10-Jahr-Franziska-Fast-Haus: Ein Haus für ältere Obdachlose
Am Gumpendorfer Gürtel befindet sich nicht nur das Aidshaus, die Suchthilfe, sondern auch das Franziska-Fast-Haus. Am Mittwoch wurden Medien geladen, um die Arbeit des grünen Hauses am Gürtel näher zu beleuchten. Anlass ist das 10-jährige Bestehen des Hauses. Der ehemalige Bürgermeister Michael Häupl war als Volkshilfe-Präsident mit dabei.
"Fast war eine Ottakringerin, das darf man nicht vergessen", sagte der Altbürgermeister bei der Eröffnung der 10-Jahres-Feierlichkeiten. Das Haus sei nämlich nach der ehemaligen Staatssekretärin, Nationalratsabgeordneten, Volksanwältin und Vorsitzenden der Volkshilfe Wien, Franziska Fast, benannt.
Das Haus beherbergt seit 10 Jahren Menschen, die lange kein Zuhause hatten. Viele hatten oder haben Suchtprobleme oder psychiatrische Krankheitsbilder. "Viele Krankenhausaufenthalte oder jahrelang auf der Straße leben - die Menschen haben viel mitgemacht. Hier bekommen sie ihren Schlüssel für die eigene Wohnung", sagte die Chefin von Fonds Soziales Wien, Anita Bauer.
Das Haus sei eine der zahlreichen Anlaufstellen für Wohnungslose in der Stadt, die durch den Fonds Soziales Wien gefördert werden. Das Wohnungshaus wird von der Volkshilfe betrieben. Ein weiteres Haus befindet sich in Liesing.
„Alle erleben die Multikrisen, denen wir derzeit ausgesetzt sind“, sagte die Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, Tanja Wehsely. Die Krise treffe vor allem die Schwächeren in der Gesellschaft. Die Volkshilfe sei eine Stimme für diese Bevölkerungsgruppe.
"Jeder hat das Recht auf leistbares und menschenwürdiges Wohnen“, bestätigte Häupl als Präsident. „Es ist kein Zufall, dass 62 Prozent der Wiener in geförderten Wohnungen leben“, sagt er weiter. In keiner anderen Stadt gebe es das. Das wisse er noch aus seiner Zeit als Präsident des europäischen Städtebundes: „Wir sind dafür überall bewundert worden“, sagte er.
"In London musste sogar die Mutter des Bürgermeisters die Wohnung verlassen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten konnte. In Wien wäre das nicht möglich", erzählte er. Man investiere daher in Präventionsmaßnahmen. Zum Beispiel in den gemeinsam mit dem Sozialministerium gebildeten "Wohnschirm". Dieser helfe unkompliziert, Menschen vor einer Delogierung zu bewahren.
Waschküche, Garten, Balkon
Manche Bewohner des Hauses leben seit 10 Jahren dort. Im Schnitt sind die Menschen rund 5 Jahre vor Ort. Die Wohnungen mit Kochnischen starten ab 420 Euro, manche haben auch einen Balkon. Im Haus gibt es eine Waschküche und einen Garten. Zwei Mal pro Woche kommt ein Arzt aus dem Neunerhaus, einmal die Woche ein Psychologe vom Psychosozialen Notdienst. Die Hausbewohner dürfen Besuch erhalten. Eines der sechs Stockwerke ist nur für Frauen.
"Ich lebe hier ganz gut", sagt ein 74-jähriger Mann im Rollstuhl, der vor vielen Jahren als Betonierer arbeitete. Dann habe er überall gewohnt, aber hauptsächlich auf der Straße. Hier sei er zufrieden und er koche auch selbst, sagt er.
Energie-Armut: Kritik an Regierung
Zur aktuellen Situation rund um die Wien Energie wollte sich der Altbürgermeister nicht äußern. Man bespreche sich unter vier Augen und zu Zeiten von Corona hätte man das auch gemacht. Derzeit gebe es aber keinen Austausch mit dem Bürgermeister. Häupl kritisierte jedoch die Kurzsichtigkeit der Politik im Allgemeinen: "Man fokussiert sich zu sehr nur auf die Wahlperiode", sagte er. Es solle aber auf jeden Fall vermieden werden, dass Wiener Wohnungen diesen Winter kalt bleiben. Das würde nicht zur Geschichte dieser Stadt passen.
Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) stellte hingegen die Finanzpolitik des Landes in Frage: "Wieso müssen solche Firmen, die im Besitz des öffentlichen Sektors sind, Gas auf einer wilden Börse kaufen? Wieso hat sich Österreich zu diesem Weg entschieden? Frankreich und Spanien haben teilweise einem Wettbewerb zugestimmt, aber nicht überall." Er sei erstaunt, dass in Deutschland bereits das dritte Maßnahmenpaket zu den hohen Energiekosten beschlossen wurde, während in Österreich nichts passiere. Das Thema der Energie-Armut fällt in sein Ressort.
"Wir driften in Krisen hinein, weil keine Vorkehrungsarbeiten stattfinden. Das ist zu kritisieren. Wenn wir Bundesländer uns mit der Versorgung von Gas, Strom und sonst was zu beschäftigen haben, dann ist das ein Missverständnis über die Frage, wer was zu regulieren hat", sagte er. Es gebe eine Verfassung, in der die Zuständigkeiten formuliert seien: "In Deutschland wird der Stadt Berlin nicht vorgehalten, dass sie keinen eigenen Schutzschirm aufgestellt haben. Denn das war die Aufgabe der Bundesrepublik und die hat diese wahrgenommen", sagt Häupl.
Aufsichtsrat von Wien Energie, Peter Weinelt, soll schon im Mai in einem persönlichen Gespräch mit Peter Hacker klargestellt haben, dass es viele Besprechungen zu den Energie-Preisen mit der Regierung gab, aber kein Verständnis für die Situation. "Man könne ihm vorwerfen, dass er nicht rechtzeitig Alarm gegeben hat: Der Staat muss in diese Märkte eingreifen, der Staat muss regulieren - das kann man ihm vorwerfen. Aber sein Job ist es, dass er sich gut auskennt mit dem Ein- und Verkauf von Gas und Strom. Und da macht er seinen Job gut", so Hacker im Gespräch mit dem KURIER.
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