Chris Lohner über Hass im Netz, Corona und ihre Genesung
Es erwischte sie plötzlich und unerwartet – im Februar erkrankte Chris Lohner (77) schwer an Corona. „Das Schlimmste, was mir je passiert ist“, machte sie ihre Infektion via Facebook öffentlich. Um aufzuzeigen, dass es jeden treffen kann, auch um zu informieren, was auf einen zukommt.
„Ich habe ja keine Ahnung gehabt. Woher? Das wird ja auch nicht gesagt. Deshalb bin ich ja an die Öffentlichkeit gegangen, um den Leuten zu sagen, was alles zu beachten ist“, erzählt die ÖBB-Stimme in der Talksendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“, „ich habe das ja nicht für mich gemacht.“
Und dann ging es los, sie wurde mit bösartigen Kommentaren regelrecht überschüttet, im Hass ertränkt. „Ich hätte mich fast entschuldigen müssen, dass ich nicht gestorben bin. Weil ich gesagt habe, dass es für mich das Schlimmste ist, das mir bis jetzt passiert ist. Ich hatte die Ruhr, als ich aus Afrika kam, ich hatte eine Lungenentzündung, ich habe mir in Bolivien das Knie zertrümmert, aber das war das Ärgste. Und dann hat man mir gesagt: ,Jetzt müssen Sie erst einmal Krebs kriegen, damit Sie wissen, was wirklich schlimm ist’“, erzählt sie.
Das ganze Interview:
Herrlich ehrlich: Chris Lohner
Chris Lohner wurde in ihrer jahrzehntelangen Karriere schon mit so viel konfrontiert, sie musste während ihrer Beziehung mit dem jamaikanischen Daviscup-Spieler Lance Lumsden (gestorben 2011) Rassismus ertragen („Negerhure, schleich dich aus Europa und verrecke im Negerland“) oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wegstecken.
Sie konnte mit allem immer gut umgehen, erzählt sie, doch geschwächt durch die Krankheit, war es diesmal kaum zu ertragen für sie. „Ich war so krank und hab’ mir gedacht: Ich kann jetzt nichts wegstecken, so wie ich das immer gemacht habe. Ich muss einfach wieder gesund werden und kann mich mit dem nicht auch noch befassen“, sagt die Moderatorin, die dann auch ihren Facebook-Account stillgelegt hat.
„Corona geht ja auch an die Psyche. Du bist so nah am Wasser gebaut, du bist so dünnhäutig durch diese Krankheit. Ich habe zum Beispiel zehn Tage lang auch nichts essen können.“
Mittlerweile ist sie aber wieder vollständig genesen. „Ich habe meine alte Kraft wieder und das finde ich großartig. Ich bin auch demütig genug und weiß es zu schätzen, weil es nicht allen wirklich nach zwei Monaten gut geht. Viele haben Long-Covid und leiden ein halbes Jahr daran. Auch meine Stimme ist wieder da.“
Und für diese ist sie nicht nur durch die ÖBB, sondern auch durch die klaren Worte, die sie Richtung Politik findet, bekannt und geschätzt.
„Ich würde mir mehr Kommunikation für das Volk wünschen. Ich möchte kein Geschwurbel und keine abgehobenen Sätze. Ich möchte, dass man die Fragen beantwortet, die die Leute haben“, fordert sie.
Mehr dazu, wie es ihr während und nach ihrer Corona-Erkrankung ergangen ist, ihrem neuen Buch „Ich bin ein Kind der Stadt – Wienerin seit 1943“ und ihrem daraus resultierenden Programm, sehen Sie im Video oben.
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