Wenn die Glockenklöppel Lederpatscherl tragen

Wenn die Glockenklöppel Lederpatscherl tragen
Wenn die britische Queen stirbt, läuten die Glocken eine Stunde lang. Aus Respekt vor ihrem Ableben sollen die diese dumpfer klingen.

Britische Ledermanufakturen haben dieser Tage alle Hände voll zu tun, auch wenn sie es nicht an die große Glocke hängen. Denn obwohl viele im Land noch gar nicht daran denken wollen, laufen bereits Vorbereitungen auf die „Operation London Bridge“. So der Codename für das Zeremoniell, das in Kraft tritt, wenn Queen Elizabeth II., die am 21. April 96 Jahre alt geworden ist, eines Tages stirbt. Mit den Worten „London Bridge is down“, also etwa: „London Bridge ist eingestürzt“, informiert dann der ranghöchste Buckingham-Palace-Beamte den britischen Premier. An den folgenden zehn Tagen Staatstrauer soll das Land der Rekordmonarchin gedenken.

Die Daily Mail hat jüngst läuten gehört, dass dazu auch sanfter klingende Kirchenglocken gehören. Denn am Todes- und Begräbnistag der Queen sollen diese je eine Stunde lang im ganzen Land ertönen, allerdings gedämpft. Das klassische „Ding-Dong“ soll in ein „dumpfes Summen“ verwandelt werden, betonte die Zeitung – „als Zeichen des Respekts“.

Wenn die Glockenklöppel Lederpatscherl tragen

Das bedeutet aber schon jetzt viel Planung und Aktivität. Denn um den richtigen Ton zu treffen, benötigen die Klöppel zwei Lederüberzüge, einen für jede Seite, die die Glocke trifft. Teilweise sind diese Schalldämpfer in Gotteshäusern vorhanden. „Viele“ sind allerdings nach Jahrzehnten der Lagerung in Kirchtürmen am Vermodern und müssen ersetzt werden, heißt es im Bericht. Vollständig gedämpfte Glocken sind eben nur für einen ganz speziellen Moment reserviert. Deshalb hat die Mehrheit der 16.000 Kirchen Großbritanniens diese seit dem Tod von Elizabeths Vater, König George VI., im Februar 1952 nicht mehr erklingen lassen, betonten Experten. So manche lassen sie allerdings hie und da „halb-gedämpft“ läuten, sprich jeder zweite Schlag wird durch einen Leder-„Mantel“ auf einer Seite des Klöppels abgeschwächt, zum Beispiel am Remembrance Sunday, dem Gedenktag an Soldaten und Zivilisten, die in den beiden Weltkriegen Dienst taten.

Gefragte Schalldämpfer

Das Resultat: Die kleine lederverarbeitende Industrie des Landes wird dieser Tage mit Aufträgen für Schalldämpfer „überflutet“, so die Mail. „Unsere Verkäufe lagen im vergangenen Monat doppelt so hoch wie im Vormonat“, erzählt etwa ein Industrievertreter. Und ein Glockenexperte meint: „Die meisten Kirchenvertreter hetzen herum und versuchen, genug zu bekommen.“

Schwermütiger Klang

Eine Sprecherin des Zentralrats der Kirchenglockenläuter erklärt, das sei alles wichtiger Teil der Vorbereitung auf den traurigen Tag. „Wir haben mit dem königlichen Haushalt und dem Erzbischof von Canterbury (dem Oberhaupt der Church of England) viel über den Tag zu gesprochen, an dem die Monarchin stirbt, von dem wir hoffen, dass er nicht so bald kommen wird“, betont sie. Wenn die Stunde aber dann doch einmal schlägt, sollen die Kirchenglocken die angebrachte Trauer tragen. „Durch das Hinzufügen von Dämpfern klingen die Glocken schwermütig – also eher wie ein dumpfes ,bumm, bumm, bumm‘ als ,dong, dong, dong‘. Es geht darum, dem Dienst der Monarchin die gebührende Ehre zu erweisen und ihres Lebens zu gedenken.“

Kommentare