Bub von Mitschülern verprügelt: Lehrer soll nicht reagiert haben

Bub von Mitschülern verprügelt: Lehrer soll nicht reagiert haben
Pädagoge wollte laut Vater des Kindes nicht wissen, was passiert ist. Jetzt hat er Anzeige erstattet.

„Es reicht“, sagt der Vater eines zwölfjährigen Buben, der in einem Wiener Privatgymnasium drangsaliert worden sein soll. Er ging jetzt zur Polizei und hat die Buben angezeigt – auch weil die Lehrer  auf den Vorfall nicht reagiert hätten. Was war geschehen?
„Zwei Mitschüler haben meinen Sohn in der Pause angegriffen: Der eine fixierte ihn, indem er ihm die Hände am Rücken festgehalten hat, der andere boxte ihm mit der Faust in die Genitalien“, berichtet der Vater dem KURIER.

Was  die Eltern des  gepeinigten Buben besonders ärgert: „Mit diesen Burschen gibt es seit der ersten Klasse Probleme. Kommt es zu Zwischenfällen, werden zwar Coaches und Sozialarbeiter hinzugezogen  – allerdings gibt es für die Täter nie Konsequenzen.“ Im Gegenteil.
So sei es auch in dem konkreten Fall gewesen: „Als der Professor zu Beginn der Stunde ins Klassenzimmer trat, sah er, wie mein Sohn weinend auf dem Boden lag. Doch anstatt zu fragen, was passiert sei, schickte er ihn an seinen Platz mit der Aufforderung, die Schüler sollen sich doch bitte benehmen und wieder vertragen“, ärgert sich der Vater. Auch als die Klassensprecherin die Situation beruhigen wollte, reagierte der Lehrer abweisend: „Setz dich auf deinen Platz“, soll dieser gesagt haben.

"Sensibler Umgang mit Gewalt"

Der KURIER hat die Schulleitung mit dem Vorfall  konfrontiert. Dort beteuert man, dass man in der Schule „mit dem Thema Gewalt sehr sensibel umgeht. Wir haben einen Schulpsychologen und vier Coaches am Standort.“ Mehr noch: Die Schüler müssen eine Verhaltensvereinbarung unterschrieben  –  bei Verstößen gibt es stufenweise Konsequenzen, die von Ermahnungen bis zum Schulausschluss reichen.

Allerdings: „Um den Schülern, die Fehler begangen haben,  eine Chance zu geben, werden die Verfehlungen des vorigen Schuljahres gelöscht“, erläutert die Direktion. Im konkreten Fall zeigt man  Verständnis für den Vater: „Am Montag wird die Polizei in die Schule kommen, die Untersuchung tragen wir mit.“
Mittlerweile habe es auch Gespräche zwischen Tätern und Opfern gegeben – und die Schläger hätten sich bei dem Opfer entschuldigt. Der Bub habe diese Entschuldigung auch angenommen. Allerdings: „Was hätte er auch sonst tun sollen?“, sagt der Vater. „Stellen Sie sich vor, was geschehen würde, wenn er das ausgeschlagen hätte. Ihn hätte in der Schule niemand geschützt.“

Der Vater will die Sache auf keinen Fall auf sich beruhen lassen: „Ich weiß, dass auch andere Eltern sich schon beschwert haben. Doch viele haben Angst, dass sie ihr Kind dann von der Schule nehmen müssen.“ Für den Vater ärgerlich:  „Es kann doch nicht sein, dass das Opfer gehen muss.“ Er will, dass sein Kind bleibt – auch weil es an diesem Gymnasium ein sehr gutes Angebot gibt, das es andernorts so kaum gibt. „Und auch der Unterricht ist meist sehr gut. Nur das Problem mit der Gewalt bekommen sie leider nicht in den Griff.“

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