Im Labor gibt es genug Platz, damit die Kinder in Zweiergruppen altersgemäße Experimente durchführen. „Es ist einfach schön, dass man selber arbeiten darf“, meint Matejs Kompagnon David. Und es ist „weniger kindisch als andere Labore, in denen wir schon waren“.
Über Rotkraut erstaunt
Arbeiten heißt in dem Fall, dass die Schülerinnen und Schüler zuerst jedes Reagenzglas nummerieren und danach jedes mit einer Chemikalie befüllen. Was in welches Röhrchen gehört, wissen sie aus dem Laborbuch, das auf jedem Arbeitsplatz ist. Ihr nächster Schritt: Jedes Glas wird bis zur Hälfte mit destilliertem Wasser aufgeschüttet und mit ein paar Tropfen Rotkrautsaft versetzt.
Ena und Petra machen das im Team: „Bitte noch ein bisschen mehr Flüssigkeit ins Glas“, bittet Helena ihre Freundin Anna: „Ich wusste nicht, dass das Rotkraut zu einer Färbung führt“, sagt sie. Ihre Erkenntnis: Je saurer ein Stoff, desto intensiver wird der rote Farbton, während stark Basisches, wie Waschmittel, intensiv blau wird. Welche Chemikalie sich wie verändert, dokumentieren die jungen Chemikerinnen und Chemiker im Laborbuch.
Dass die Kinder und Jugendlichen so Protokoll führen müssen, hat laut Michael Anton, Mitbegründer des Labors, zwei Vorteile: Zum einen werden die Ergebnisse der Versuche konserviert, zum anderen bekommen Kinder ein Gefühl für die Reihenfolge. Gleichzeitig lernen sie auch, ordentlich arbeiten – bevor mit dem zweiten Arbeitsschritt begonnen wird, wird der Tisch aufgeräumt.
Zerbrochenes Glas
Manchmal passiert dabei ein Missgeschick: In Frederiks Hand ist ein Glas geplatzt. „Wahrscheinlich ist es unten ganz dünn, damit man besser reinsieht. Sobald man wo ankommt, ist es kaputt“, vermutet er. „Kein Problem, das ist Verschleißware“, beruhigt Michael Anton.
Erst wenn alles wieder an seinem Platz ist, kann es weitergehen: Die Flüssigkeiten in den Reagenzgläsern müssen erneut vermischt werden, damit eine weitere Reaktion entsteht. „Ich mag, wie sich die Farben dabei vermischen“, sagt Schülerin Bella, die Mineralwasser und Kernseife – beides war zuvor mit Rotkrautsaft gemixt – vermischt hat. Im Glas flockt etwas Seife aus, darüber trennt sich eine rote von einer lilafarbenen Flüssigkeit.
Nicht nur für die Kinder ist hier vieles neu, auch für die Lehramtsstudentin Barbara Mayer: „Hier lerne ich, wie man Dinge erklärt und Kindern Hilfestellung gibt oder ein Labor aufbaut.“
Kleine Chemie-Profis
Die Kinder von der Flora-Fries-AHS waren da sicher ein guter Anfang, weil die Buben und Mädchen schon kleine Profis in Naturwissenschaften sind. Bei ihnen sind die MINT-Fächer ab der 1. Klasse ein Schwerpunkt. Dazu gehören Exkursionen, wie zum Beispiel in das Labor hier in der Währinger Straße.
Die Schülerinnen und Schüler gehören zu den Glücklichen, die hier einen Platz ergattert haben, schließlich werden die Labore auch noch für die Universität gebraucht. „Zwölf Klassen haben wir im Sommersemester hier“, erzählt Theresia Palenta, die das Konzept für das Labor wesentlich erarbeitet hat. „Wir haben etwa drei Mal so viele Anfragen wie Plätze. Die meisten kommen aus Wien, manche aus der näheren Umgebung.“
Vormerkungen können jederzeit über die Homepage erfolgen. Die eigentlichen Termine werden dann zu Beginn des Semesters ausgeschickt. Neben den Unterstufen sind vor allem die 8. Schulstufen Zielgruppe für das Projekt.
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