Baumfällungen im Auer-Welsbach-Park: "Um 6 Uhr wurde gefällt"
Am Donnerstagmorgen wurden die angekündigten Baumfällungen im Auer-Welsbach-Park vorgenommen. Der KURIER berichtete vorab über die umstrittenen Rodungen im Park. Für die Grünen im 15. Bezirk fehlten dafür die detaillierten Gutachten. Auch die Initiative Zukunft Stadtbaum unterstützte diese Meinung.
"Schon um 6 Uhr in der Früh rückten elf Fahrzeuge mit sechs Hebebühnen an. Die MA 42 (Wiener Stadtgärten) ließ auch eine alte Stieleiche von 1894 fällen. Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht wollte hier wohl Tatsachen schaffen und sich vor einer Diskussion drücken", heißt es dazu von dem stellvertretenden Bezirksvorsteher Haroun Moalla (Grüne) aus dem 15. Bezirk. Eine Frau soll sich sogar am Vortag an einen Baum geklammert haben. Und auch Polizei soll am Tag davor vor Ort gewesen sein.
Schlanke Baumsorten wegen Lichtraumprofil
Vorab bestätigte SPÖ-Bezirkschef Baurecht, dass die Baumfällungen notwendig seien und Ersatzpflanzungen nach dem Wiener Baumgesetz vollzogen würden. Laut MA 42 wurde die Beurteilung der Rodung von "national und international ausgebildeten, zertifizierten Baumkontrolleurinnen und Baumkontrolleuren" erstellt. Es gehe hierbei um die Sicherheit für die Parkbesucher.
Bei den Ersatzpflanzungen handelt es sich übrigens immer um dieselbe Gattung und Art des Baumes, jedoch kann die Sorte variieren. Im Auer-Welsbach-Park wurden für die Nachpflanzung in der Nähe der Straßenbahn schlankere Baumsorten gewählt, um das Lichtraumprofil zu gewährleisten, heißt es.
Zu schnelle Fällungen, geheime Gutachten
Die Grünen prangern an, dass es viel zu oft zu vorschnellen Fällungen in der Stadt kommen würde: "Bäume werden ohne genaue Gutachten gefällt. Die Beurteilung des Gesundheitszustands und der Bruch und Standsicherheit von Bäumen erfolgt hierbei nur auf Sicht. Dabei gibt es Methoden, wie etwa Schalltomographie, um zuverlässige Aussagen treffen zu können. An Bäumen können auch Pflegemaßnahmen getroffen werden. In Wien geht man aber immer den einfacheren Weg und erklärt den Baum für nicht erhaltungswürdig. Das Motto lautet hier leider 'im Zweifel gegen den Baum'", so der Umweltsprecherin der Grünen, Huem Otero Garcia.
Das Fehlen an langfristigen Konzepten kritisiert auch die Initative Zukunft Stadtbaum. Die Rodungsbescheide seien ein wohlgehütetes Gehemnis in Wien. Viele Schadfaktoren summieren sich demnach: Pflegemangel, Schadstoffe, Hitze, Dürre, Bodenverdichtung, Hundeurin oder exzessive Salzstreuung. Laut Alexander Mayr-Harting von der Initiative entspricht das Wiener Baumschutzgesetz nicht mehr den Anforderungen der geänderten Klimabedingungen.
Nachpflanzungen seien bei gefällten großen Bäumen viel zu wenig. Oft fehle der Platz dafür und sogenannte Ausgleichszahlungen würden meist nicht - wie vorgesehen - zweckgebunden verwendet.
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