"Josef, der Österreicher": Warteten die Jugendlichen auf den Weltuntergang?

"Josef, der Österreicher": Warteten die Jugendlichen auf den Weltuntergang?
Ein Österreicher und mehrere Jugendliche warteten im niederländischen Dorf Ruinerwold offenbar auf Armageddon.

Ein 58-jähriger Österreicher hat mehrere Jahre hindurch offenbar eine Gruppe junger Menschen im niederländischen Dorf Ruinerwold (Provinz Drenthe) in einem Keller festgehalten. Der Sprecher des Außenministeriums in Wien, Peter Guschelbauer, bestätigte am Dienstagabend entsprechende Berichte in niederländischen Medien unter Berufung auf die örtlichen Behörden. Demnach handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen gebürtigen Wiener und Handwerker. 2010 sei er Medienberichten zufolge von Oberösterreich in die Niederlande ausgewandert.

Österreicher und mehrere Jugendliche warteten auf Armageddon

Der Mann und fünf oder sechs Kinder im Alter von 16 bis 25 Jahren sollen fast zehn Jahre lang auf "das Ende der Zeiten" gewartet haben, berichten niederländische Medien und bezeichneten die Kinder als "Kelderkinderen" (zu Deutsch: Kellerkinder). Der 58-Jährige wurde laut Polizei vorläufig festgenommen. Er sei nach neuen Erkenntnissen aber nicht der Vater der jungen Leute.

"Dieser Mann war immer so schroff", sagt ein Anwohner. "Du musstest nur in die Nähe des Hofes kommen und er hat dich schon weggeschickt. Er hat alles mit einem Fernglas beobachtet." Im Dorf sei er nur als "Josef, der Österreicher" bekannt gewesen, zitiert RTV Drenthe einen weiteren schockierten Ruinewolder. Er wurde so genannt, "weil er aus Österreich stammte".

Verwirrter Mann tauchte in Wirtshaus auf

Chris Westerbeek, Wirt des Dorfwirtshauses, hatte die Polizei am Montag alarmiert. Bei ihm war ein fremder junger Mann mit langen Haaren und Bart in der Wirtsstube aufgetaucht. Er war total verwirrt, wie der Wirt sagte. "Er sagte, dass er weggelaufen war und Hilfe brauchte." Zuerst habe man gedacht, der Mann sei auf Drogen. Der 25-Jährige habe dann geschildert, dass er neun Jahre lang nicht draußen gewesen und nie in die Schule gegangen sei. Da wurde der Wirt misstrauisch und kontaktierte die Polizei.

"Er sagte, dass er Jan heiße, weggelaufen sei und Hilfe brauchte", erklärte der 27-jährige Jungwirt Westerbeek der deutschen Bild. Der Mann habe im Wirtshaus ein völlig wirres Weltuntergangsszenario geschildert. "Er sagte, das Tageslicht sei schlecht. Als wir fragten, ob es ein Kult sei, wusste er nicht, was das bedeutet", so ein Kneipenbesucher. Offenbar wussten die Jugendlichen nicht einmal, dass es außer ihnen noch andere Menschen gibt.

Über die genauen Lebensumstände und den Gesundheitszustand der Familie wollte die Polizei vorerst keine Angaben machen. Die Untersuchungen seien noch in vollem Gange. "Alle Szenarien sind noch offen", sagte eine Sprecherin. Der 58-Jährige Österreicher sei festgenommen worden, "weil er nicht an unserer Untersuchung mitarbeitete". Laut Berichten einiger Lokalmedien sei der Vater der jungen Menschen im Bett gelegen - er habe vor einigen Jahren einen Schlaganfall erlitten.

Dorf ist geschockt

Niederländische Medien berichten, dass die Polizei hinter einem Kasten im Wohnzimmer eine Stiege entdeckt hatte, die in den Keller führte, wo die Gruppe hausten.

Die Dorfbewohner der 2.800-Seelen-Gemeinde sind geschockt. "Hiervon hatte ich echt keine Idee", sagte Dorfbewohner Jans Keiser RTV Drehnte. Er meinte, dass man bei dem Hof immer nur einen Mann gesehen hätte. "Das Tor an seiner Brücke war immer verschlossen. Sie haben den Hof nie betreten. Eines Abends habe ich einmal versucht, mich mit einem Nachbarn umzusehen. Dann sahen wir eine Kamera in einem Baum hängen. Das war ein Grund für uns wieder zurück zu gehen."

Selbstversorger?

Von einer Familie hätte das Dorf nichts gewusst. Der Hof liegt versteckt hinter Bäumen und etwa 200 Meter vom Rande des Dorfes entfernt. Dazu gehören nach Aussagen von Reportern ein großer Gemüsegarten, eine Ziege und Gänse. Die Familie könnte sich größtenteils selbst versorgt haben.

Möglicherweise habe sich die Familie Jahre lang selbst versorgt. Wo die Mutter ist, ist derweil nicht bekannt. Laut diversen Meldungen dürfte sie aber bereits verstorben sein. Ebenfalls noch nicht bekannt ist, ob der leibliche Vater mit den Kindern im Keller hauste und ob "Josef, der Österreicher" die Menschen gezwungen hat, im Keller zu hausen.

Schockiert zeigte sich der Bürgermeister der Gemeinde De Molden - zu der Ruinerwold gehört: Einige der Kinder seien nicht standesamtlich registriert gewesen.

Kommentare