Meth mit Apfelgeschmack: Drogenmarkt in Asien wächst weiter

Methylamphetamin ist auch als Crystal, Meth, Ice oder Speed bekannt.
Um einen zusätzlichen Kaufanreiz zu geben, prangt auf Pillen in Thailand zudem das Logo des Apple-Konzerns.

Die Droge Methylamphetamin verbreitet sich in Asien immer weiter. Nach einer Studie der Vereinten Nationen stieg die jährliche Gesamtmenge, die in Ost- und Südostasien beschlagnahmt wurde, innerhalb eines einzigen Jahrzehnts von zehn Tonnen auf 60 Tonnen.

Für 2016 erwartet die UN-Drogenbehörde (UNODC) nach eigenen Angaben vom Donnerstag in Bangkok wieder einen Rekord.

Immer erfinderischer

Dabei werden die Drogenproduzenten immer erfinderischer. In Thailand wurden kürzlich sogar Meth-Tabletten mit Apfelgeschmack beschlagnahmt. Um einen zusätzlichen Kaufanreiz zu geben, prangte auf den Pillen zudem noch das Logo des Apple-Konzerns.

Meth mit Apfelgeschmack: Drogenmarkt in Asien wächst weiter
This photo taken on May 2, 2017 shows Thai police officers putting away packages of "Ice", or crystal meth, after a press conference at the Office of the Narcotics Control Board in Bangkok. Shielded by cash and contacts in Laos, 'Mr X' is accused of spinning millions of dollars from drugs before a very public downfall which has exposed the role of his secretive, communist country in showering pills across Southeast Asia. / AFP PHOTO / Lillian SUWANRUMPHA / TO GO WITH: Thailand-Laos-drugs-crime, FOCUS by Aidan JONES and Jerome TAYLOR
Der einfach herzustellende Stoff - wissenschaftlicher Name: Methylamphetamin - ist auch als Meth, Crystal, Ice oder Speed bekannt. Verkauft wird er gewöhnlich als Pille oder als kristallines, weißes, geruchloses und bitter schmeckendes Pulver. In der Regel wird er dann geraucht, geschnieft oder in Wasser aufgelöst und gespritzt.
Meth mit Apfelgeschmack: Drogenmarkt in Asien wächst weiter

Crystal Meth wurde schon 1938 von den Nationalsozialisten unter dem Namen Pervitin an Soldaten verteilt. Schriftsteller Heinrich Böll schrieb davon in seinen Briefen. Auch in Konzentrationslagern soll das Rauschmittel verabreicht worden sein. So mussten Gefangene unter Pervitin-Einfluss den ganzen Tag lang schwerbeladen im Kreis laufen und Schuhe testen.

Die deutsche Bundeswehr soll den Stoff noch bis in die 1970er Jahre, die Nationale Volksarmee der DDR sogar bis 1988 in ihren Schränken gehabt haben. Das berichten die Autoren, der Suchtmediziner Roland Härtel-Petri und der Journalist Heiko Haupt in ihrem Buch "Crystal Meth".

Auch im Vietnamkrieg kam der Stoff zum Einsatz. Seit den 1970er-Jahren erlebt der Stoff als kristalline Droge seinen zweiten Aufschwung in den USA, Australien und Europa. Tennisspieler Andre Agassi beichtet in seiner Autobiografie, dass er in den 1990er Jahren Crystal Meth konsumierte.

China leidet unter einem wachsenden Drogenproblem. Vor allem die Produktion und der Konsum synthetischer Drogen nimmt rasant zu, wie Liu Yuejin von der chinesischen Betäubungsmittel-Kontrollbehörde am Montag berichtete. 2016 wurden 106 Prozent mehr synthetische Drogen wie Metamphetamin oder Ketamin sichergestellt als im Vorjahr.

Auch die Herstellung von Vorstufen zur Rauschgiftproduktion sowie von Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) nahm zu. Der Markt für synthetische Drogen wachse international weiter, sagte Liu: "Allgemein breitet sich das Drogenproblem in hohem Tempo weiter aus." China gehört zu den Hauptproduzenten synthetischer Rauschgifte wie Crystal Meth oder Fentanyl. Die Hersteller bieten die Drogen einfach über das Internet an.

Bei den Neuen Psychoaktiven Substanzen handelt es sich um Chemikalien, die die Wirkung existierender illegaler Drogen imitieren. Die Hersteller verändern die chemischen Formeln ständig, um stets einen Schritt schneller als die Behörden zu sein und einem Verbot der Produkte zu entgehen.

Allein bei zwei Razzien bei Online-Drogenhändlern nahmen die Ermittler im vergangenen Jahr 21.000 Verdächtige fest und beschlagnahmten 10,8 Tonnen Rauschgift und 52 Tonnen Drogen-Vorstufen.

Während ein Teil des Rauschgifts in alle Welt geschmuggelt wird, wächst auch in China selbst die Zahl der Drogenkonsumenten. Im vergangenen Jahr stieg sie laut Liu um 6,8 Prozent auf 2,5 Millionen. 60 Prozent von ihnen konsumierten chemische Drogen, 38 Prozent nahmen Opiate wie Heroin und rund ein Prozent Kokain oder Cannabis.

In Australien sollen sich Bürger, die sich neu arbeitslos melden, testweise auf Drogen untersuchen lassen. Ziel des Pilotprojekts mit bis zu 5.000 Teilnehmern ist es zu verhindern, dass Sozialhilfeempfänger ihre Sucht mit staatlichen Zuwendungen finanzieren, wie Regierungsvertreter Mitte Mai mitteilten.

Per Abwasser-Untersuchungen sollen drei Regionen bestimmt werden, in denen die Drogenprobleme besonders groß sind. Bei wem bei den Tests Drogen nachgewiesen werden, der soll seine Unterstützung künftig bargeldlos auf einer speziellen Bankkarte erhalten, mit der nur lebensnotwendige Dinge wie Essen und Unterkunft bezahlt werden können. Wer bei den Tests mehr als einmal durchfällt, wird zur Untersuchung und Behandlung an Mediziner überwiesen.

Die Daten für die Suche nach Sucht-Brennpunkten kommen aus einem nationalen Programm zur Drogenerkennung im Abwasser. Bei diesen Untersuchungen waren im ganzen Land "verblüffend hohe" Rückstände das als Crystal Meth bekannten Rauschgifts Methamphetamin nachgewiesen worden.

"Wir werden das mit nur 5.000 Menschen ausprobieren, und wenn es nicht funktioniert, dann werden wird es beenden", sagte Australiens Finanzminister Scott Morrison. Wenn es funktioniere und den Betroffenen helfe, wäre es "dumm", das Programm nicht fortzusetzen.

Mit dem Testprogramm und weiteren Maßnahmen hofft die Regierung in Canberra, in den nächsten vier Jahren mehr als 600 Millionen australische Dollar (407,06 Mio. Euro) an Steuergeldern zu sparen. Zu dem Paket gehört auch der Plan, Sozialhilfezahlungen von Arbeitslosen einzubehalten, die Bewerbungsgespräche und Gesprächstermine verpassen.

Das Projekt solle Menschen helfen, die bestmögliche Chance auf einen Arbeitsplatz zu erhalten, betonte Sozialminister Christian Porter. Es gehe um eine Verhaltensänderung.

Australische Sozialverbände kritisieren den Ansatz. Er führe zu einer "weiteren Dämonisierung" von Sozialhilfeempfängern, sagte Cassandra Goldie vom Australian Council of Social Service dem Sender ABC. Es sei ein weiterer Schlag gegen das Sozialsystem.

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