Adam Lanza: Porträt eines Einzelgängers

Adam Lanza is seen in this photo obtained and distributed by NBC News. Lanza has been identified as the gunman in the Sandy Hook Elementary School mass shooting in Newtown, Connecticut. REUTERS/NBC News/Handout (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW EDUCATION) FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. NO ARCHIVES. NO SALES
Wie findet man etwas heraus über einen Menschen, der sein Leben lang nichts von sich preisgeben wollte?

Es ist ein mühsames Puzzle, das die Ermittler der Polizei in Connecticut in den Tagen nach dem Schulmassaker von Newtown zusammenlegen müssen. Wer war dieser 20 Jahre alte Adam Lanza, der unauffällig zu Hause bei seiner Mutter lebte und dann mit enormer Brutalität und schier nicht enden wollender Munition auf eine Schulklasse voller Kinder schoss? Was war sein Motiv? Ganz Amerika steht schockiert vor einem gewaltigen Rätsel. Die Polizei will zwar "gute Beweise" in Lanzas Haus gefunden haben, gibt aber bisher keine Einzelheiten darüber preis.

Und so machen sich Reporter von Radiostationen, Fernsehsendern, Blogs, Magazinen und Tageszeitungen auf die Suche nach Verwandten, Bekannten, Bezugspersonen und fahnden nach jedem noch so kleinen Anknüpfungspunkt an das Leben eines zum Massenmörder mutierten jungen Mannes:

Lanza soll vor allem eines gewesen sein: scheu. Anders als viele andere in seinem Alter hatte er weder ein Profil beim sozialen Netzwerk Facebook, noch twitterte oder bloggte er im Internet. Von Menschen hielt er sich anscheinend absichtlich fern.

"Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, stand er zwei Meter entfernt. Dann machte er drei Schritte auf mich zu, schüttelte meine Hand und machte schnell wieder drei Schritte nach hinten", erzählte Russell Hanoman, ein Freund von Lanzas Mutter, dem TV-Sender NBC. Frühere Klassenkameraden beschreiben ihn als Einzelgänger.

Der 20-Jährige, der auf den wenigen Fotos in US-Medien meist einen rot-braunen Topfschnitt trägt und so wirkt, als ob er sich unbehaglich fühlt, lebte noch bei seiner Mutter und ging offenbar auch nicht auf eine Schule oder eine Universität. Sein älterer Bruder Ryan war bereits ausgezogen, vom Vater hatte sich die Mutter 2009 getrennt.

Mutter und Sohn lebten von Unterhaltszahlungen des Vaters - übereinstimmenden Medienberichten zufolge fast 300.000 Dollar (etwa 230.000 Euro) im Jahr. Ob die Scheidung freundschaftlich verlief, darüber berichten US-Medien unterschiedlich. Adam Lanza soll den Kontakt zu seinem Vater jedenfalls abgebrochen haben.

Für seine Mutter soll er einen Großteil ihres Lebensinhalts bedeutet haben. "Alles, was sie in ihrem Leben gemacht hat, war darauf ausgerichtet, dass er versorgt ist", sagte Hanoman.

Doch auch die Beziehung zur Mutter sei nicht einfach gewesen. Als er einmal krank gewesen sei, habe er sie nicht in sein Schlafzimmer lassen wollen, erzählte Ellen Adriani, eine Freundin der Mutter, dem Sender NBC. "Aber er wollte doch, dass Nancy für ihn da ist und so campierte sie die ganze Nacht vor seiner Schlafzimmertür. Hin und wieder fragte er, ob sie noch da sei. Er brauchte also die Sicherheit, dass sie da war, aber nicht in seinem eigenen Raum." Einige Medien spekulieren auch, Lanza könnte eine psychische Krankheit gehabt haben oder autistisch gewesen sein.

"Er war ein Computer-Streber und sehr klug", sagte seine Tante Marsha Lanza dem TV-Sender CBS. Auch in anderen Berichten wird Lanza immer wieder als außergewöhnlich intelligent beschrieben. Welche Schulen er besuchte - und ob darunter auch der Tatort, die Sandy Hook Elementary School, war - blieb zunächst unklar. Zeitweise habe ihn die Mutter zu Hause unterrichtet, sagte die Tante.

Und ein Sprecher der Western Connectictut State University bestätigte der Huffington Post, dass Lanza dort schon mit 16 Jahren einige Kurse belegt habe, darunter Deutsch für Anfänger, Geschichte und Computer-Kurse. Zuletzt sei Lanza 2009 an der Universität gewesen.

Noch kurz vor der grausamen Bluttat habe der 20-Jährige sein Leben eigentlich zum Positiven verändern wollen, sagte der Freund der Mutter, Russell Hanoman. "Er wollte zurück an die Schule, also haben er und seine Mutter sich Universitäten angesehen und nach einer idealen Umgebung gesucht. Er wollte sozialer werden. Er wollte nicht den Rest seines Lebens wie gefangen in seinem Haus verbringen."

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