Akademikerball: Proteste sind auch nach Coronapause nicht versiegt

Ballgäste am Freitag, 26. Jänner 2018, anlässlich des Wiener Akademikerballs in Wien.
Eine Demonstration der „Offensive gegen Rechts“ wurde für den Abend angekündigt. Der Ring wird zwischen Schwarzenbergplatz und Schottentor gesperrt.

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause findet am Freitag wieder der freiheitliche „Akademikerball“ in der Wiener Hofburg statt. Die von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer betrachtete Veranstaltung wird wieder von Demonstrationen begleitet werden. Die Polizei ist mit rund 1.200 Beamten im Einsatz. Rund um die Hofburg gilt ab 17 Uhr eine Platzsperre. Die FPÖ wird prominent vertreten sein: Die Eröffnungsrede hält Volksanwalt Walter Rosenkranz.

Ab dem Nachmittag richtet die Polizei eine Sperrzone rund um den Veranstaltungsort ein. Der Ring wird abschnittsweise für den Verkehr gesperrt - und zwar ab 16.30 Uhr vom Schwarzenbergplatz bis zum Schottentor. Auch der Straßenbahnverkehr in diesem Bereich ist davon betroffen - nicht aber die U-Bahn (lediglich der U-Bahn-Aufgang zum Minoritenplatz wird bei der Station Herrengasse wegen des Platzverbots gesperrt). In der Innenstadt ist mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, die Polizei empfiehlt, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren.

Rund um den Burschenschafter-Ball wurden zehn Kundgebungen angemeldet, gab die Polizei im Vorfeld bekannt. Zumindest eine davon richtet sich direkt gegen den Ball: Die „Offensive gegen Rechts“ hat wieder zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt aufgerufen. Start des Protestmarsches (Motto: „Faschos aus der Hofburg schmeißen!“) ist für 18 Uhr beim Sigmund-Freud-Park beim Schottentor. Die Demo-Route führt u.a. über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt und die Rotenturmstraße bis hin zum Morzinplatz. Dort ist für 19.30 Uhr eine Abschlusskundgebung angemeldet. Die Organisatoren rechnen mit 2.000 bis 3.000 Teilnehmern.

Der Ball wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich. Ballorganisator Udo Guggenbichler beklagte allerdings am Dienstag Gewalt-Aufrufe im Vorfeld des Balls - und brachte deswegen auch eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien ein.

Der Unmut der Demonstranten richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in „Akademikerball“ umtaufte. Beim bisher letzten Event im Jahr 2020 war u.a. Martin Sellner zu Gast - seines Zeichens Chef der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften „Identitären Bewegung“. Für Aufsehen sorgten auch Gäste in der Vergangenheit, 2012 etwa kam die französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen zum Ball.

Scharfe Kritik

Im Vorfeld des heurigen Akademikerballs gab es Spekulationen um einen möglichen Besuch durch jene russische Delegation, die zur zeitgleich stattfindenden Wintertagung der Parlamentarischen Versammlung der OSZE nach Wien kommt. Die FPÖ wies Berichte über eine allfällige Einladung der Delegierten brüsk zurück, auch der russische Delegationsleiter Pjotr Tolstoj betonte, es seien abseits der OSZE-Tagung keine anderen „Events, Bälle, Empfänge und so weiter“ geplant. Guggenbichler betonte im Vorfeld, man könne freilich nicht kontrollieren, wer auf den Ball kommt. Freude über einen solchen Besuch hätte man jedenfalls keine.

Stark am Ball vertreten sein wird jedenfalls die FPÖ. Zwar nimmt Partei-Chef Herbert Kickl nicht teil, er befindet sich auf Wahlkampftour für die Kärntner Landtagswahl - und sei außerdem „generell kein großer Ballgeher“, wie es aus der Partei hieß. Kommen werden hingegen u.a. der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker sowie FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz, der auch die Eröffnungsrede halten wird - was für Kritik der SPÖ sorgt. „Es ist unannehmbar, dass offizielle Vertreter Österreichs und Burschenschafter den Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine tanzend begehen“, meinte deren Sprecherin für Erinnerungskultur Sabine Schatz in einer Aussendung.

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