Eltern verweigerten krebskranker Tochter Therapie: 18-Jährige starb

(Symbolbild)
Italienisches Paar hatte auf deutschen "Wunderheiler" Hamer gesetzt, der in den 1990er-Jahren durch "Fall Olivia" in Österreich für Aufregung sorgte.

Ein italienisches Elternpaar, das seiner leukämiekranken Tochter eine Chemotherapie verweigert hat, weil es sie nach den Theorien des deutschen "Wunderheilers" Ryke Geerd Hamer behandeln lassen wollte, ist nach dem Tod des 18-jährigen Mädchens arg unter Druck geraten. Hamer wurde in den 1990er-Jahren durch den "Fall Olivia" in Österreich bekannt.

Trotz der Aufforderung von Ärzten in Padua wollten die Eltern ihrer Tochter Eleonora Bottaro keiner Chemotherapie unterziehen. Sie brachten das Mädchen nach der Leukämiediagnose in eine Klinik im Schweizer Bellinzona, wo sie laut italienischen Medien mit Kortison und Vitaminen behandelt wurde.

"Sie hätte sich retten können"

Die Mediziner in Padua schalteten ein Jugendgericht ein, dieses entzog den Eltern das Fürsorgerecht für das Mädchen. Eleonora war inzwischen volljährig geworden und hatte beschlossen, die Behandlung in der Schweiz fortzusetzen. Das Mädchen starb Mitte August. "Sie hätte sich retten können", behaupten jetzt die Ärzte.

Die Eltern Eleonoras hatten bereits 2013 einen 22-jährigen Sohn 2013 wegen eines Hirnschlags verloren. Sie behaupten, dass bei Eleonora der Schock für den Verlust des Bruders die Leukämieerkrankung ausgelöst habe. Hamer geht davon aus, dass seelische Schocks Tumore verursachen können.

Erinnerung an "Fall Olivia"

Eltern verweigerten krebskranker Tochter Therapie: 18-Jährige starb
Ryke Geerd Hamer war bereits Ende der 1990er-Jahre umstritten und vor Gericht

Durch den Fall Olivia hatte Hamer im Jahr 1995 erstmals in Österreich für Schlagzeilen gesorgt.

Die Eltern des krebskranken Mädchens waren auf Anraten des "Heilers" mit der damals Sechsjährigen vor einer schulmedizinischen Behandlung nach Spanien geflüchtet. Der "Fall Olivia" hatte für ein gewaltiges Medienecho gesorgt - und zwar weit über die Grenzen von Österreich hinaus.

Ende Juli 1995 wurde die Niederösterreicherin Olivia mit der Diagnose Wilms-Tumor in die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Wiener AKH eingeliefert. Sechs Kilogramm Tumormasse hatten sich - ausgehend von der rechten Niere - im Bauchraum des kleinen Mädchens angesammelt. Als Anhänger des Deutschen Ryke Geerd Hamer, eines Vertreters der sogenannten Neuen Medizin, weigerten sich Olivias Eltern, ihr Kind mit Zytostatika behandeln zu lassen.

Dem Paar wurde das Sorgerecht entzogen und der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt übertragen. Nach einer Flucht nach Spanien und tagelangen Verhandlungen mit den Eltern wurde Olivia schließlich - nach der Rückkehr nach Österreich - ins AKH eingeliefert. Ihre Überlebenschancen betrugen damals in etwa fünf bis zehn Prozent. Der Tumor drohte die Atmung zu blockieren.

Aber: Olivia hat überlebt. Nach monatelanger Chemotherapie und Operation im Wiener AKH wurde das Mädchen von der Krankheit geheilt.

Die Eltern der jungen Krebspatientin wurden in weiterer Folge vom Oberlandesgericht in Wien zu achtmonatigen bedingten Strafen verurteilt.

"Krebs-Heilpraktiker" Hamer ist in mehreren europäischen Ländern (u.a. Frankreich und Deutschland) vor Gericht gestanden und zu Haftstrafen verurteilt worden. Geklagt hatten Angehörige mehrerer gestorbener Patienten des ehemaligen Mediziners, die seinen Methoden gefolgt waren und die schulmedizinischen Krebsbehandlungen abgebrochen hatten.

Hamer ist u.a. in Deutschland wegen des Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz verurteilt worden und darf auch in Österreich nicht praktizieren.

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