Aufgriffe in Wien: Schlepper passen ihre Strategie an

Aufgriffe in Wien: Schlepper passen ihre Strategie an
Die Polizei reagiert mit Schwerpunktaktionen.

Größere Flüchtlingsgruppen, die orientierungslos in den Wiener Außenbezirken herumirrten, waren zuletzt keine seltenes Bild. Allein seit Ende September wurden weit mehr als 100 Personen in Liesing und Favoriten aufgegriffen. Gemeinsam hatten die Fälle eines: Von den Schleppern fehlte jede Spur.

Grund dafür ist eine Strategieänderung der Polizei – und die Reaktion der Schlepper. Bis vor einigen Wochen waren die meisten Flüchtlinge von Ungarn zu Fuß nach Österreich gekommen. Erst nach der Grenze wurden sie von den Schleppern wieder aufgesammelt und dann weitertransportiert. „Zu Fuß in größeren Gruppen über die grüne Grenze zu kommen, ist mittlerweile fast ausgeschlossen“, heißt es aus dem Innenministerium (BMI).

Denn an der Grenze sind Polizei und Bundesheer im Einsatz. Mit Drohnen sollen geschleppte Personen frühzeitig entdeckt werden. Zudem wird mit den ungarischen Behörden zusammengearbeitet, sodass 30 österreichische Beamte in Ungarn unterwegs sind.

Die Gefahr, erwischt zu werden, ist dadurch enorm gestiegen. Die kriminellen Drahtzieher mussten handeln. „Schlepper verstecken die Flüchtlinge in Lkw und Transportern. Die können nicht lückenlos durchsucht werden, sonst hätten wir einen Stau von Nickelsdorf bis Budapest“, sagt Gerald Tatzgern, oberster Schleppereibekämpfer im Bundeskriminalamt.

Katz-und-Maus-Spiel

Die Migranten werden direkt in Gegenden der Bundeshauptstadt gebracht, die in Autobahnnähe und schwer einsehbar sind. Dort werden sie aus den teils übervollen Kastenwagen – laut BMI kommt es vor, dass 25 Menschen eingepfercht sind – ausgeladen. Zuletzt seien deshalb die Aufgriffe in Wien auch deutlich gestiegen.

Insgesamt wurden im Jahr 2021 bisher mehr als 27.000 Personen aufgegriffen, die rechtswidrig nach Österreich kamen. Die meisten stammen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Bangladesch und Somalia.

Die Polizei hat erneut reagiert. Seit diesem Monat läuft eine Schwerpunktaktion, 438 Doppelstreifen sind im Einsatz. Wiener Polizisten konnten so in Favoriten vergangenen Mittwoch bereits eine libysch/syrische Schlepperbande ausforschen und sechs Verdächtige festnehmen.

Kommentare