Spektakulärer Hoeneß-Prozess bleibt kurz

Im Strafprozess droht dem FC-Bayern-Chef eine nicht geringe Gefängnisstrafe.

Am dritten Prozesstag ging es viel schneller als erwartet: Schon nach nur eineinhalb Stunden unterbrach der Richter die Verhandlung bis Donnerstag. Nach allgemeiner Einschätzung fällt da, wie geplant, das Urteil.

Wie es ausfällt, bleibt weiter höchst spannend: Nach der sensationellen Erhöhung der Schadenssumme für den Fiskus um etwa das Fünffache am Vortag und den düsteren Prognosen für den Angeklagten Uli Hoeneß machte die Verteidigung am Mittwoch offenbar etwas Boden gut beim Versuch, ihn vor dem Gefängnis zu bewahren.

Das lag am EDV-Spezialisten des Finanzamts. Der bestätigte die Behauptung der Verteidigung, dass die genauen Konto-Unterlagen von der Schweizer Bank auf mehreren USB-Sticks im Ausmaß von 70.000 Seiten erst vor Kurzem Hoeneß übermittelt wurden. Das war die Begründung dafür gewesen, dass er zu Prozessbeginn die 3,5 Millionen Euro Steuerhinterziehung der Anklage selbst auf insgesamt 18 Millionen erhöht hatte. Am Tag danach hatte die Chefermittlerin des Finanzamts aus diesen Unterlagen sogar 27,2 Millionen Euro Steuerschulden abgeleitet und Hoeneß vorgeworfen, diese Daten bewusst so lange zurückgehalten zu haben.

Selbstanzeige relevant

Die Staatsanwaltschaft hält daher daran fest, dass seine Selbstanzeige vor 14 Monaten unvollständig und damit unwirksam gewesen sei. Nur wenn dies der Richter anders sieht, könnte er die Selbstanzeige als strafmindernd werten, was Hoeneß’ einzige Chance auf eine nur bedingte Gefängnisstrafe ist.

Das gilt aber angesichts des gestern von der Verteidigung widerspruchslos akzeptierten Schadens für den Fiskus weiter als sehr unwahrscheinlich, auch wenn die an der vollen Wirksamkeit der Selbstanzeige festhält: In der seien schon sämtliche Zahlen enthalten gewesen. Der Richter, die Gerichtssprecherin und der Staatsanwalt wiesen aber am Mittwoch nach der Zeugenvernehmung darauf hin, dass auch die Höhe der Hinterziehung für das Strafmaß relevant sei, und die habe sich stark geändert.

Die sorgt nun auch dafür, dass in der deutschen Öffentlichkeit die Sympathien für Hoeneß rapide schwinden. Inzwischen liegt in den meisten Online-Umfragen die Zahl derer, die Hoeneß im Gefängnis sehen oder sehen wollen, bei 80 Prozent. Noch zu Beginn des Prozesses hielten sich Gefängnis-Befürworter und Hoeneß-Fans, die ihn davor bewahrt sehen wollten, etwa die Waage.

Zwei Drittel der Deutschen wollen laut Blitzumfrage auch den sofortigen Rücktritt von Hoeneß als Präsident des FC Bayern. Am Dienstag Abend hatte er noch in München das Champions-League-Match mit Ehefrau Susi von der Ehrentribüne aus gesehen.

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