Angebliche Amtshandlungen in Favoriten geben Rätsel auf

Im Vorjahr prägten türkischstämmige Jugendliche für Monate das Bild von Favoriten.
Burschen, die an den Favoriten-Krawallen beteiligt waren, sollen einvernommen worden sein, weil sie ein Fußballteam gründen wollen.

Für Aufregung unter Wiener Austrotürken sorgen angebliche Amtshandlungen durch die Exekutive. Mehrere türkischstämmige Jugendliche, die in die Ausschreitungen von Favoriten involviert waren, sowie einer ihrer Anführer sollen am Montag abgeführt worden sein.

Beobachter erstaunt aber weniger der Umstand, dass bei den Betreffenden die Staatsgewalt vor der Tür gestanden sein soll – die Burschen sind ohnehin amtsbekannt. Sondern eher, dass der Grund dafür die geplante Gründung eines Fußballteams gewesen sein soll.

Reaktion auf Mobilisierungsversuch?

Zumindest vermuten das die Betroffenen. Erstmals seit den Auseinandersetzungen mit linken und kurdischen Demonstranten habe er vor wenigen Tagen über Soziale Medien wieder „seine Jungs“ mobilisiert, erzählt ein „Abi“ (ein „Bruder“, quasi ein älteres Vorbild), der nach den Favoriten-Krawallen in U-Haft saß, dem KURIER. Etwa 300 Burschen zwischen 13 und 23 Jahren könne er auf diese Weise im Bezirk erreichen. Dieses Mal sei es aber nicht um eine Demo gegangen, sondern um Sport.

Daraufhin seien Montagfrüh fünf Beamte vor seiner Tür gestanden, die ihn zur Einvernahme auf einen Favoritner Polizeiposten mitgenommen hätten. Dort habe man ihm „illegale Politpropaganda“ und „Unruhestiftung“ unterstellt. Dabei seien er und die Jungs komplett unpolitisch – „wir interessieren uns nicht für Parteien, Außenpolitik oder Erdoğan“.

Bei Polizei, Landeskriminalamt, Landes- und Bundesverfassungsschutz sowie bei der Finanzpolizei wird die Amtshandlung jedoch nicht bestätigt. Auch dass ihm nach der Einvernahme kein Protokoll ausgehändigt worden sein soll, wie der Befragte schildert, passe nicht zur üblichen Vorgehensweise der Exekutive. Es sei allerdings mitunter schwierig festzustellen, welche der vielen Abteilungen der Exekutive aktiv gewesen sei, sagt ein Polizeisprecher.

Fußball gegen Gewalt

Fakt ist jedenfalls, dass die Jugendlichen, die in Favoriten den Wolfsgruß zeigten und linke Demonstranten attackierten (bzw. sich von diesen provozieren ließen, wie sie selbst sagen), tatsächlich ein Fußballteam gründen wollen. Am Mittwoch wird es präsentiert.

Die Initiative geht von der Kleinpartei SÖZ aus. Man wolle den Jugendlichen eine Tagesstruktur geben und sie in eine Hierarchie einbinden, in der man sie betreuen könne, sagt deren türkischstämmiger Gründer, Hakan Gördü. Sozialarbeiter und Psychologen sollen das Projekt, das auf Deradikalisierung abziele, begleiten.

Zudem könnten lokale Unternehmer auf der Suche nach Lehrlingen bzw. Mitarbeitern hier fünfig werden. "Mit der Einbindung der Jugendlichen ins gesellschaftliche Leben entsteht auch ein Verantwortungsgefühl", ist Gördü überzeugt.

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