Darunter war übrigens auch der eine oder andere ganz besonders exotische Fahrgast: Einmal habe ich einen Leguan transportiert. Vom Reptilienzentrum in Rudolfsheim-Fünfhaus nach Alterlaa. Er saß in einer Tupperware-Box mit Luftlöchern und behielt im Umkreis von 360 Grad alles im Auge, beginnt etwa eine seiner Kurzgeschichten.
Aus den Anekdoten wurde ein ganzes Buch
„Großteils ist es genau so passiert, wie es im Buch steht“, erzählt Skotton. Irgendwann habe er begonnen, seine skurrilsten Erlebnisse niederzuschreiben und auf Facebook zu posten. So kam der Kontakt zu einem Verlag zustande – bis Skotton schließlich sein eigenes Buch in Händen halten konnte.
In Form von Dialogen und Kurzgeschichten nimmt er seine Leser darin mit auf eine Fahrt durchs nächtliche Wien.
Illustriert ist das Buch mit Fotos der nächtlich-leeren Stadt. Auch diese stammen von Skotton: Er fotografiere gerne, erzählt er, vor allem „die einsamen Szenerien, die Ränder der Stadt“.
Besonders freue er sich aber, wenn sich interessante Unterhaltungen mit den Fahrgästen ergeben.
Kuriose Geschenke: ein Abbild der Jungfrau Maria und Vogerlsalat
Und auch das eine oder andere ungewöhnliche Geschenk habe er schon erhalten: Etwa von der bereits erwähnten Klosterschwester. Mit fortdauernder Länge des Gesprächs überreicht sie mir immer mehr Material in Form von Broschüren über die katholische Kirche und kleine Medaillons mit dem Abbild der Jungfrau Maria – ja, sogar etwas zum Essen gibt sie mir, schreibt der Autor in einer Kurzgeschichte.
Ähnlich ein Fahrgast, der vor seiner Freundin davonlief, in Skottons Taxi sprang, und nach Simmering zu einem Gewächshaus gebracht werden wollte: Mit der Frage, ob ich Blattspinat mag, überreichte er mir eine Schachtel und packte noch eine Lage Vogerlsalat mit drauf, schreibt Skotton. Nachsatz: In den nächsten Tagen gibt’s dreimal am Tag Spinat mit Vogerlsalat.
Ein Leser, der in Skottons Taxi stieg
Doch am meisten freue er sich, wenn sich einer seiner Fahrgäste auch als Leser seines Buchs entpuppt.
Erst kürzlich, erzählt Skotton, sei ein sympathisches Paar in sein Taxi gestiegen. „Im Lauf der Fahrt hat mir der Mann erzählt, dass er ein Buch von einem Kollegen von mir gelesen hat.“
Es stellte sich heraus: Das Buch hieß „Nachtschicht“. „Ich habe mich unwissend gestellt und erst am Schluss der Fahrt verraten, dass ich den Kollegen persönlich kenne – da es sich dabei nämlich um mich selbst handelt“, sagt Skotton und lacht.
Sascha Skotton: „Nachtschicht – Erlebnisse eines Wiener Taxifahrers“, Milena Verlag. 184 Seiten, 24 Euro.
Kommentare