Chris Lohner: „Political Correctness ist ein Feigenblatt“

Chris Lohner: „Political Correctness ist ein Feigenblatt“
Wie war eine Kindheit im Wien der Nachkriegsjahre? Darüber erzählt Lohner bei einem Benefizabend. Mit dem KURIER sprach sie über Gendern, Humor und Pinkelpausen in Afrika.

KURIER: Jeder, der mit den ÖBB fährt, kennt Ihre Stimme. Wie viele Sätze mussten Sie einsprechen, damit wir all diese verschiedenen Durchsagen hören können?

Chris Lohner: Es waren 15.000 Sätze auf Deutsch, 15.000 auf Englisch. Ich habe einen ganzen Juli lang jeden Vormittag Sätze eingesprochen.

Mussten Sie da etwa die Namen aller Stationen vorlesen? Wie funktioniert das?

Nein, nein, das funktioniert anders. Eine Firma in Deutschland hat ein Programm entwickelt. Mit bestimmten Sätzen, die man so zerlegen kann, dass man aus den Silben alles machen kann, was man braucht. Darum sind das auch recht unsinnige Sätze, die nichts mit der Bahn zu tun haben, wie: „Merkel isst Erdbeeren am Nordpol.“

Eines Ihrer Bücher trägt den Untertitel „Wienerin seit 1943“. Was ist Ihre Erinnerung an die damalige Zeit?

Es ging uns allen gleich, und was es nicht gegeben hat, ist Neid: Niemand hat etwas gehabt, und das Bisschen, das man hatte, hat man geteilt. Es war für uns Kinder spannend, in Ruinen herumzustapfen, obwohl es streng verboten war, wegen der Minen und Bomben. Das Einzige: Eine Sirene ist für mich immer noch ein unangenehmes Geräusch. Das kommt von den Sirenen vor Bombenangriffen. Eine unterbewusste Geschichte, denn ich war damals ja winzig, kaum zwei Jahre alt.

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