Auf der Donauinsel stimmen Ludwigs Werte
Für Insel-Verhältnisse ist es noch sehr früh. Auf der Arbeitsinsel-Bühne macht eine Band am Freitagnachmittag unter drückender Hitze ihren Soundcheck. Vereinzelt schlendern aber schon Besucher über das Areal rund um die U1-Station.
Städtische und SPÖ-nahe Organisationen haben wie bei jedem Donauinselfest hier ihre Stände aufgebaut: Von der Müllabfuhr bis hin zu den Personalvertretern der Gesundheitsberufe, in deren Container Besucher Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck messen lassen. Ein abermaliger Test am Ende des dreitägigen Freiluft-Festivals würde bei manchen wohl spannende Vergleichswerte zutage bringen.
So lange können sich zwei prominente Insel-Besucher nicht Zeit lassen: SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und seine Parteichefin Pamela Rendi-Wagner befinden sich auf ihrem traditionellen Rundgang zum Inselfest-Auftakt, schütteln Hände, lassen sich fotografieren – und natürlich auch im Container untersuchen. „Ich hab bessere Werte als gedacht. Der Bürgermeister lebt“, scherzt Ludwig am Ende der Prozedur. „Wir haben beide super Werte“, ergänzt Ärztin Rendi-Wagner eilig.
Es ist also alles wie immer bei diesem 39. Donauinselfest – dem ersten nach einer coronabedingten zweijährigen Zwangspause, während der das Großevent der SPÖ Wien nur in einer Schmalspur-Version stattfinden konnte.
Mulmiges Gefühl
Und doch wirft die Pandemie einen Schatten auf das ausgelassene Treiben auf der Insel. Viele befällt ein mulmiges Gefühl angesichts der Menschenmassen vor den Bühnen bei gleichzeitig rasant steigenden Infektionszahlen. Und viele fragen sich, wie so ein Massen-Event zum rigiden Coronakurs Ludwigs passt. Darauf angesprochen, gibt sich dieser gelassen: Man habe ein umfassendes Sicherheitskonzept und sich von medizinischen Experten beraten lassen.
Seine Landesgeschäftsführerin Barbara Novak ergänzt: „Es handelt sich um eine Outdoor-Veranstaltung, bei der man genug Abstand einhalten kann. Wir haben die Besucher dazu aufgerufen, sich testen zu lassen.“ Strengere Sicherheitsmaßnahmen wären unter ihnen wohl auf kein Verständnis gestoßen, gibt sie zu bedenken.
Das Comeback nach der Coronapause zeigt aber auch: Die SPÖ hat offenbar wenig Interesse daran, am Konzept des Freiluft-Spektakels große Änderungen vorzunehmen. Entsprechende Überlegungen gab es in den vergangen Jahren SPÖ-intern immer wieder: Sogar von einer möglichen Abtretung des Events an externe Veranstalter war die Rede. Stellte sich doch angesichts der Tatsache, dass viele Besucher nicht einmal wissen, dass die SPÖ das Donauinselfest veranstaltet, die Kosten-Nutzen-Frage.
Inselfest bleibt Inselfest
„Wir machen das Fest ja nicht für die SPÖ, sondern für die Menschen“, kontert Ludwig solchen Bedenken.
Ähnlich auch Novak: „Ein externer Veranstalter kann nicht auf die vielen freiwilligen Helfer zurückgreifen. Die Konsequenz wäre ein Donauinselfest mit Eintrittsgeld und Absperrungen. Damit wäre es ein Festival wie jedes andere. Ein Nova Rock auf der Donauinsel.“
Kommentare