Chaos bei „Alles gurgelt“ an Wiens Schulen
Ein Erfolgsmodell droht zum Fiasko zu werden: Immer mehr Eltern und Pädagogen melden Probleme mit den PCR-Tests von „Alles gurgelt“, die flächendeckend an allen Wiener Schulen ab der fünften Schulstufe zum Einsatz kommen.
Laut Plan werden die Schüler zwei Mal pro Woche vor Ort getestet. In den Schulen werden dafür eigene Abholboxen aufgestellt.
Wie berichtet, hat eine Schule im 7. Bezirk die Kinder angewiesen, wegen der schwierigen Handhabe die Tests zu Hause durchzuführen. Bei weitem kein Einzelfall: „Es herrscht Chaos“, schildert etwa Mario Matschl, Direktor der NMS Kagran, dem KURIER. Schuld daran sei, dass die Verknüpfung der Schülerdaten mit der Probe sehr kompliziert sei. Für jeden Schüler werde ein QR-Code generiert, den der Lehrer mit dem Handy scannen und hochladen müsse. „Die Lehrer sind damit pro Klasse schon eine Stunde beschäftigt“, sagt der Direktor.
Man sei schließlich dem Vorschlag des Anbieters Lead Horizon gefolgt, die Kinder die Tests daheim durchführen zu lassen. Doch auch dabei sei es zu Problemen gekommen – etwa beim Scannen des QR-Codes.
Auch im Bildungsministerium seien bereits zahlreiche Beschwerden über „Alles gurgelt“ in den Wiener Schulen eingelangt, sagt Sektionschefin Doris Wagner zum KURIER. „Laut Berichten gibt es Schulen, in denen gar keine Gurgel-, sondern bisher nur Antigentests durchgeführt wurden.“
Viele Beschwerden
Andere hätten sich – wie im oben geschilderten Beispiel – dazu entschlossen, dass die Tests zu Hause erfolgen. „Das führt aber wieder zu Beschwerden von Eltern, die nicht verstehen, warum sie sich jetzt darum kümmern müssen“, sagt Wagner und pocht darauf, dass die Probleme rasch gelöst werden. Eltern, die ein Kind in der Volksschule und ein Kind in der Mittelschule haben, sind mit unterschiedlichen Testsystemen konfrontiert: „Alles gurgelt“ der Stadt Wien und „Alles spült“ des Bildungsministeriums (Volks- und Sonderschulen). Das mache die Sache nicht leichter, sagt Wagner.
In der Wiener Bildungsdirektion sieht man bei „Alles Gurgelt“ keinen Handlungsbedarf. „Es muss nur einmal für jeden Schüler ein Profil angelegt werden. Sobald das erfolgt ist, ist das Programm ein Selbstläufer“, sagt eine Sprecherin. Zur Unterstützung gebe es auch Erklärvideos, Webinare und eine Hotline. „Somit sollten sich die Probleme bald lösen.“ Und weiter: „Im besten Fall sollen sich die Kinder ohnehin zu Hause testen lassen“, betont die Sprecherin.
Sie verweist darauf, dass auch bei „Alles spült“ nicht alles reibungslos gelaufen sei. Hier kam es in Einzelfällen vor allem bei der Abholung der Proben zu Problemen.
Kritik an Quarantäne
Unglücklich ist man im Bildungsministerium auch mit den uneinheitlichen Quarantäne-Regelungen. Es soll nicht schon ab dem ersten Fall eine ganze Klasse in Quarantäne. Wagner: „Hier braucht es eine klare und nachvollziehbare Regelung durch das Gesundheitsministerium.“
„Alles spült“
Insgesamt wurden in Wien, NÖ und im Burgenland diese Woche im Rahmen
des Programms „Alles spült“ des Bildungsministeriums 240.000 PCR-Tests in Schulen durchgeführt.
280 waren positiv, das entspricht 0,12 Prozent
Wiener Zahlen
Im Rahmen von „Alles spült“ gab es 84 positive Fälle (0,16 %) in Wien. Beim PCR-Testprogramm der Stadt Wien wurden hingegen 270 infizierte Schüler und 39 Covid-positive Pädagogen aufgespürt
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