Baustellen, Leerstände: Wie attraktiv ist die Mariahilfer Straße?
Biegt man vom Café Westend in die Mariahilfer Straße ein, dauert es nicht mal fünf Minuten, bis man auf das erste leerstehende Geschäft trifft.
"Zu mieten", steht auf einem Plakat, das an der Fensterscheibe klebt. Daneben prangt ein Graffiti mit der Aufschrift "What the fuck" und ein Fragezeichen.
Kein Einzelfall, wie ein Spaziergang in einer der größten Einkaufsstraßen Wiens zeigt. Diese Entwicklung fällt besonders an der Ecke zur Zollergasse auf. Ein Stahlgitter versperrt den Blick in ein ehemaliges Café, daneben steht ein Juwelier leer, einen Meter weiter zieren Graffiti das geschlossene Modegeschäft "Orsay".
"Früher war mehr los"
Spricht man mit den Menschen auf der Straße, wird schnell klar, wie sehr sich die Mariahilfer Straße im Laufe der Zeit gewandelt hat. "Die Geschäfte haben sich geändert, es sind sehr viele große Konzerne da, die Kleinen sind alle verschwunden. Früher gab es viele Messerschleifer und kleine Juweliere. Da konnte man so richtig schön flanieren. Früher war auch mehr los als jetzt", erzählt der Unternehmer Theodoros Papadopoulos, der an einem kleinen Stand Kaffee am Erika-Weinzierl-Platz vertreibt.
Er deutet auf den desigual-Shop, der ebenfalls leer steht. "Desigual etwa war ein großes Geschäft dort, das ist jetzt weg. Ich hab' mal geschaut, die Mieten für die Geschäfte in diesem Bereich kosten zwischen 10.000 und 15.000 Euro, keine Chance. Du brauchst Personal, du brauchst Strom, das geht sich nie im Leben aus", sagt der 31-Jährige.
Baustellen schrecken ab
Papadopoulos glaubt auch, dass die wenigsten Leute zum Shoppen in die Mahü kommen. "Früher war die Mariahilfer Straße ein Ort für alle, jetzt sind 90 Prozent Touristen unterwegs. Was für die Unternehmer dazu kommt, ist die Tatsache, dass die Leute keine Kaufkraft haben", betont Papadopoulos.
Auch die große Baustelle in der Nähe der U-Bahn-Station Neubaugasse würde viele Leute vertreiben. "Ich hab' mit einem Marktstandler im Sommer geredet und der hat gemeint, wie die nicht war, war hier generell mehr los. Also die Baustelle verjagt die Leute, besonders der Lärm", so der Unternehmer. Auch weiter unten sei eine große Baustelle, die aber stillsteht. "Die ist vom Benko."
Dass die Mahü an Attraktivität verloren hat, sieht die 79-jährige Eva Watzl anders. Sie geht hier meistens um die Mittagszeit mit ihrem Mops spazieren. "Ich mag die Vielfalt hier, es gibt große und kleine Geschäfte", erzählt sie. Man könne beim Bummeln auch gut entspannen, da man wegen der Fußgängerzone nicht dauernd auf Autos achten müsse.
Nur die Bettler, die stören sie. "Es gibt in Wien genügend Orte, wo Menschen Hilfe finden, es ist wirklich nicht notwendig, dass man bettelt."
Abschrecken würden viele Leute auch die "Penner und Junkies", die sich an der Ecke zur Neubaugasse aufhalten, ergänzt Papadopoulos. "Die vertreiben die Leute dort extrem. Deswegen ist das Eck dort auch tot", sagt der Unternehmer.
"Gehe gern hier spazieren"
Der 23-jährige Kevin Maxian ist hingegen froh, wenn es auf der Mahü auch einmal ruhiger zugeht. "Ich mag es, mit meiner Freundin hier spazieren zu gehen. Aber ich vermeide grundsätzlich volle Einkaufsstraßen, weil mich solche Menschenansammlungen stressen", erzählt der gebürtige Wiener.
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