Aus geplantem Heiratsantrag beim Mordprozess wurde nichts

Aus geplantem Heiratsantrag beim Mordprozess wurde nichts
51-Jähriger wollte ausgerechnet jener Frau einen Antrag machen, die ihm ein Messer in den Rücken gerammt hatte.

Ein 51-Jähriger hatte ganz konkrete Vorstellungen. Er wollte Donnerstagvormittag im Großen Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht für Strafsachen vor seiner Zeugenaussage auf die Knie gehen und seiner Angebeteten eine Heiratsantrag machen. Jener Frau, die ihm im vergangenen Oktober im Schlaf ein Messer in den Rücken gerammt hatte und deshalb wegen Mordversuchs vor Gericht stand.

Doch es kam anders.

Heiratswillig

Die Angeklagte verlor kein gutes Wort über den Mann. "Er ist mir ständig am Rockzipfel gepickt." Und der Heiratswillige überlegte es sich kurzfristig doch wieder anders. "Herr Richter, ich habs Ihnen eh gesagt. Sie hat ein gutes Herz. Und eigentlich wollt ich mich heute hier niederknien..." Doch die Liebe war zu einseitig. Das sah schließlich auch er ein.

Die Liebesgeschichte nahm in der Warteschlange einer Apotheke ihren Anfang - sowohl die 40-jährige Angeklagte (vertreten von Rechtsanwalt Erich Gemeiner) als auch der 51-Jährige holten sich dort täglich ihr Substitol.

Aus geplantem Heiratsantrag beim Mordprozess wurde nichts

Anwalt Erich Gemeiner vertrat die 40-J

"Ich hab' sie nach einem Date gefragt, eine Rose mitgenommen und sie auf ein Cola eingeladen", erinnert sich der Mann. Drei Mal trafen sich die beiden. Beim letzten Mal, bei dem die Frau in der Wohnung des Mannes übernachtete, stach sie dem Schlafenden mit einem stumpfen Messer in den Rücken. "Er hat mich so genervt", erklärt die Frau mit 13 Vorstrafen.

Arrivederci

Als der vorsitzende Richter Ulrich Nachtlberger nachfragt, bremst sie ihn ein: "Bitte reden Sie mir nicht immer rein." Als Verteidiger Gemeiner versucht, sie zu beruhigen, holt sie gleich noch einmal verbal aus: "Ich sag's ihm (dem Richter, Anm.) einmal. Entweder er hört zu - oder arrivederci."

Wut ist ein großes Problem der 40-Jährigen. Speziell dann, wenn sie ihre Medikamente nicht bekommt. "Dann wird mein Zorn mehr."

Sie habe nur Sex mit dem Opfer gewollt. Doch der Mann wollte mehr, sprach von Liebe und Beziehung. "Er gibt nie eine Ruhe. Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen."

Persönlichkeitsstörung

Ob es denn keine bessere Lösung gegeben hätte? "Was hätt ich sonst machen sollen? Ihn deppert watschen? Dann tät ich auch da sitzen." Der psychiatrische Gutachter Peter Hofmann attestiert ihr eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung und hält es für wahrscheinlich, dass die Frau wieder gewalttätig wird.

Zumindest verständigte sie nach dem Messerangriff noch selbst die Polizei und führte sie zu dem Verletzten. Die Verletzung selbst war nicht allzu schlimm. Das Messer drang nur zwei Zentimeter ein.

Urteil: 13 Jahre Haft wegen Mordversuchs plus Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher; nicht rechtskräftig.

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