Behandlung im AKH 60 Prozent teurer als in anderen Spitälern

Rechnungshof zerpflückt das Management des Wiener AKH auf 169 Seiten.

Überhöhte Behandlungskosten, mangelnde Koordination, zu wenig Transparenz: Österreichs größtes Spital, das Wiener AKH, krankt an allen Ecken und Enden. Das geht aus einem aktuellen Rechnungshof-Rohbericht hervor, der dem KURIER vorliegt. Auf 169 Seiten wird das Management des Krankenhauses zerpflückt.

Hauptkritik: Durch die Doppelstruktur des Spitals sind die Kompetenzen nicht klar verteilt. Es ist einerseits ein städtisches Krankenhaus zur Versorgung der Bevölkerung, anderseits auch eine Medizin-Universität, zuständig für Lehre und Forschung und damit dem Wissenschaftsminister unterstellt.

Einige Kritikpunkte im Detail: Die Kosten für die medizinische Betreuung sind im AKH 30 bis 60 Prozent teurer als in den Uni-Kliniken in Graz und Innsbruck. Andere Wiener Spitäler schneiden hier ebenso weit besser ab. Auch die Infrastruktur-Kosten sind im AKH rund doppelt so hoch, als in vergleichbaren Spitälern. Eine rechtsträgerübergreifende Finanzplanung fehle gänzlich.

Ambulanzen

Die Prüfer nahmen auch die AKH-Ambulanzen unter die Lupe. Sie waren zuletzt immer wieder wegen starker Patienten-Zuwachsraten in Diskussion: 33 Prozent aller ambulanten Behandlungen werden im AKH durchgeführt. Das ist überproportional viel, stellt der Bericht fest.

Während die Stadt Wien die Vorgabe machte, alle Fälle zu behandeln, will die Medizinische Universität eine Beschränkung auf die Notfälle. Auch die einzelnen Kliniken würden unterschiedliche Strategien verfolgen, kritisiert der Rechnungshof. „Eine Strategie im Sinn einer ökonomischen Optimierung oder einer Zuordnung der Patienten zu den besten Behandlungsmöglichkeiten war nicht erkennbar.“

Auch bei der Mitarbeiterführung gibt es Defizite. Das AKH hat mit durchschnittlich 25 Tagen erheblich mehr Krankenstandstage als im restlichen Gesundheitsbereich mit rund 14 Tagen. Maßnahmen bei auffälligen Krankenständen wurden aber so gut wie nicht gesetzt. Die Medizin-Uni verfügt bis heute über keine Anwesenheitskontrolle, lediglich ein Dienstplanmanagement. Das erschwert auch die Überwachung der Nebentätigkeiten. 54 Prozent der Ärzte der MedUni haben mindestens eine Nebenbeschäftigung.

Behandlung im AKH 60 Prozent teurer als in anderen Spitälern
Für FPÖ-Stadtrat David Lasar liegt die Schuld an der Misere bei Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ): „Seit sechs Jahren ist Wehsely für den Gesundheitsbereich in Wien verantwortlich. Ähnlich wie ihre glücklose Vorgängerin Renate Brauner hat sie aber in dieser Zeit nichts positiv verändert.“

Das will Wehsely nicht auf sich sitzen lassen: „2011 habe ich gemeinsam mit Wissenschaftsminister Töchterle ein straff organisiertes Reformprojekt für eine effizientere Zusammenarbeit zwischen AKH und MedUni Wien eingeleitet. Dass hier an den richtigen Schrauben gedreht wird, bestätigt auch der Rechnungshof.“

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