Philippinen: Neuer Tropensturm im Anmarsch

Philippinen: Neuer Tropensturm im Anmarsch
Die Ausläufer von "Zoraida" erreichten bereits ein Hilfslager. Rebellen überfielen einen Hilfskonvoi.

Endlich kommt die dringend erwartete Hilfe für Hunderttausende Taifun-Opfer auf den Philippinen in Gang - doch am Dienstag bedrohte ein neues Unwetter die Rettungsarbeiten. Die ersten Ausläufer von Tropensturm "Zoraida" erreichten die Basis der Hilfe im Notstandsgebiet, die Stadt Tacloban auf der Insel Leyte, mit heftigen Regenschauern. Soldaten mussten Hunderte Menschen zurückhalten, die in strömendem Regen auf das Rollfeld drängten. Diese hofften, mit einer der Militärmaschinen aus dem Katastrophengebiet zu entkommen.

Philippinen: Neuer Tropensturm im Anmarsch
Schematische Darstellung der Entstehung eines Wirbelsturms, Factbox Grafik 1128-13-Sturm.ai, Format 134 x 122 mm
"Die Probleme sind immens, das Gebiet ist riesig, aber wir tun alles Menschenmögliche", versicherte Innenminister Mar Roxas. "Die gute Nachricht ist, dass der Mobilfunk wieder funktioniert." 55.000 Nahrungsmittelpakete für Familien sollen jeden Tag verteilt werden. Die Versorgung ist aber längst noch nicht ausreichend. Immer mehr Menschen strömen aus dem Umland nach Tacloban, weil ihre Regionen am Freitag von Taifun "Haiyan" zerstört wurden.

Doch dort wird es für die Helfer bereits gefährlich: Gewaltsame Plünderungen häufen sich mit ansteigendem Hunger. Am Dienstag galt ein Ausgangsverbot, Sicherheitskräfte patrouillierten mit gepanzerten Fahrzeugen in den Straßen. Soldaten und Polizisten errichteten zahlreiche Straßensperren, um der Gewalt ein Ende zu setzen. Nichtsdestotrotz griffen am Dienstag Rebellen einen Hilfskonvoi auf dem Weg nach Tacloban an. Soldaten hätten das Feuer auf die etwa 15 Aufständischen eröffnet und zwei Angreifer getötet, sagte eine Militärsprecher. Bei den Angreifern habe es sich um Mitglieder der Neuen Volksarmee gehandelt, dem militanten Arm der Kommunistischen Partei der Philippinen, sagte der Militärsprecher.

EU: Zehn Millionen Euro Hilfe

Die Europäische Union hat die Hilfe von drei auf zehn Millionen Euro aufgestockt, wie der Entwicklungskommissar Andris Piebalgs in Manila sagte: "Das Ausmaß der Schäden ist noch unklar, aber eines steht fest: Die Lage ist katastrophal." Überall haben verzweifelte Überlebende Hilferufe an Container und Hauswände gemalt: "Wir brauchen Essen!" "Rettet uns!" "Hilfe!" steht da.

Die UNO ist der Meinung, dass das bei Weitem nicht ausreicht: Sie bat am Dienstag für die Versorgung der Überlebenden um finanzielle Hilfen in dreistelliger Millionenhöhe und veröffentlichte in Manila einen Spendenaufruf an ihre 193 Mitgliedsländer in Höhe von 297 Millionen US-Dollar (222 Millionen Euro).

Massengräber

Ein Fernsehteam des Senders ABS-CBN erreichte die Ortschaften Dulag, Tolosa und Palo gut 20 Kilometer südlich von Tacloban. Entlang der Straße standen Kinder und flehten um Wasser und Essen. Auf einer Verkehrsinsel zwischen den Fahrspuren der Hauptstraße seien dort zahlreiche Tote notdürftig begraben worden, berichteten die Reporter.

Nach Angaben des Bürgermeisters von Tacloban, Alfred Romualdez, wurden in der Stadt bisher 250 Leichen geborgen. Die Schuttberge erschwerten die Suche nach weiteren Opfern, sagte er dem Sender CNN. Viele Tote würden auch noch in umliegenden Dörfern vermutet.

Auf der Insel Samar weiter östlich, wo Taifun "Haiyan" am Freitag als erstes über die Küste hereinbrach, seien mehr als 500 Menschen in Massengräbern beigesetzt worden, sagte die zuständige Gouverneurin Sharee Ann Tan im Rundfunk. 2.000 Menschen würden vermisst. Über die Gesamtzahl der Todesopfer gibt es nach wie vor keine Angaben. Ein Polizeichef hatte 10.000 genannt. Bestätigen konnte das niemand.

Auf Strom werden die Menschen noch mindestens zwei Monate warten müssen, sagte Energieminister Jericho Petilla im Fernsehen. Zu viele Strommasten seien umgestürzt. Weil auch Tankstellen zerstört wurden, musste der Benzinverkauf auf der Insel Leyte rationiert werden.

In der Nacht auf Dienstag startete der US-Flugzeugträger "USS George Washington" aus Hongkong "mit Volldampf" in Richtung Philippinen, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte. Er hat 5.000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter an Bord. Die US-Regierung spendete 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro).

- Österreichisches Rotes Kreuz: Erste Bank 40014400144, BLZ 20111,
Kennwort: Überflutungen Philippinen;
- Caritas: PSK 7.700.004, BLZ 60.000, Kennwort: Taifun Katastrophe;
- World Vision Österreich: Erste Bank Kto.-Nr 80080081800, BLZ 20111, Kennwort: Philippinen
- Diakonie Katastrophenhilfe: Erste Bank, Konto 28711966333, BLZ: 20111 Spendenzweck: Taifun, IBAN AT85 20111 287 119 66333, BIC GIBAATWWXXX;
- UNICEF: PSK 15 16 500, BLZ 60.000, Stichwort: Kinder Philippinen;
- Kindernothilfe Österreich: PSK 92144077, BLZ 60.000;
- Volkshilfe Solidarität: PSK 1.740.400 BLZ 60.000, Kennwort: Katastrophenhilfe, Spenden SMS an die Nummer 0676/800 70 80, Online Spenden möglich;
- Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs: PSK: 00093 028 745, BLZ 60000, Kennwort: ASBÖ Auslandshilfe.

Die Menschen auf den Philippinen haben schon viele Naturkatastrophen erlebt. Aktuell ist es der Riesen-Taifun "Haiyan". Nachfolgend einige andere Beispiele:

Stürme: Der pazifische Inselstaat wird pro Jahr von durchschnittlich 20 Taifunen überquert. Erst im September dieses Jahres traf der Taifun "Usagi" auf die Philippinen, zwei Tage später auf Südchina und Vietnam. Wegen heftigen Regens und Überschwemmungen kamen dabei insgesamt mehr als 70 Menschen ums Leben. 2012 zog "Bopha" über die Philippinen, mehr als 1.000 Menschen starben. Der Taifun verwüstete die Küste von Mindanao. 2011 löste der Tropensturm "Washi" über Mindanao verheerende Sturzfluten aus, fast 1.450 Menschen kamen ums Leben. 2006 und 2008 wüteten die Stürme "Durian" und "Fengshen".

Vulkanausbrüche: Der Vulkan Mayon auf der dicht besiedelten Hauptinsel Luzon liegt in einer tektonisch sehr aktiven Zone und brach in den vergangenen 400 Jahren mehr als 50 Mal aus. Im Jahr 1814 starben bei einem Ausbruch mehr als 1.200 Menschen. Bei mehreren Ausbrüchen von 2000 bis zuletzt 2009 flohen jeweils Zehntausende aus der Gefahrenzone. Ein anderer Vulkan, der Pinatubo, brach 1991 nach 600-jähriger Ruhe aus, Hunderte Menschen kamen ums Leben.

Erdbeben: Die Philippinen liegen am "Ring aus Feuer". Das Gebiet entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans wird häufig auch von Erdbeben heimgesucht. Im Erdinnern schieben sich verschiedene Erdplatten untereinander. Mitte Oktober 2013 kamen bei einem Beben mit der Stärke von 7,2 auf der Inselgruppe der Visayas mehr als 220 Menschen ums Leben. 1990 starben rund 1.600 Menschen bei einem Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 8,4 auf der Richterskala und Hunderten Nachbeben.

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