Akademikerball: Absage von Russen und Kickl, Anzeige wegen Gewaltaufruf

Burschenschafter am 3. Februar 2017, anlässlich des vorjährigen Akademikerballs in der Wiener Hofburg.
Ballorganisator Udo Guggenbichler (FPÖ) hat wegen Gewaltaufrufen im Vorfeld des Balles eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht.

Anders als beim Opernball geht es im Vorfeld des Akademikerballs traditionell nicht um Stars und Sternchen, sondern um Politiker und Demonstranten. Einer, der in der Debatte rund um den umstrittenen Ball der deutschnationalen Burschenschaften in den nächsten Tagen nicht mehr vorkommen wird, ist FPÖ-Chef Herbert Kickl. Dem Standard sagte er, dass er kein großer Ballgeher sei und deshalb am Freitag nicht in die Hofburg kommen werde. Seine Vorgänger H.C. Strache und Norbert Hofer hatten bei dem inoffiziellen Partei-Ball immer die Eröffnungsreden gehalten - waren aber auch beide Burschenschafter, was Kickl nicht ist. 

Heuer wird übrigens FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz die Eröffnungsrede halten, der ebenfalls Mitglied einer Burschenschaft ist. 

Keine russische Delegation

Medial weitaus umstrittener als die Anwesenheit Kickls war im Vorfeld das Gerücht, dass die russische Delegation der OSZE am Ball teilnehmen wird. Die Delegation befindet sich derzeit bei einer Sicherheitstagung in Wien. Dazu mussten den Teilnehmern spezielle Visa ausgestellt werden, da eigentlich gerade ein Einreiseverbot herrscht. Ballorganisator Udo Guggenbichler informierte die Logenbesitzer vorab, dass russische Gäste, die nicht in Österreich wohnen, nicht zum Ball kommen dürften. Der russische Delegationsleiter, Pjotr Tolstoj, gab nun bekannt, dass man ohnehin nicht vorgehabt habe, zu kommen. 

Anzeige wegen Gewaltaufrufen

Wer auf jeden Fall kommen wird, und zwar vor die Hofburg, sind Demonstranten. Die Wiener Antifa ruft seit Wochen zu Protesten unter dem Motto "Akademikerball angreifen" und "WKR-Ball crashen" auf.

Das beschäftigt nun auch die Staatsanwaltschaft. Ballorganisator Guggenbichler brachte deswegen auch eine Sachverhaltsdarstellung ein. "Es ist zu befürchten, dass den in den sozialen Medien gestarteten Mordaufrufen durch die heimische Antifa-Szene auch entsprechende Taten auf Wiens Straßen folgen könnten", sagt der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete in einer Pressemitteilung.

Die Drohaufrufe gegen ihn selbst wie auch gegen die Ballbesucher hätten "eine neue Qualität erreicht". So sei in sozialen Netzwerken etwa davon zu lesen, "Burschis das Tanzbein zu brechen". Vor allem ein Posting auf Twitter, auf dem ein Transparent zu sehen ist, auf dem einem Burschenschafter die Kehle durchgeschnitten wird, bereitet Guggenbichler Sorge. 

Kritiker sehen im Burschenschafter-Ball (früher: "WKR-Ball") ein internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer. 2012 sorgte die Teilnahme der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen für Aufsehen.

Demoverbot?

Proteste haben rund um den Akademikerball Tradition. Im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und vielen verletzten Demonstranten und Polizisten. Ein Jahr später untersagte Polizeipräsident Gerhard Pürstl daher eine Demo von NOWKR, weil die Organisation keinen Abstand von Gewalt nehmen wollte. Ob das nach der Anzeige auch heuer passieren könnte, kommentierte die Polizei noch nicht. 

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