Corona: "Kraftakte, auf die man sich nie vorbereitet hatte"
von Adrian Zerlauth
Sie stehen in Mariahilf, in der Leopoldstadt, in Margareten, zwei in Hietzing, in Hernals und in der Landstraße. Alleine in Wien befinden sich sieben der insgesamt 23 österreichischen Ordensspitäler. Auch in der Bundeshauptstadt wurden sie zum wichtigen Faktor während der Coronakrise.
Die Versorgungsleistungen der Wiener Ordensspitäler werden im Auftrag und in sehr enger Kooperation mit der Stadt Wien erbracht. Die Non-Profit-Spitäler haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag und werden von der öffentlichen Hand unterstützt. Träger sind Ordensgemeinschaften, also private Institutionen.
"Die sieben Wiener Ordensspitäler waren tief eingebunden in die Bewältigung der Krise." sagt Adolf Inzinger, Sprecher der ARGE Ordensspitäler Österreich. Im orthopädischen Spital Speising im 13. Bezirk wurden beispielsweise 200 Betten und 14 Intensivbehandlungsplätze für die Versorgung von COVID-Patienten geschaffen.
Patienten, deren Corona-Test positiv ausgefallen ist, wurden ans Kaiser-Franz-Josef-Spital überstellt, mögliche Kontaktpersonen ermittelt und die dazugehörigen Maßnahmen eingeleitet - Standardprozedur eben.
Besondere Hilfestellung
In den Wiener Ordensspitälern stehen insgesamt 1.804 Betten zur Verfügung. Im Jahr 2019 betreuten sie in Wien rund 495.000 Patienten. Während der Corona-Hochphase in Österreich sorgten die Ordensspitäler vor allem für die Aufrechterhaltung der gesundheitlichen Regelversorgung für Nicht-COVID-Infizierte. Das Krankenhaus "Göttlicher Heiland" in Hernals als Beispiel erhöhte die Kapazitäten der Rettungsbetten.
Im St. Josef Krankenhaus in Hietzing wurden auch während der Zeit des Lockdowns 877 Chemotherapien durchgeführt. Im gleichen Spital wurden außerdem zwischen dem 1. März und dem 15. Mai 802 Geburten betreut.
In enger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und der Stadt Wien wurden in den Ordensspitäler Mitte März sämtliche nicht vital wichtigen Leistungen sukzessive heruntergefahren, damit Wien im schlimmsten Fall genügend Bettenkapazitäten für Covid-PatientInnen zur Verfügung hat.
Hatten die Wiener Ordensspitäler im vergangenen Jänner und Februar noch eine durchschnittliche Auslastung von rund 90 Prozent, waren es im März 2020 nur noch 50 Prozent.
Organisatorische Herausforderung
Dies hatte auch finanzielle Auswirkungen: Die Fixkosten blieben trotz geringerer Auslastung gleich. Dazu kamen dann noch ungeplante Ausgaben für Masken, Handschuhe oder Beatmungsgeräte.
Dabei kamen die Wiener Ordensspitäler auf einen Betrag im siebenstelligen Bereich. Man stehe für Kompensationen in engem Kontakt mit dem Finanzministerium, hieß es von Seiten der Ordensspitäler.
"Der Organisationsaufwand auf allen Ebenen war eine der größten Herausforderungen für uns.", beschreibt Adolf Inzinger die Situation. Auch Schwester Katharina Laner, Geschäftsführerin des Kardinal Schwarzenberg Klinikums im Pongau, stand vor organisatorischer Schwerstarbeit: "Es waren Kraftakte, auf die man sich nie vorbereitet hatte."
Neustart
Wieder auf Normalbetrieb zu stellen ist schwierig. Unter einschränkenden Bedingungen muss ein sicherer Betrieb mit klar definierten Abläufen für alle Beteiligten organisiert werden. "Das Hochfahren ist weitaus mühsamer, als es das Herunterfahren im März war.", sagt Inzinger gegenüber dem KURIER.
Das Franziskus-Spital in Margareten war Ende Juni zu 64 Prozent ausgelastet. Normalerweise ist die Klinik in dieser Zeit zu 86 Prozent ausgelastet. Die Abteilung Schmerztherapie, bzw. die Tageskliniken stehen zum Teil noch leer.
Dennoch blickt man bei den Ordensspitälern zuversichtlich in Vergangenheit und Zukunft. "Unser Ziel war es, zwei Schritte voraus zu sein. Rückblickend waren wir vier Schritte voraus und im Falle einer weiteren Ausbeitung der Coronavirus-Pandemie können wir innerhalb weniger Tage in den Krisenmodus zurückkehren. Das gemeinsame Wollen Aller ist zum Tragen gekommen", resümiert Adolf Inzinger.
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