Mehr als 100 geschleppte Personen innerhalb einer Woche in Wien aufgegriffen

Mehr als 100 geschleppte Personen innerhalb einer Woche in Wien aufgegriffen
Die Zahl der entdeckten Personen ist im September stark gestiegen. Die Schlepper haben häufig Favoriten und den Stadtrand als Ziel.

Montagfrüh hat die Polizei 23 Flüchtlinge und Migranten auf offener Straße beim Liesingbach entdeckt. Es handelt sich um 22 syrische und einen palästinensischen Staatsbürger.

Schon zum vierten Mal innerhalb einer Woche wurden geschleppte Personen in Favoriten aufgegriffen. Insgesamt wurden seit dem 28. September 108 Flüchtlinge in Favoriten entdeckt. Alle Personen hielten sich laut Polizei nicht rechtmäßig im Bundesgebiet auf.

Teilweise haben die Personen um Asyl in Österreich bzw. subsidiären Schutz angesucht, einige wollten nach Deutschland und Frankreich. Die Schlepper konnten in allen vier Fällen entkommen, weshalb die Ermittlungen noch im Gange sind.

Im September gab es einen Anstieg von Fällen geschleppter Personen, die in Wien aufgegriffen wurden. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl verdoppelt, bestätigt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt. Die Zahlen der vergangenen Monate waren jedoch stabil.

Favoriten im Visier

Diese Entwicklung im September erklärt Tatzgern mit den verstärkten Grenzkontrollen im Burgenland. Die Kontrollen „machen es den Schleppern sehr schwer“, weshalb die Kriminellen die Personen in der Peripherie des Ballungsgebietes Wien aussteigen lassen. Die Schlepper haben den Bereich Liesingbach, Oberlaa und generell ganz Favoriten als Ziel.

Laut einem Polizeisprecher orientieren sich die Schlepper an Orten mit guter Verkehrsanbindung in Autobahnnähe. Deshalb greife man die geschleppten Personen häufig in den Außenbezirken auf.

Derzeit gibt es keine Informationen über den Transport und die Route der entdeckten Personen in Favoriten. Die Erfahrung der vergangenen Monate lässt die Vermutung zu, dass die meisten Migranten Deutschland, Schweden und die Niederlande als Ziel ins Auge gefasst haben.

Laut Tatzgern hat die aktuelle Entwicklung nichts mit der Afghanistan-Krise zu tun. Die meisten Aufgegriffenen hatten die vergangenen Monate nicht in ihrer Heimat verbracht. Ihr Weg nach Westeuropa führte sie über die Balkanroute. „Wenn der Winter mild wird, erwarten wir stärkere Migrationsströme auf der Balkanroute“, erklärte der Experte.

Am Balkan befinden sich derzeit zwischen 55.000 und 65.000 Flüchtlinge. „Ein paar Tausend wollen sicherlich weg, aber es ist nicht konkret bekannt, wie viele genau den Balkan verlassen wollen“, sagte Tatzgern.

Verstärkte Kontrollen

Bei den verstärkten Grenzkontrollen im Burgenland handelt es sich um eine Schwerpunktaktion im Rahmen des Kampfes gegen die Schlepperkriminalität. 30 österreichische Beamte sind an der Grenze sowie auf ungarischem Staatsgebiet beteiligt.

Ziel des „gemischten Streifendienstes“ ist unter anderem die engere Zusammenarbeit und der Informationsaustausch Österreichs und Ungarns zum Zweck der Bekämpfung des Terrorismus und der grenzüberschreitenden Kriminalität.

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