Brennpunkt Praterstern: Der unbeliebte Platz soll endlich beliebt werden

Menschen gehen an einem U-Bahn-Eingang in Wien vorbei.
Beratungsstelle „Stern “ des Roten Kreuzes für Wohnungslose hat neu eröffnet, Sozialstadtrat Hacker will öffentlichen Raum entlasten.

Neben der Gruft auf der Mariahilfer Straße ist als Obdachlosen-Anlaufstelle auch der „Stern“ des Roten Kreuzes bekannt. Seit 2015 gibt es das Tageszentrum beim Praterstern. Der Betrieb ist von der Darwingasse in eine ÖBB-Immobilie in die Norbahnhofstraße gezogen. Im neu sanierten Haus wohnen ÖBB-Mitarbeiter, im Erdgeschoß ist das Tageszentrum untergebracht.

Die Fassade eines weißen Gebäudes mit Rundbogenfenstern entlang eines Bürgersteigs.

Das neue Zentrum

Das Haus ist im Besitz der ÖBB. In den oberen Geschossen wohnen ÖBB-Mitarbeiter. Im Erdgeschoss befindet sich der "Stern". 

Eine Gruppe von Menschen durchschneidet ein rotes Band mit Scheren.

Eröffnung Tagesbetreuungszentrum "Stern"

Im Bild von links nach rechts:Sozialstadtrat Peter Hacker, ÖBB-Infrastruktur Vorständin Silvia Angelo, WRK-Präsidentin Gabriele Domschitz,Fonds Soziales Wien Geschäftsführerin Anita Bauer und Bezirksvorsteher Alexander Nikolai

Eine Informationstafel mit Hinweisen, Terminen und Caritas-Flyern hängt an einer Wand.

Man brauche mehr Platz für die Obdachlosen, hieß es bei der Eröffnung. Anstelle von bisher 50 könne man in den neuen Räumlichkeiten 85 Menschen betreuen. Täglich von 8 bis 18 Uhr (Donnerstag bis 17 Uhr) können Obdachlose dort duschen, Wäsche waschen, eine Gemeinschaftsküche nützen, ihr Handy laden und das WLAN nützen.

Außerdem werden Spritzen getauscht. Einmal pro Woche kommt für vier Stunden ein Arzt aus dem Neunerhaus. Die Stelle des Psychologen, drei Stunden wöchentlich, ist noch vakant. Für die Besucher gibt es Schließfächer, Bücher und Spiele. Außerdem gibt es Kaffee für 30 Cent; Taschentücher kann man für 10 Cent erwerben.

In einem Café stehen mehrere Personen hinter einer roten Theke, einige mit Masken.

Auf einem Tisch stehen ein aufgeschnittenes Brot, eine Tasse und eine Dose Red Bull.

Menschen stehen und sitzen in einem Raum, einige tragen Sandalen.

In einem hellen Raum sitzen Menschen an Tischen, während Sonnenlicht durch die Fenster scheint.

Ein Metallbehälter für den Spritzentausch mit dem Hinweis „Kein Müll!!“.

Mehrere Miele Waschmaschinen und Trockner sind in einem Waschraum gestapelt.

Eine Reihe von Schließfächern mit Graffiti in einem Flur.

Mehrere Computer stehen auf einem roten Tisch vor einer weißen Wand.

Ein Tischfußballtisch steht in einem Raum, mit Klebeband gesichert.

Problemfreier Platz

Erst vergangene Woche wurde der neu gestaltete Praterstern präsentiert. Schon lange arbeitet die Stadt daran, den polarisierenden Platz beliebter zu machen: Mehr Grün, mehr Polizei, ein Kaffeehaus in der Mitte. Wie der Karlsplatz früher, soll auch der Praterstern frei von „Problemen“ werden. Ein Waffen- und Alkoholverbot wurde vor Jahren eingeführt.

Kritik hagelte es vorab von Anrainern und der Caritas wegen „obdachlosenfeindlicher“ Architektur. Die Sitzsteine seien nicht barrierefrei, nicht für ältere Menschen geeignet und würden dazu dienen, obdachlose Menschen fernzuhalten. Will man mit dem neuen Tageszentrum Wohnungslose vom Praterstern weglocken? Oder gar unsichtbar machen?

Als obdachlosenfeindlich empfindet das Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) nicht. Gemeinsam mit ÖBB-Vorständin Silvia Angelo, Bezirksvorsteher Alexander Nikolai (SPÖ), der Wiener-Rotkreuz-Chefin Gabriele Domschitz und der Chefin des Fonds Soziales Wien (FSW), Anita Bauer, war er zum traditionellen Zerschneiden des rotes Bandes gekommen. „Der Praterstern ist nicht zum Schlafen da“, sagte Hacker zum KURIER. Auch er wolle nicht, dass Menschen dort übernachten müssen. Ziel sei es, Menschen von der Straße zu holen. In der Aussendung schreibt man von einer „Entlastung des öffentlichen Raums“.

Der Praterstern in Wien mit einem Stadtplan und einem Denkmal im Hintergrund.

Ein Mann sitzt auf einer runden Bank im Freien und schaut auf sein Handy.

Menschen gehen an einem U-Bahn-Eingang in Wien vorbei.

Drei graue, ovale Bänke stehen auf einem Platz in Wien.

Der neue Standort ist mit 500 Quadratmetern fast doppelt so groß wie der alte. „Zu große Strukturen wollen wir nicht“, meint Anita Bauer.

Am Stadtrand werden solche Standorte weniger genützt. „Sie müssen dort sein, wo die Menschen sind“, sagt sie. Bezahlt wird die Einrichtung vom FSW: 1,2 Millionen Euro im Jahr, heißt es. Die Zukunft des älteren Standorts in der Darwingasse 49 wird noch vom Roten Kreuz eruiert.

Am Praterstern tummeln sich hingegen Menschen mit Koffer. Auf den Steinen sitzt keiner. Andere arbeiten mit ihrem Laptop auf den Sitzbänken, Schatten gibt es kaum. Auch die Straßenbahnschienen verwirren. Gemütlich wirkt es hier noch nicht, weder für Menschen mit oder ohne Wohnung. Den Platz beliebt zu machen, wird wohl noch etwas dauern.

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