USA

Texas: Wegen Doppelmordes verurteilter Gefangener hingerichtet

Terry E.
Für den Mord an zwei Angestellten eines Sandwichladens ist Terry E. hingerichtet worden. Das Urteil sei von einer Geschworenenjury aus zwölf Weißen gefällt worden, kritisierten die Anwälte.

Im US-Bundesstaat Texas ist ein wegen Doppelmordes zum Tode verurteilter Häftling hingerichtet worden. Der 43-jährige Terry E. wurde per Giftspritze exekutiert und am Donnerstagabend um 22.17 Uhr Ortszeit (Freitag 5.17 Uhr) für tot erklärt, wie die Strafvollzugsbehörden mitteilten.

"Ich habe meinen Frieden mit Gott gemacht. Ich hoffe, Sie werden den Frieden auch finden", sagte er demnach vor seinem Tod. Der Gefangene war gemeinsam mit seinem Cousin und Komplizen wegen des Überfalls auf eine Fast-Food-Kette in Dallas im Jahr 2002 verurteilt worden. Bei dem Überfall wurden zwei Angestellte getötet, außerdem flohen die Angreifer mit rund 3.000 Dollar Beute. Ein Zeuge sah später, wie E. nahe des Tatorts eine Waffe entsorgte.

Zur Tatzeit stand Terry E. unter Bewährung; 1999 war er unter Auflagen aus der Haft entlassen worden, nachdem er ein Auto gestohlen und in Drogengeschäfte verwickelt gewesen war. Edwards hatte in dem Imbiss gearbeitet, war aber einige Wochen vor der Tat entlassen worden, weil er Geld aus der Kasse gestohlen hatte.

Cousin zu 25 Jahren Haft verurteilt

Während der Cousin und Komplize nach einer Absprache mit der Justiz zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, bekam E. die Höchststrafe. Die Anwälte des Schwarzen hatten noch bis kurz vor der geplanten Hinrichtung versucht, diese abzuwenden und Unregelmäßigkeiten und Rassismus während des Prozesses geltend gemacht.

Hinrichtung vier Stunden lang aufgeschoben

Die Hinrichtung war vier Stunden lang aufgeschoben worden, da der Oberste Gerichtshof der USA über Anträge der Anwälte entschied. Sie machten geltend, in dem Fall seien juristische Verfahrensfehler gemacht worden. Dieser Argumentation folgten die Richter nicht. Die Hinrichtung des 43-Jährigen war besonders umstritten, weil es erhebliche Zweifel an den Ermittlungen zur Tat gibt. Die Zeitung Dallas Morning News schrieb in einem Editorial am Mittwoch, die Hinrichtung solle gestoppt werden, weil zu viele Fragen offen seien. Das bedeute nicht, dass E. unschuldig sei. Aber es bestünden Unsicherheiten, ob die Jury in dem Fall in die Irre geführt worden sei und der Mann den Tod verdient habe, schrieb das Blatt.

Texas: Wegen Doppelmordes verurteilter Gefangener hingerichtet
File Photo: Death row inmate Terry Darnell Edwards is seen in an undated picture released by the Texas Department of Criminal Justice. REUTERS/Texas Department of Criminal Justice/Handout via Reuters/File Photo ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY

Kritik an ausschließlich weißer Geschworenenjury

Anwalt John Mills sagte, es gebe Indizien, wonach der 43-Jährige nicht die tödlichen Schüsse abgab. Terry E.'s früherer Anwalt habe quasi nichts getan, um sicherzustellen, dass in dem Fall ordentlich ermittelt wird und entlastende Indizien ans Tageslicht kommen. Die Staatsanwaltschaft habe Indizien und Zeugenaussagen manipuliert und unrechtmäßig Schwarze aus der Jury ausgeschlossen. Das Urteil sei somit von einer Geschworenenjury aus zwölf Weißen gefällt worden, ethnische Minderheiten seien ausgeschlossen worden, kritisierten die Anwälte. E. war schwarz.

Schmauchspuren falsch bewertet?

Ein weiteres wichtiges Indiz waren Schmauchspuren. Die Anwälte des Mannes sagten, diese seien falsch bewertet worden. Tatsächlich zeigten die Spuren, dass ihr Mandant nicht geschossen habe. Andere Anwälte forderten, die Hinrichtung nicht zu vollziehen, bis die Medikamente auf Wirksamkeit und Keimfreiheit untersucht worden seien. E. war einer von mehreren Todeskandidaten, die so argumentierten, weil die Medikamente von einer unbekannten Apotheke stammen. Texas hatte in zwei Fällen derartigen Tests zugestimmt. Die Anwälte sagten, ihr Mandant verdiene denselben Schutz.

Dritte Hinrichtung in 2017

Texas: Wegen Doppelmordes verurteilter Gefangener hingerichtet
The death chamber and the steel bars of the viewing room are seen at the state penitentiary in Huntsville, Texas, U.S. on September 29, 2010. Courtesy Jenevieve Robbins/Texas Dept of Criminal Justice/Handout via REUTERS/File Photo ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY
Es war die insgesamt dritte Hinrichtung in den USA in diesem Jahr. Mitte Januar war in Huntsville ein Doppelmörder hingerichtet worden. Erst vor wenigen Tagen exekutierte Virginia einen Mann, der eine vierköpfige Familie umgebracht hatte. Er war in der Neujahrsnacht 2006 in Richmond, der Hauptstadt des Bundesstaats, zusammen mit einem Neffen in ein Haus eingebrochen. Die beiden Männer töteten die Eltern und ihre beiden vier und neun Jahre alten Töchter. Die Leichen waren gefesselt, mit durchgeschnittenen Kehlen und eingeschlagenen Schädeln im Keller gefunden worden. Der Neffe sitzt wegen eines anderen Mordes lebenslang in Haft.

Die Todesstrafe ist in den USA laut einer neuen Studie auf dem Rückzug: In diesem Jahr wurden deutlich weniger Todesurteile verhängt und weniger Menschen hingerichtet als 2015, wie die Menschenrechtsorganisation Death Penalty Information Center (DPIC) am Mittwoch erklärte. Auch die öffentliche Unterstützung für die Todesstrafe ging demnach laut Umfragen zurück.

Obwohl die Todesstrafe weiterhin in zwei Dritteln der US-Staaten legal ist, wurden in diesem Jahr laut DPIC nur 31 neue Todesurteile verhängt - ein Rückgang um 37 Prozent gegenüber 2015, als mit 49 Todesurteilen der niedrigste Stand seit 40 Jahren erreicht wurde.

20 Verurteilte wurden in diesem Jahr hingerichtet - das sind 29 Prozent weniger als 2015 und die niedrigste Zahl seit 1991. Die öffentliche Zustimmung zur Todesstrafe fiel laut DPIC ebenfalls auf den niedrigsten Wert seit 40 Jahren.

Exekutionen gab es in lediglich fünf der 31 Staaten, in denen die Todesstrafe legal ist. Georgia führt mit neun Hinrichtungen, gefolgt von Texas mit sieben, Alabama mit zwei sowie Florida und Missouri mit je einer Hinrichtung. Erstmals seit 40 Jahren erreichte kein US-Staat die Marke von zehn Exekutionen.

Das Jahr 2016 zeige, dass sich die USA "weiter von der Todesstrafe entfernen", erklärte das DPIC. Zum Rückgang der Exekutionen beigetragen hat allerdings auch eine Knappheit von Medikamenten für Hinrichtungen: Weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern, greifen die US-Behörden derzeit auf kaum erprobte Giftmischungen zurück.

Vor zwei Jahren hatte die unter fürchterlichen Qualen vollzogene, 40-minütige Hinrichtung eines Verurteilten durch eine Giftspritze eine heftige Kontroverse ausgelöst und die Debatte über die Hinrichtungsmethoden und auch die Todesstrafe in den USA angeheizt.

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