Chorherr: Spendenliste mit Beigeschmack

Christoph Chorherr
Hohe Spenden aus der Immobilienbranche an Verein, dessen Obmann der Grüne Planungssprecher ist. Nun gibt es eine Anzeige.

"Ithuba" ist ein Wort aus der südafrikanischen Zulu-Sprache und heißt auf Deutsch "Chance". Diese ergriffen offenbar auch mehrere Finanzinvestoren, Banken und Firmen, die ihr Geld mit der Entwicklung von Immobilien in Wien verdienen. Hunderttausende Euro wurden in das Entwicklungsprojekt "Ithuba" gesteckt, das zwei Schulen für rund 500 Südafrikaner gebaut hat und betreibt. Das ist prinzipiell eine ehrenwerte Sache.

Der Wiener Verein, über den dieses karitative Schul-Projekt "Ithuba" finanziert wird, heißt s2arch- Verein für soziale und nachhaltige Architektur. Dessen Gründer und Obmann ist Christoph Chorherr – Gemeinderat und Stadt-Planungsprecher der Grünen. Als Mitglied des Planungsausschusses und stellvertretender Vorsitzender im Wohnbauausschuss entscheidet ausgerechnet er über große Brauprojekte in Wien mit. Er selbst sieht keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden Tätigkeiten. Doch die generösen Spender könnten für Chorherr nun zu einem Unvereinbarkeitsproblem werden.

300.000 Euro überwiesen

Laut den Unterlagen, die dem KURIER zugespielt wurden, hat ein früherer Manager des Londoner Hedgefonds Lawnsdowne im Februar 2012 Chorherrs Verein 300.000 Euro überwiesen.

Die Signa Holding GmbH des Immobilieninvestors René Benko, die in Wien große Bauprojekte entwickelt, hat laut Spendenbestätigung (Mitte November 2011) 100.000 Euro gezahlt. Die zum Verwechseln ähnlich benannte Finanzberatungsfirma Ithuba Capital AG um den früheren Investmentbanker Willi Hemetsberger blätterte 2011 und 2012 jeweils 100.000 Euro hin.

Die UniCredit Bank Austria hat (im Jahr 2012) 40.000 Euro und (2014) weitere 60.000 Euro an den Verein fließen lassen. Der Immobilienentwickler Günter Kerbler spendierte (Mitte April 2014) 25.000 Euro.

Auch die Stadt Wien zeigte sich spendabel. In den Jahren 2012 und 2014 gewährte sie dem Verein Förderungen in Höhe von jeweils 100.000 Euro. Die Subventionen wurden vom Gemeinderat beschlossen.

Bekannter Name

Dazu muss man wissen, dass Ithuba Capital früher Montana Capital Financial Services hieß und dem Investor Michael Tojner gehörte. Er produzierte zuletzt mit dem umstrittenen Bauprojekt "Heumarkt neu" Schlagzeilen. Hemetsberger kaufte 2009 die Mehrheitsanteile dieser Firma und benannte sie in Ithuba Capital um. Tojner hielt laut Hemetsberger nur noch zehn Prozent und saß im Aufsichtsrat. Anfang 2013 schied Tojner dann endgültig aus.

"Freunde von mir haben Chorherr schon damals gekannt und er hat mir dann das Projekt in Afrika erklärt", sagt Hemetsberger zum KURIER. "Ich bin dann nach Südafrika geflogen. Es ist ein Superprojekt zur Selbsthilfe." Seitdem setzt sich Hemetsberger für das Schulprojekt ein – vor allem finanziell. Es sei eine Herzensangelegenheit, sagt er. Mit Chorherr habe er aber geschäftlich nichts zu tun.

"Was andere Leute spenden, dafür kann ich nichts", sagt Hemetsberger. Nur mit der Spende des Londoner Hedgefonds-Managers habe er direkt zu tun. Der sei ein Freund und er habe ihm beim Kauf einer Wiener Immobilie geholfen, sagt Hemetsberger. Als Dankeschön habe der Freund dann – auf Hemetsbergers Vorschlag – 300.000 Euro an den Chorherr Verein gezahlt. Der Unternehmer Michael Tojner dementiert eine etwaige Verflechtung. "Herr Tojner hat mit diesem Verein nie etwas zu tun gehabt und hat auch nichts gespendet", sagt eine Mitarbeiterin Tojners. "Meines Wissens haben sich Herr Tojner und Herr Chorherr damals nicht gekannt." Und mit dem Heumarktprojekt habe das schon gar nichts zu tun.

Indes bestätigt die Signa Holding, dass sie den Verein Chorherrs finanziell unter die Arme greift – "im Rahmen ihres sozialen Verantwortung als international tätiges Unternehmen". "Signa hat mit einem namhaften Betrag die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs unterstützt", heißt es dazu schriftlichen von Signa. Auch der Immobilieninvestor Kerbler hat eine soziale Ader und spendet regelmäßig für Projekte. "Ich kenne Chorherr seit dem Jahr 1985 und die Vorteile, die ich von Chorherr habe, halten sich in Grenzen" sagt Kerbler. "Ich brauche nichts von ihm."

Alles ganz sauber

Chorherr weist jeden Zusammenhang mit "meiner Tätigkeit als Politiker" und diesem Verein heftig von sich. Es gebe "Tausende Spender, ich habe keine Negativliste, wer nicht spenden darf". Das meiste Geld für den Verein komme "über Benefizveranstaltungen durch die Versteigerung von Bildern oder kürzlich ein Golfturnier". Er selber wisse laut seiner Aussage nicht einmal, wer da gespendet haben könnte. "Ob etwa der Betreiber des Heumarktprojekts Geld in Chorherrs Projekt gesteckt hat, kann ich weder mit ja noch mit nein beantworten", sagt Chorherr. "Es gab aber niemals ein Gespräch mit ihm über Ithuba". Chorherr sieht eine "Kriminalisierung von Spendenaktivisten".

Indes hat Anwalt Wolfgang List, der Aufdecker des Kärntner HCB-Skandals, am Mittwoch eine Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebracht. Er ersucht darin die Behörde "allfällige Ungereimtheiten" zu prüfen.

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