Wo Jesus in Nazareth aufwuchs

Wo Jesus in Nazareth aufwuchs
Britischer Forscher vermutet das Haus unter einem heutigen Kloster - teils in den Fels geschlagen, teils Raum einer natürlichen Höhle.

Seit 14 Jahren ist der britische Archäologe und Historiker Ken Dark besessen von der Idee, jenes Haus in Nazareth aufzuspüren, in dem Jesus seine Kindheit verbracht hat. Vor fünf Jahren war er sich dann sicher und ging mit seinen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit – aber kaum jemand schenkte ihm Beachtung. Doch neueste Analysen scheinen nun seine These zu bestätigen.

Unter Nonnen-Konvent

Ausgemacht hat der Forscher, der an der Reading University lehrt, das Kloster der „Schwestern von Nazareth“ – darunter soll sich seiner Meinung nach das Domizil von Joseph, Maria und Jesus befunden haben. Ausgrabungen ergaben tatsächlich, dass es unter dem Konvent ein Haus gab, das in den Kalkstein geschlagen wurde und sich auch auf Teile einer natürlichen Höhle erstreckte.

Architekt Joseph

Es könnte von Joseph selbst ausgemeißelt worden sein. Zwar wird dessen Beruf landläufig mit Zimmermann wiedergegeben, doch in griechischen Originaltexten ist von einem „Tekton“ die Rede, was übersetzt Bauhandwerker, Architekt oder auch Baumeister bedeutet. Und auf Basis jüngster Proben konnte die Behausung tatsächlich auf das erste nachchristliche Jahrhundert zurückgeführt werden. Zudem fand Ken Dark auch Fragmente von Tongefäßen, die zu dieser Zeit unter jüdischen Familien sehr gebräuchlich waren.

Wo Jesus in Nazareth aufwuchs

Bereits im vierten Jahrhundert brachten die Menschen den Ort unter dem heutigen Nonnenkloster mit dem Haus in Verbindung, in dem Jesus aufgewachsen sein könnte. Erst in den 1930er-Jahren wurde diese Theorie verworfen – bis der britische Wissenschafter jetzt neuerlich alles auf den Kopf stellen könnte.

Er hat auch weitere Argumente. Im vierten Jahrhundert sei nämlich genau dort eine Kirche in die Höhle gebaut worden – also zu jener Zeit, als das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Imperium geworden war (380 n. Chr.). Danach ging es Schlag auf Schlag: Schon im fünften Jahrhundert wurde an der Stelle über dem vermeintlichen Wohnsitz von Jesus, Maria und Joseph sowie über der unterirdischen Gebetsstätte eine Kirche errichtet, wie bereits frühere Studien gezeigt hatten.

Diese war offenbar die größte von Nazareth zu der Zeit und wurde reich verziert mit Marmor und Mosaiken. Darauf weist unter anderem eine Beschreibung aus dem siebenten Jahrhundert hin, in der von einer enormen byzantinischen Kirche geschwärmt wird. Der Sakralbau sei noch größer und prunkvoller gewesen, erläutert Dark, als die nahe Verkündigungskirche. Diese wurde an jenem Ort errichtet, an dem der Überlieferung nach der Erzengel Gabriel Maria eröffnet hat, dass sie den „Sohn Gottes“ gebären werde.

„Heiliges“ Fundament

All dieser Aufwand lasse sich nur damit erklären, da ist sich der britische Experte Ken Dark sicher, dass die Menschen auf Basis mündlicher Weitergabe der festen Überzeugung gewesen seien, auf „heiligem“ Fundament zu bauen.

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