkt überschritten hat.
Spitalszahlen steigen
Aktuell sei die Lage jedenfalls nicht ganz so entspannt wie vielfach dargestellt, gibt ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Hacker zu bedenken. „Wir haben 410 Covid-Patienten auf den Normalstationen der Spitäler. Das ist fast eine Verdoppelung innerhalb von zwei Wochen.“ Immerhin: Mit 62 Patienten sei die Lage auf den Wiener Intensivstationen weiterhin relativ stabil.
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