25 Jahre Tafel – und gegen Lebensmittelverschwendung

25 Jahre Tafel – und gegen Lebensmittelverschwendung
Die Institution will neue Bereiche erschließen. Und stellt Forderungen an die nächste Regierung, wie etwa die Minimierung des Haftungsrisikos bei der Weitergabe von Lebensmitteln.

Der 9. 9. 1999 war ein magisches Datum – nicht nur für die vielen Brautpaare, die sich an jenem Tag das Ja-Wort gegeben haben, sondern auch für die „Tafel Österreich“.

Denn an diesem Tag brachten nach deutschem Vorbild vier Studenten der Sozialakademie die längst zur Institution gewordene „Tafel“ an den Start, um Lebensmittel zu retten und damit Bedürftige zu versorgen.

Ein Vierteljahrhundert später zog man nun am Montag Bilanz – und gab einen Ausblick auf kommende Betätigungsfelder. „Unsere Mission hat nichts an Relevanz eingebüßt – ganz im Gegenteil. Aber trotz der vielen Erfolge werden die Herausforderungen mehr statt weniger“, erklärte „Tafel“-Geschäftsführerin Alexandra Gruber, die von einer immer noch großen „Kluft zwischen Überfluss und Bedarf“ sprach.

Hohe Inflation

In Zahlen bedeutet das, dass rund ein Drittel aller Lebensmittel in Österreich weggeworfen wird – wobei der Sektor Haushalt dabei klar an der Spitze steht; gleichzeitig würden rund 12 Prozent der Bevölkerung – also 1,1 Millionen Menschen – an Ernährungsarmut leiden. Genau hier wird die „Tafel“ aktiv, in Zeiten hoher Inflation ganz besonders: Allein in den vergangenen fünf Jahren konnte die Menge der geretteten und anschließend an Bedürftige verteilten Lebensmittel verdoppelt werden – heuer werden 1.200 Tonnen erwartet.

Ein absoluter Rekordwert. Aber auch die Anzahl der „Kunden“ hat sukzessive zugenommen: Mehr als 35.000 Menschen (ein Viertel mehr als noch 2022) in rund 100 Einrichtungen hat die „Tafel Österreich“ im Vorjahr versorgt. Und das kostenlos.

Spendenfinanziert

Der Umwelt- und Sozialverein ist überwiegend spendenfinanziert und wird von mehr als 250 ehrenamtlichen Helfern getragen. Da allerdings insbesondere der Lebensmittelhandel längst eigene Programm zur Verwertung von kurz vor dem Haltbarkeitsdatum stehenden Nahrungsmitteln betreibt, möchte die „Tafel“ nun andere Felder erschließen. Und das buchstäblich.

Besonders auf den Äckern respektive der Landwirtschaft gingen viel zu viele Feldfrüchte verloren, weil sie etwa nicht für den Handel taugen. Statt diese einzuackern oder in die Biogasanlage zu stecken, will sie „Tafel“-Chefin Gruber für Bedürftige retten.

Dafür will man nach Vorbildern aus Deutschland und Großbritannien Modelle entwickeln und neue Förderungen lukrieren. Nicht nur das ist eine Forderung an die nächste Regierung, sondern auch jene nach Minimierung des Haftungsrisikos bei der Weitergabe von Lebensmitteln. Diese Frage wird ganz besonders dann schlagend, wenn die „Tafel“ auch übrig gebliebenes Essen aus Schulen, Krankenhäusern und Kantinen weitergeben will. „Gerade in dieser Außer-Haus-Verpflegung sehen wir nämlich großes Potenzial“, sagt Gruber.

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